Meschede/Warstein. Die Warsteiner Internationale Montgolfiade findet erst 2025 wieder statt. Was die Ballonfahrer aus Meschede zu den Neuigkeiten sagen.

Für viele Fans der Großveranstaltung ist es ein Schock: Am Freitag, 26. Januar, wird bekannt, dass die Warsteiner Internationale Montgolfiade (WIM) erst wieder in 2025 stattfinden soll. Im letzten Jahr hatte erst das 30. Jubiläum des größten Ballonfestivals Europas stattgefunden - eine Rekordwoche mit 13 Massenstarts, über 1000 teilnehmenden Ballonen und insgesamt über 160.000 Besuchern. Nun erklärt die Haus Cramer Gruppe, Inhaber der Warsteiner Brauerei und Veranstalter der WIM, dass das Ballonfestival in 2024 nicht stattfinden soll - die zugrundeliegenden Sponsoren- und Verkehrskonzepte sollen dabei grundlegend überarbeitet werden.

Doch was bedeutet das für die Ballonfahrer in der Region?

„Die Absage ist sehr, sehr schade“, sagt Daniel Thamm, Ballonpilot aus Meschede. „Wir sind traurig und geschockt.“ Auch Frank Becker, Ballonpilot aus Meschede, gibt zu, „ein weinendes Auge“ zu haben. Er hat 1999 seine erste Ballonfahrt auf der Warsteiner Montgolfiade angetreten und sich da in das Ballonfahren verliebt. Auch Ballonpilot Bernhard Reinelt ist ein bisschen traurig über die Absage: Seit 28 Jahren fährt er zu jeder Montgolfiade - vor 28 Jahren hat der gebürtige Schwabe während der WIM seine heutige Frau, eine Warsteinerin, kennengelernt.

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Aber alle drei Piloten sind sich einig: Das Ende war abzusehen. „Letztes Jahr wurden schon viel gekürzt, dafür aber die Parkgebühren und auch die Preise für die Mitfahrten angehoben. Die Sparmaßnahmen waren deutlich“, sagt Frank Becker. Die Durchführung der Montgolfiade sei teuer für die Brauerei, vor allem wegen des großen Aufgebots an Attraktionen neben den Ballonen. Daniel Thamm als Vorsitzender der Sankt-Josefs-Schützenbruderschaft Heinrichsthal/Wehrstapel kann aber auch die Sicht der Organisatoren bei der Absage nachvollziehen. „Die Organisation einer Großveranstaltung mit den ganzen Genehmigungen und Vorschriften ist schwierig geworden“, sagt er. Die WIM sei nicht die erste Veranstaltung, die deswegen ausbleibt.

 Der Ballon von Daniel Thamm an seiner Taufe.
 Der Ballon von Daniel Thamm an seiner Taufe. © WP
Daniel Thamm, Ballonpilot und erster Vorsitzender der St.-Josefs-Schützenbruderschaft Heinrichsthal/Wehrstapel.
Daniel Thamm, Ballonpilot und erster Vorsitzender der St.-Josefs-Schützenbruderschaft Heinrichsthal/Wehrstapel. © Privat | St.-Josefs-Schützenbruderschaft Heinrichsthal/Wehrstapel

Für Bernhard Reinelt ist klar: Eine erneute Durchführung der WIM ist nur dann möglich, wenn sich die Veranstaltung deutlich verkleinert. Ursprünglich war die Montgolfiade mal ein Ballontreffen, erinnert Reinelt. Mittlerweile ist es zu einem großen Volksfest ausgewachsen. „Die Veranstaltung ist mittlerweile viel zu eng. Die Besucher finden keine Parkplätze mehr, parken alles zu. Für die Ballonfahrer wird kein Parkplatz mehr reserviert, also wissen wir gar nicht mehr, wohin mit unseren Gespannen. Auf dem Startplatz trubelt es sich alles zu sehr.“ Er ist sich sicher, dass die Veranstaltung deutlich kleiner, mindestens halb so groß wie sie 2023 war, wieder durchführbar wäre. „Aber eine WIM in der Größenordnung wird es nicht mehr geben.“

Starts bei der Montgolfiade teuer für die Piloten

Aber nicht nur für die Brauerei, sondern auch für die Ballonfahrer ist die Warsteiner Internationale Montgolfiade eine finanzielle Herausforderung. „Noch vor fünf Jahren wurden wir von Montags bis Donnerstags mit Mittagessen versorgt, und wir haben die Hälfte des Geldes der Besucherfahrten bekommen“, erinnert sich Frank Becker. Von den angehobenen Preisen haben die Ballonfahrer allerdings im letzten Jahr nicht abbekommen, ganz im Gegenteil: Während der Ticketpreis von 199 Euro auf 239 Euro angehoben wurde, wurde die Bezahlung für die Piloten von 100 Euro auf 90 Euro gesenkt, so Bernhard Reinelt.

Ein Massenstart der 30. Warsteiner Internationalen Montgolfiade.
Ein Massenstart der 30. Warsteiner Internationalen Montgolfiade. © WP | Katharina Kalejs

Er erinnert sich an eine Zeit, da gab es nicht nur Verköstigung, sondern auch Freibier für die Piloten. „Heute gibt es das nur noch nach dem Nightglow - gut, dass wir da alle ins Bett müssen, weil wir für den Morgenstart um fünf Uhr aufstehen müssen.“ Sie hatten auch mal einen Anlaufpunkt gehabt, die Ballonfahrer, an dem sie sich nachmittags hatten treffen können. Der ist schon vor einigen Jahren weggefallen.

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Achtung der Ballonpiloten fehlt: „Jetzt ist genug!“

Insgesamt werden die Ballonfahrer in seinen Augen nicht mehr geachtet, so Bernhard Reichelt. Noch vor den Feiertagen hatte er sich beim Organisationsteam der Montgolfiade erkundigt, erzählt er, und ihm war zugesichert worden, dass die WIM stattfinden würde. Das Aus jetzt, rein in der öffentlichen Kommunikation, ist für ihn der letzte Tropfen. „Jetzt ist genug“, sagt er - und erzählt, dass viele Sauerländer Ballonfahrer, mit denen er in Kontakt steht, es ähnlich sehen.

Bernhard Reinelt ist Ballonpilot aus Meschede. Er hat auf der Warsteiner Internationalen Montgolfiade vor 28 Jahren seine heutige Frau kennengelernt.
Bernhard Reinelt ist Ballonpilot aus Meschede. Er hat auf der Warsteiner Internationalen Montgolfiade vor 28 Jahren seine heutige Frau kennengelernt. © Privat | Privat

Für 2025 wollen sich viele nun nicht mehr anmelden. Stattdessen wollen die Ballonfahrer wohl etwas Eigenes auf die Beine stellen: Mit bis zu vier Ballonen dürfen sie gleichzeitig starten, das wollen sie ausnutzen, berichten alle drei Piloten. Die Urlaube für die WIM waren schließlich schon eingeplant.

Schade finden die Ballonpiloten es trotzdem, irgendwo. „Die WIM ist eine tolle Veranstaltung für alle Beteiligten“, sagt Frank Becker. Das lobt auch Bernhard Reinelt: „Wir haben immer wieder jedes Jahr unsere Freunde und Bekannten aus Deutschland und der Welt dort getroffen.“ Er würde sich freuen, wenn es wieder ein Ballonfahrertreffen gebe - ganz im Sinne von Albert Cramer, der die Montgolfiade damals ins Leben gerufen hat.