Grevenstein. Beim Skilift Grevenstein läuft alles ehrenamtlich - auch die Bewirtung der Skihütte. Das sind die Hüttenwirte der Ostenberghütte.
Am Freitagmittag ist es noch ruhig auf der Piste - am Nachmittag, wenn die Kinder schulfrei haben, dann wird es wohl voll, vermutet Paul Nagel. Es ist das erste Wochenende, an dem der Skilift Grevenstein für Skifahrer und Snowboarder öffnen kann - der kleine Lift ist noch zu einhundert Prozent auf Naturschnee angewiesen, eine Schneekanone gibt es nicht. Er beginnt im Tal direkt hinter Grevenstein, wenn man Richtung Sundern-Meinkenbracht fährt, umgeben von Berghängen. 450 Meter zieht der Lift die Wintersportbegeisterten den Hang hinauf - insgesamt 100 Höhenmeter. Von oben hat man einen phänomenalen Rundumblick auf Grevenstein und die umliegenden Berge. Und unten, neben dem Lift, befindet sich die kleine Skihütte des Betreibervereins Interessengemeinschaft Ski-Lift „Ostenberg“ Grevenstein e.V.
In ihr sind von Januar bis März Paul Nagel und Susanne Steinbach, auch Suse genannt, die Chefs - sie sind mit allen „per Du“ und sorgen dafür, dass die Skifahrer nicht nur einen warmen Platz vorm Kamin zum Aufwärmen haben, sondern auch kühle und warme Getränke sowie Snacks und kleine Mahlzeiten für den schnellen Hunger. „Wir machen das jetzt im dritten Jahr“, erzählt Paul Nagel. Eigentlich ist er Gärtner bei einem Betrieb in Schmallenberg, sie fährt eigentlich Taxi im Raum Meschede - aber in den Wintermonaten wird er zum Hüttenwirt. „Eigentlich ist uns das mehr oder weniger zugeflogen. Der Verein suchte einen neuen Betreiber für die Hütte, und Suse ist gelernte Köchin. Einen Tag haben wir überlegt.“ Die Entscheidung, den Verein ehrenamtlich durch ihre Hilfe zu unterstützen, haben die beiden Grevensteiner bis heute nicht bereut.
Selbst kein Ski fahren - lieber die Hütte genießen
„Wir sind auch beide Mitglied im Verein“, erzählt Susanne Steinbach. Selbst fahren tun sie nicht. „Da bekommen mich keine zehn Pferde drauf!“ Und ihr Lebensgefährte will mit „fast 60“ nicht mehr anfangen, Ski zu fahren. Dafür kochen sie: Currywurst, Schnitzel, Frikadellen, Pommes. Am Wochenende gibt es zusätzlich Gulaschsuppe. Alles ist frisch zubereitet, die Zutaten sucht Susanne Steinbach selbst aus, wenn sie sie einkauft. Die gelernte Köchin und Hotelfachfrau wirbelt durch die Küche, als die ersten hungrigen Gäste in die „Ostenberghütte“ strömen. Als die Pommes in der Fritteuse sind, probiert sie die Gulaschsuppe. „Hui, die ist aber scharf geworden“, urteilt sie. „Ist doch gut“, erwidert Paul Nagel. „Dann bringen sie genug Durst mit.“
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Die Preise für die deftige Hausmannskost sind familienfreundlich: 6,50 Euro für eine große Portion Currywurst mit Pommes und Mayo, zwei Euro für eine Cola oder einen Kakao. Ein Strammer Max mit immerhin drei Eiern kostet genau wie ein Schnitzel sechs Euro. „Natürlich verdienen wir auch ein bisschen dran - müssen wir ja auch“, sagt Paul. „Aber eben nicht viel.“ Denn der gesamte Skilift wird für Familien und Einheimische betrieben; da sollen auch die Preise angepasst sein. Das Veltins wird jedenfalls am Freitagnachmittag von einer Gruppe junger Erwachsener ebenso wenig verschmäht wie die kross frittierten Pommes.
Einfache, gute Hausmannskost soll auf die Karte
Die Karte haben beidel gemeinsam erstellt. „Ich war überall in der Gastronomie“, sagt Susanne Steinbach. „Ich hab mir also Gerichte rausgesucht, die leicht zuzubereiten sind - und zu schwer im Magen dürfen sie ja auch nicht liegen.“ Paul Nagel beschreibt die Auswahl als bodenständig. „Außerdem essen wir das alles selbst gern“, gibt er zu und lacht. Immer wieder lassen sich die beiden etwas Neues einfallen, um die Leute auch außerhalb des Liftbetriebs in die Hütte zu ziehen.
An einem Sonntag im Februar, an dem kein Schnee liegt, soll ein Frühschoppen mit Reibeplätzchen stattfinden. „Man kann dann hier anrufen und einen Tisch reservieren, und dann machen wir uns hier einen schönen Tag“, erklären sie. Das Besondere: Diejenigen aus Grevenstein, die es nicht schaffen, die Hütte zu besuchen - zum Beispiel aus gesundheitlichen Gründen - können sich die Reibeplätzchen nach Vorbestellung liefern lassen. „Wir haben einen jungen Burschen, der die frischen Reibeplätzchen dann ausfährt.“ Das Vorbild ist das „Waffeltaxi“, das der Tennisclub in Grevenstein im Sommer anbietet. Je nach Masse der Anmeldungen wird schon Freitag mit den Vorbereitungen angefangen - denn die Kartoffeln werden in der Haushaltsmaschine gerieben und per Hand ausgedrückt.
Für die beiden Hüttenwirte ist der Betrieb der Hütte ein Hobby. „Es macht einfach Spaß: Wir kennen hier eigentlich alle, die kommen, sind jeden Tag unter Leuten.“ Die Hütte hat jeden Samstag und Sonntag von 11 bis 18 Uhr geöffnet bis Ende März, freitags normalerweise ab 16 Uhr, und ist damit ein beliebtes Ziel für Wanderer. Aber wenn Schnee liegt, ist die Hütte jeden Tag von 11 Uhr an geöffnet.
„Zum Glück haben wir ganz tolle Arbeitgeber“, sagt der Grevensteiner. „Denen gehört wirklich großer Dank!“ Denn beide werden für ihren Skihüttenbetrieb von ihren Arbeitsstellen freigestellt. „Dafür arbeiten wir im Sommer meistens mehr“, verrät Susanne Steinbach. „Aber auch, wenn das nicht so wäre, würden wir freibekommen.“ Dank ihres Engagements hat der IGS eine funktionierende Skihütte mit leckerer, frischer Hausmannskost und herzlicher Bewirtung.