Eslohe. Der gebürtige Esloher Frederik Bösing arbeitet als Filmemacher und Regisseur in Berlin. In diesem Jahr steht ein besonderes Projekt an.
Frederik Bösing stammt aus Eslohe und arbeitet in Berlin als Regisseur und Filmemacher. An seine Zeit in Eslohe erinnert er sich gerne zurück.
Wie sind Sie in Eslohe aufgewachsen?
Ich habe zusammen mit meinen Eltern, meinen beiden älteren Brüdern und meiner Oma mütterlicherseits unter einem Dach gelebt. Bis zur zehnten Klasse bin ich auf die Realschule nach in Eslohe gegangen, bevor ich dann zum Gymnasium in Meschede gewechselt bin. Der Hauptteil meiner Kindheit hat sich also auf den Spielplätzen, Bolzplätzen, Wäldern und Schlittenwiesen sowie im Eiscafé in Eslohe abgespielt. Ein anderer toller Ort war die leerstehende Pension in Nichtinghausen, um die sich meine andere Oma gekümmert hat. Dort konnten meine engsten Freunde und ich zusammen Musik machen.
Viel für das eigene Leben gelernt
Wer hat Sie in Ihrer Kindheit besonders geprägt?
Meine Oma Erika Thimm. Sie lebt im Obergeschoss meines Elternhauses und wird bald 99. Meinen berufstätigen Eltern hat sie häufig unter die Arme gegriffen und sich um mich und meine Geschwister gekümmert. Sie hat irrsinnig viel erlebt und ihre Geschichten immer mit uns geteilt. Daraus habe ich viel für mein eigenes Leben gelernt. Deshalb habe ich ihr vor einigen Jahren als Uni-Projekt einen Film über sie gemacht.
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Wer hat Sie besonders gefördert?
An erster Stelle stehen da meine Familie und besonders meine Eltern. Meine Eltern haben mich immer darin bestärkt, das zu machen, woran ich Freude habe. Daher haben sie einen großen Anteil daran, dass ich mich getraut habe, einen eher ungewöhnlichen Weg einzuschlagen. Auch finanziell waren sie mir eine Stütze. Später waren es dann Menschen, die ich im Laufe meiner Ausbildung getroffen habe, von denen ich viel gelernt habe.
Wer hat Sie in ihrer Ausbildung besonders unterstützt?
Zum Beispiel Hans Schauerte, bei ihm habe ich mein erstes Praktikum absolviert. Er ist ebenfalls Sauerländer und hat mir die Grundlagen des Filmemachens beigebracht. Über verschiedene Ecken habe ich Sebastian Winkels und Simon Brückner kennengelernt, sie beschäftigen sich im Schwerpunkt mit Dokumentarfilmen. Ihre Arbeit hat meine Haltung zum Medium Film wahrscheinlich am stärksten beeinflusst. Finanziell fördert mich die Studienstiftung bis heute sehr.
„Das Filmemachen ist immer ein extrem risikoreicher und intensiver Prozess. Es gibt nie eine Garantie für Erfolg, weil zu viele Faktoren eine Rolle spielen und sehr viel schiefgehen kann. “
Wie wichtig war Ihr Freundeskreis früher?
Mein Freundeskreis ist mir bis heute sehr wichtig. Drei meiner engsten Freunde hatten damals eine Band mit dem Namen „Johann van der Smut“. Wir haben viel Zeit in ihrem Proberaum in Oesterberge verbracht und weil ich die Musikvideos für sie gedreht habe, bin ich zum Filme machen gekommen. Mein engster Freundeskreis bestand aus fünf Jungs aus Eslohe, Salwey, Wenholthausen und Schmallenberg. Wir haben viel zusammen gemacht und uns in allen Lebenslagen unterstützt. Mittlerweile hat es fast alle nach Berlin verschlagen und wir haben immer noch einen engen Draht zueinander.
Wie haben Sie Ihren eigenen Weg gefunden?
