Meschede. Beim Empfang der Interessensgemeinschaft Mescheder Wirtschaft hielt auch der Wirtschaftsprofessor Lars P. Feld einen Vortrag.
Am Freitag fand in der Mescheder Stadthalle der traditionelle Neujahrsempfang der IMW (Interessenvertretung Mescheder Wirtschaft) statt. Gekommen waren neben Vertretern der ortsansässigen Betriebe auch Vertreter der Kirchen und des Klosters, der Schützenvereine und verschiedener Organisationen und Vereine.
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Die Begrüßung übernahm der 1. Vorsitzende der IMW Frank Hohmann. Bezüglich des Standorts Meschede gab es Lob und Tadel. Ein deutliches Defizit sieht Hohmann bei der Digitalisierung und der Bürokratie. „In Asien geht alles viel schneller“, erklärte er. „Bei uns besteht da noch großer Nachholbedarf.“
Man müsse diese Probleme auch in die Politik bringen. Weniger Dokumentationspflicht und eine Bürokratie, die nicht nur sich selbst verwaltet sei ein Ziel. Lobend erwähnte er die zusätzlichen Gewerbeflächen, die Arbeit der vielen Handwerksbetriebe mit der Möglichkeit einer guten Ausbildung für den Nachwuchs und auch die jährlich stattfindende BIB (Berufsinformationsbörse). Es sei wichtig, Fachkräfte auszubilden und die Effizienz der Betriebe auch durch KI zu steigern.
Familienfreundlichkeit und Digitalisierung
Im Anschluss sprach Bürgermeister Christoph Weber über die vier Standortfaktoren, mit denen sich der Rat und die Verwaltung der Stadt Meschede auseinanderzusetzen haben. „An erster Stelle stehen hier die mit der 17. Änderung des Regionalplans vom 7. 12.2023 möglich gemachten zwei weiteren Gewerbeflächen im Gewerbe- und Industriegebiet „Enste-West“ sowie das interkommunale Gewerbe- und Industriegebiet „Am Wasserturm“ in Brumlingsen mit der Stadt Arnsberg mit Gewerbeflächen direkt an der Autobahn. Ein zweiter Punkt ist die Bildung. Für die digitalisierungsbezogene Schul- und Unterrichtsentwicklung stellt die Stadt 2024 über 9,7 Millionen Euro an investiven Mitteln zur Verfügung, wovon 9,2 Millionen aus städtischen Mittel kommen. Als drittes Thema steht das Lebensumfeld im Vordergrund. Standortfaktoren für Fachkräfte ist das „lebens- und liebenswerte Meschede“ mit unter anderem dem Hennesee als Naturschatz direkt vor der Haustür. Weiterhin zählen dazu die Maßnahmen zur Belebung der Innenstadt für Heimat-Shopper und Vor-Ort-Genießer, die Schaffung attraktiver Wohnangebote und auch der neue Highlight-Spielplatz in der Berghauser Bucht.“ Auch hier haben wir alle gemeinsam am Ziel eines attraktiven Standortes gearbeitet und bleiben weiter am Ball“, so Weber.
Für den wichtigen Punkt „Familienfreundlichkeit investiert Meschede in den kommenden Jahren rund 4,7 Mio. Euro in Sport- und Freizeitinfrastruktur mit dem Schwerpunkt Freibad. Mit guten Förderprogrammen von Bund und Land müssen „Bei dieser Investition „nur“ zwei Mio. aus städtischen Mitteln kommen.“
Zukunft nicht rosig
Bezüglich der kommunalen Finanzen sagte Weber: „Die Konsolidierung des Haushaltes lässt sich an drei Kennzahlen gut dokumentieren: Keine Liquiditätskredite seit 2019, aktuell lediglich 5 Mio. Euro an Investitionskrediten und eine aktuell sehr niedrige Pro-Kopf-Verschuldung von ca. 200 Euro.“ Deutlich positive Jahresabschlüsse böten hier einen gewissen Puffer, die Zukunft sehe aber nicht sehr rosig aus.
Aufgrund schwieriger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen mussten die Defizitprognosen bei der mittelfristigen Planung von erwarteten kumulierten 5,5 Mio. auf über 23 Mio. Euro bis 2027 angepasst werden. Bei zukünftigen Investitionen muss daher der „Spagat zwischen Wünschenswertem und Machbaren gemacht werden.“
Vortrag von Prof. Lars P. Feld
Im Anschluss gab es einen Vortrag von Prof. Dr. Dr. hc. Lars P. Feld, Direktor des Walter Eucken Instituts Freiburg und Beauftragter des Bundesministeriums der Finanzen für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung. Anhand diverser Statistiken legte er die wirtschaftliche Situation Deutschlands im Vergleich mit Europa und der Welt dar. Das für Deutschland derzeit stagnative Umfeld sei zwar nicht toll, aber dennoch keine Krise.
Regierung problematisch
In Hinblick auf die Staatsverschuldung stehen die Gemeinden gut da. Bei den Ländern liegt die Verschuldung im mittleren Bereich, beim Bund ist sie hoch. Probleme für Deutschland sind hauptsächlich die steigenden Energie- und Lohnkosten. Feld prognostiziert das Wachstum für die nächsten fünf Jahre aufgrund vieler Unsicherheiten und der sprichwörtlichen „German Angst“ auf lediglich 0,7 Prozent, wobei ein Problem auch unsere Regierung sei. „Es sind drei Parteien, die nie koalieren würden, wenn sie es nicht müssten.“
Nach dem hochinteressanten Vortrag von Prof. Feld wurde in gemütlicher Runde noch bei Snacks und kühlen Getränken über das Gehörte diskutiert.