Meschede. Beim Neujahrsempfang der Interessensgemeinschaft Mescheder Wirtschaft hat auch der Journalist Markus Gürne einen Vortrag gehalten.

Beim Neujahrsempfang der Interessengemeinschaft Mescheder Wirtschaft, IMW, versammelten sich am Freitag, 20. Januar, rund 360 Gäste im Foyer der Stadthalle. Frank Hohmann als Vorsitzender begrüßte die Anwesenden und lobte Meschede als Wirtschaftsstandort.

Mit einer Steigerung bei der Gewerbesteuer um 70 Prozent stellt sich Meschede als interessanter Standort nicht nur im Sauerland, sondern in ganz Deutschland und auch im Ausland dar. Vor Besuchern aus Politik und Gewerbe, Schulen und Bildungseinrichtungen, von Hilfsorganisationen und Glaubensrichtungen hob Hohmann besonders die Fachhochschule mit 3600 Studierenden als starkes Standbein der Region hervor. In seiner Rede hatte Hohmann vier zentrale Themen. Als erstes Corona, worüber oft kontrovers diskutiert wurde, was aber die Stärke der Demokratie und der Zivilgemeinschaft zeigte. Dank ging dabei insbesondere an das Bündnis für Demokratie und Solidarität Meschede. Das zweite Thema war der Krieg in der Ukraine, wo Soldaten die Demokratie gegen den Despoten Putin verteidigen. Die monopolistische Energieversorgung, so Hohmann, könne schnell zu einem Flächenbrand führen. „Bestehende Realitäten an Ideologien anzupassen ist eine sinnfreie Diskussion.“

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Der Fachkräftemangel, der auch Meschede stark betrifft, war ein weiteres Thema. Man müsse Heimkehrer fördern, Kontakte zu Partnerstädten im Ausland pflegen sowie Integration durch Ausbildung stärker ausbauen. Auch müssten die Firmen ihre Profile dem aktuellen Stand der Technik besser anpassen, um im internationalen Handel interessant zu bleiben und zu werden. Das vierte Thema befasste sich mit der Verkehrsinfrastruktur. Hier forderte Hohmann Mut und Pragmatismus seitens der Verwaltung wie auch der Gewerbetreibenden. Ein Stillstand von nahezu eineinhalb Jahren wie bei der Brückensanierung in Lüdenscheid sei schlicht unverständlich. Dieses Thema fand sich auch in der Rede des Gastredners Markus Gürne wieder.

Viel Bürokratie in Deutschland

Der Journalist und Fernsehmoderator verwies auf Elon Musk und sein Werk in Mecklenburg-Vorpommern. Musk hatte die deutsche Bürokratie schlichtweg ignoriert und einfach weitergebaut. Gürne berichtete auch von Gesprächen mit Vertretern aus China, Russland oder Indien, die auf die Frage, warum sie Dinge einfach machen, für die es bei uns jahrelangen Papierkrieg gibt, antworteten: weil wir es können. Gürne, der in vielen Ländern der Erde gearbeitet und gelebt hat, sagte: „Ich habe kein Land erlebt, das die Bürokratie derart perfektioniert hat wie Deutschland. Da wird die Straße für Innovationen sehr eng.“

Deutschland als Land der Dichter und Denker habe Fett angesetzt. „Wir haben uns immer auf die Großmächte verlassen. Sicherheit durch die USA ist jedoch Geschichte. Gas aus Russland - vorbei, Waren aus China - vorbei. Wir brauchen Ideen, wo unsere Stärken und Schwächen liegen.“ Dabei mangele es in Deutschland bei rund 7 Billionen Euro auf privaten Konten in unserem Land mitnichten an Geld. In Sachen Infrastruktur sei Deutschland jedoch nicht einmal ein 2.-Welt-Land. Man müsse Abhängigkeiten reduzieren und den einzigen Hebel, den Deutschland hat, nämlich die Ökonomie nutzen. Alte Werte aufleben zu lassen sei wichtig, so Gürne. „Es gibt zu viele Vorschriften, die oft nicht zusammenpassen.“

„Nix im Boden, also was in der Birne“

In seinem lockeren und humorvollen, aber informativen Vortrag sagte Gürne auch, Putin habe geschafft, was weder Obama noch Trump und andere Politiker geschafft haben: Europa hakt sich unter. Für Deutschland gelte: Wenn man keine Bodenschätze hat, muss man mit Bildung vorankommen. „Nix im Boden, also was in der Birne.“

Nach Gürnes Rede bedankte sich auch Bürgermeister Christoph Weber für die große Resonanz bei den Gästen und stimmte Gürne in allen Punkten zu. „Wir sind bei der Digitalisierung die Letzten, wissen aber immer, was alle anderen falsch machen“, so Weber. Danach ging man zum gemütlichen Teil des Abends mit frischem Veltins, Leckereien der Firma Kutsche und vielen interessanten Gesprächen über.