Durch Zufall. Bis zu meinem Abi hatte ich mit Kunst wenig am Hut, sondern war eher an Mathe und Naturwissenschaften interessiert. In meiner Realschulzeit hatte ich die Idee, vielleicht später etwas mit Musik zu machen. Das musikalische Angebot an der Realschule Eslohe war toll, im Abi hingegen habe ich den Musikunterricht als sehr trocken empfunden. In der zwölften Klasse kam dann kein Musikkurs mehr zustande, sodass ich an dem Zusatzkurs Literatur teilnahm. Wir waren sehr unabhängig von dem Lehrplan und weil unser Lehrer ein großer Filmfan war, haben wir uns mit der Praxis des Filmemachens auseinandergesetzt. Von da an habe ich mir die Nächte um die Ohren gehauen, um mir das Filme-Schneiden beizubringen.
Wie ging es dann für Sie weiter?
Mein erstes Studium mit dem Schwerpunkt Medienwirtschaft und Journalismus habe ich abgebrochen und mich daraufhin an verschiedenen Kunst- und Filmschulen beworben. An der Kunsthochschule Berlin-Weißensee habe ich einen Studienplatz für den Studiengang Visuelle Kommunikation bekommen. Während dieser Zeit konnte ich mich intensiv mit dem Medium Film auseinandersetzen - besonders mit Dokumentarfilmen. Im Anschluss habe ich mich auf ein Regiestudium an der Filmakademie Baden-Württemberg beworben und wurde glücklicherweise für den Studiengang szenische Regie zugelassen.
Unterstützung und Zuspruch
Sind Sie irgendwo angeeckt?
Das würde ich nicht sagen. Ganz im Gegenteil - ich habe immer viel Unterstützung und Zuspruch erfahren.
Können Sie heute davon leben?
Ich arbeite freiberuflich als Editor und Regisseur und kann mittlerweile ganz gut davon leben. Ich beherrsche als Editor ein solides, kreatives Handwerk, was mir immer eine Sicherheit gibt, wenn es mit den eher künstlerischen und kulturellen Projekten mal nicht klappt. Als Editor kann man in vielen verschiedenen Bereichen arbeiten und auch eine Festanstellung wäre möglich. Die Freiberuflichkeit schätze ich aber sehr.
„Am Anfang eines jeden Projekts sind einem keine Grenzen gesetzt, es macht Spaß zu spinnen und eine Geschichte immer weiter zu verdichten.“
Was bereitet Ihnen am meisten Freude?
Als Filmschaffender beschäftigt man sich in jedem Projekt mit unterschiedlichsten Themen. Ich empfinde es als Privileg, wie viel ich in jedem Filmprojekt lernen kann. Außerdem: Was gibt es Besseres, als sich eine Geschichte auf dem Papier auszudenken und diese dann irgendwann in Bild- und Tonform auf der Leinwand zu sehen? Am Anfang eines jeden Projekts sind einem keine Grenzen gesetzt, es macht Spaß zu spinnen und eine Geschichte immer weiter zu verdichten. Im nächsten Schritt, fangen die Filmfiguren durch die Darsteller und Darstellerinnen an zu leben - das ist ein echtes Geschenk. Auch der Schnitt und die Montage verändern den Film noch einmal. Es macht großen Spaß, wenn im Schnittprozess alle Einzelteile zusammenlaufen und daraus eine zusammenhängende Erzählung entsteht.
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Was sind Herausforderungen?
Das Filmemachen ist immer ein extrem risikoreicher und intensiver Prozess. Es gibt nie eine Garantie für Erfolg, weil zu viele Faktoren eine Rolle spielen und sehr viel schiefgehen kann. Eine echte Herausforderung ist es, den Stress und den Druck eines Drehs von sich fernzuhalten, um die eigentliche künstlerische Arbeit möglichst gut umzusetzen. Denn jeder Drehtag kostet Geld und wenn Drehtage nicht laufen, ist das im Nachhinein nur schwer auszubügeln. Man muss viele Faktoren bedenken und ist im Ende auf eine Portion Glück angewiesen.
Was sind die nächsten Projekte?
Gemeinsam mit dem Drehbuchautor Max Rechtsteiner und der Regisseurin Vera Kay habe ich mich an ein ganz neues Feld herangewagt. Wir haben vor kurzem einen Vampir-Beziehungs-Horror Kurzfilm in Ludwigsburg abgedreht. In diesem Jahr steht dann mein Diplomfilm an. Ich habe einige Ideen, aber noch nichts Spruchreifes.