Meschede. Anne Reimann-Maas ist eine Institution in Meschede - doch jetzt ist Schluss. Wann und warum sie ihr Geschäft schließt und wie es weitergeht.

Sie ist eine Institution in Meschede - und das, obwohl sie eigentlich gar nicht aus dem Sauerland kommt. Seit nunmehr 40 Jahren kaufen die Mescheder ihre Kurzwaren bei ihr; erst bei Karstadt, dann bei Hertie, schließlich in ihrem eigenen Geschäft an der Von-Stephan-Straße. Doch jetzt ist Schluss: Ende März wird Anne Reimann-Maas nach 14 Jahren ihr Geschäft für Kurzwaren, Handtücher, Wolle sowie Näh- und Strickzubehör schließen.

Einzelhandel in der Wiege

Der Einzelhandel wurde Anne Reimann-Maas quasi in die Wiege gelegt: Ihre Mutter führte eines der größten Lebensmittelgeschäfte im Ruhrgebiet, damals in den 50er-Jahren, auch ihre Tante arbeitete im Lebensmittelgeschäft. Geboren und aufgewachsen in Gelsenkirchen-Buer, begann Reimann-Maas‘ Geschichte im Einzelhandel mit einem Nebenjob im Lebensmittelladen, den ihre Mutter führte. „Alle bekamen ein neues Fahrrad, als wir aufs Gymnasium gingen“, erinnert sie sich. „Nur ich nicht. Das musste ich mir erarbeiten.“ Also begann sie, im Laden zu helfen.

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Nach dem Abitur begann Anne Reimann-Maas ihre Ausbildung bei Karstadt in Gelsenkirchen-Buer. „Damals war ich in der Schuhabteilung gelandet“, erzählt sie. Lebensmittel, das lag ihr nicht so. Nach der Ausbildung folgten einige Versetzungen: Erst nach Darmstadt, dann als Abteilungsleiterin nach Iserlohn. 1983 führte sie dann eine weitere Versetzung nach Meschede - und hier schlug sie schließlich Wurzeln. Bei Karstadt lernte sie ihren Mann, Michael Maas, kennen - bis zur Schließung arbeiteten sie gemeinsam bei Karstadt, was später zu Hertie wurde.

2009 erfolgt die Schließung von Hertie

Doch dann war das Geschäft 2009 geschlossen. „Ich war zu jung für die Rente“, sagt Anne Reimann-Maas. Sie hatte sich auf einige Stellen beworben, hätte wohl auch Anstellung gefunden: Aber die noch längeren Arbeitszeiten und die geringen Löhne passten nicht. „Und dann haben mein Mann und ich entschieden, wir probieren es mal, und haben uns selbstständig gemacht.“ Geboren war der kleine, gemütliche Laden an der Von-Stephan-Straße, dessen Schaufenster immer einladend dekoriert sind.

Von Michael Maas ist in dem Geschäft noch ein Poster mit „Sauerländer Wörtern“ geblieben, und natürlich der Name und die Idee der Selbstständigkeit. Schon zur Ladeneröffnung 2010 war er schwer krank, 2011 verstarb er. Seit dem Tod ihres Mannes konzentriert sich Anne Reimann-Maas aufs Geschäft, für ihren Mann, aber auch für sich. „Das Metier braucht ganz viel Herzblut“, erklärt sie.

Wolle und Reißverschlüsse

Bei ihr gibt es Wolle und Garn für alle Sorten der Handarbeit, Reißverschlüsse, Nadeln aller Art, Handtücher und Knöpfe. Die meisten Kunden, die kommen, sind Stammkunden, werden herzlich begrüßt. Viele sagen: „Ich wollte einfach mal wieder bei Ihnen vorbeischauen!“ Die wenigsten gehen, ohne etwas gekauft zu haben. Anne Reimann-Maas kennt ihr Geschäft genau, und kann alle genau so beraten, wie sie es brauchen. Von einer genauen Vorstellung, welche Wolle oder welcher Reißverschluss es sein soll, bis hin zu „Ich würd mir ja gern mal so eine Sammlung Wollknäuel für meine Mini-Figürchen zulegen ...“.

Die Schaufensterwerbung hängt: Zum 31. März schließt Anne Reimann-Maas ihr Kurzwarengeschäft.
Die Schaufensterwerbung hängt: Zum 31. März schließt Anne Reimann-Maas ihr Kurzwarengeschäft. © WP | Katharina Kalejs

Schon jetzt beginnen die Vorbereitungen für die Schließung am Karsamstag: Alles, was mit Vorlauf gekündigt sein muss, sei bereits gekündigt, die Reklame für die Schaufenster bestellt. Die macht Foto Sonntag, ebenfalls aus Meschede, denn „man muss sich hier vor Ort ja unterstützen“, so Anne Reimann-Maas. Nach und nach soll dann das Sortiment rabattiert werden. Auch die Mitarbeiterin wird dann gehen, zur Schließung. Schon seit fünf Jahren arbeitet sie bei Anne Reimann-Maas, und davor waren sie beide bei Karstadt angestellt. „Alle meine Mitarbeiterinnen waren vorher bei Karstadt“, erzählt sie mit einem kleinen Lächeln. Sie ist aber guter Dinge, dass auch die letzte Mitarbeiterin noch eine neue Anstellung finden wird.

Im Alter von 70 Jahren

Die Ära von Anne Reimann-Maas als Meschedes Kurzwarenhändlerin geht zu Ende. „Aber mit 70 Jahren wird es jetzt auch Zeit“, da ist sich Anne Reimann-Maas sicher. Jetzt will sie sich auf ihren großen Garten konzentrieren, auf die Familie, auf ihre Hobbys: Und zwar nicht nur auf die Handarbeit, sondern auch aufs Lesen und auf den Fußball - sie ist großer Schalke-04-Fan. Außerdem unterstützt sie zwei älteren Menschen im Alltag: Einer Kundin hier aus Meschede zum Beispiel beim Einkaufen, aber auch ihr Onkel in Gelsenkirchen, mit dem sie regelmäßig Zeit verbringt. „Wir wollen auch in den Urlaub fahren“, sagt sie. „An die See und in die Berge.“ Und sie und auch die beiden freuen sich schon darauf, dass dafür endlich mehr Zeit und weniger Stress da ist.