Bestwig. Auch rund um Bestwig sollen Vorrangzonen entstehen, wo Windräder gebaut werden können. Jetzt liegt eine Karte mit Standorten vor.
Wo werden in Bestwig neue Windräder entstehen? Dafür zeichnen sich jetzt fünf denkbare Konzentrationszonen ab.
Die neue Windkraft-Rechenformel
Denn in Bestwig gibt es jetzt eine neue Rechenformel zur Windkraft: In der Gemeinde gilt nun als politischer Grundsatz „3,5 Prozent plus x“. Die 3,5 Prozent bezeichnen die Größenordnung des Gemeindegebietes, die der Vorentwurf des neuen Regionalplanes als Vorrangzonen für Windräder nennt - dort sollen Windräder quasi geballt auf einem Raum entstehen können. Das wurde im Bestwiger Gemeinderat bekannt. Die Zahl ist bedeutsam: Sie unterscheidet sich erheblich von der eigenen Bestwiger Planung, die für eine Änderung des Flächennutzungsplanes aufgestellt wurde: Sie sah 17 Prozent des Gemeindegebietes als geeignet für Windräder vor. Auch bei den Nachbarn in Meschede gibt es eine ähnliche Entwicklung: Hier lautet die Formel 3,9 Prozent plus x - in Meschede waren eigentlich 7,6 Prozent der Stadtfläche vorgesehen gewesen.
Das Verfahren für den neuen Flächennutzungsplan (und den 17 Prozent) hat der Gemeinderat eingestellt, es wird nicht mehr weitergeführt: Denn im Laufe des Verfahrens hatten sich so viele Stellungnahmen ergeben, über die erneut hätte abgestimmt werden oder zu denen weitere Gutachten hätten erstellt werden müssen – das wäre aber bis zum Februar 2024, wenn der Plan eigentlich wirksam werden sollte, zeitlich nicht zu schaffen gewesen.
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Stattdessen wird jetzt verfolgt, was sich auf Ebene des Regionalrates der Bezirksregierung Arnsberg entwickeln wird. Im Vorentwurf für den neuen Regionalplan stehen für die Gemeinde Bestwig fünf mögliche Konzentrationszonen für die Windkraft – teils sind sie sogar kleiner zugeschnitten als in der eigenen Bestwiger Planung, teils werden Gebiete gar nicht aufgeführt, die in der Bestwiger Planung vorgesehen waren.
Zusätzliche Flächen möglich
Die fünf Zonen liegen hier: Im nordöstlichen Teil des Arnsberger Waldes und im östlichen Bereich am Windpark Antfeld, im Bereich Kahler Kopf/Ostenberg in Halbeswig-Nierbachtal, Berlar mit seiner bestehenden Konzentrationszone, am Bastenberg sowie in Eismecke – das ergibt die 3,5 Prozent. Die Bereiche Twilmecke, Obervalme und Dörnberg, die in der Bestwiger Planung noch als mögliche Konzentrationszonen genannt werden, tauchen in der Arnsberger Planung nicht auf.
Sind damit die 17 Prozent vom Tisch? In dieser Höhe vermutlich schon, das wurde in der Diskussion deutlich. Allerdings: Hier kommt der Teil der Formel „plus x“ ins Spiel: Denn Windenergieflächen aus der eigenen Bestwiger Planung könnten zusätzlich zu den 3,5 Prozent ausgewählt werden. Bau- und Umweltamtsleiter Jörg Stralka machte deutlich, dass die Fraktionen eigene Vorschläge machen könnten, welche Flächen sie für Windräder zusätzlich zur Verfügung stellen möchten. Gleichzeitig könnten auch Projektbetreiber, die Windräder bauen möchten, entsprechende Anträge stellen – über die die Gemeinde dann entscheiden müsste.
Völlig offen ist, wie es zeitlich weitergeht. Der Regionalplan-Entwurf, zu dem die Gemeinde ihre Stellungnahme abgeben müsste, kommt voraussichtlich erst im Sommer 2024 auf den Tisch. Sicher ist: Die Politiker sind bereit, mehr zu tun als die 3,5 Prozent umzusetzen. „Ich glaube, die Wahrheit wird nicht bei 3,5 Prozent bleiben, aber auch nicht bei den ursprünglich geplanten 17 Prozent landen“, sagte Alexander Brockhoff (CDU): „Ich kann mir gut vorstellen, dass wir hier in Bestwig zukünftig mehr Energie erzeugen als wir verbrauchen.“ Er ärgerte sich, welche enormen Ressourcen die Windkraftplanung in der Gemeindeverwaltung gebunden habe – deshalb habe man zum Beispiel das Wohnbauflächenkonzept für die Kommune zurückstellen müssen.
Bürger und Kommune sollen profitieren
Paul Theo Sommer (SPD) sagte: „Manchmal kann man politische Entscheidungen nicht verstehen“ – und meinte die Landespolitik. Ursprünglich habe man in NRW einen Abstand von 1500 Metern zwischen Windrädern und Häusern haben wollen, dann einigte man sich auf 1000 Meter, danach schaffte die Landesregierung auch diese Regelung ab und reduzierte sie auf 300 Meter. Für Sommer hatten sich die 1000 Meter bewährt, wenn es um Widerstände ging.
Einig sind sich die Politiker auch, von der Windkraft vor Ort profitieren zu wollen. „Wenn die Wertschöpfung hier in der Gemeinde stattfindet, ist es für die Akzeptanz wichtig, dass auch ein Teil der Erträge hier in der Gemeinde bleibt – in welcher Form auch immer“, sagte Alexander Brockhoff für die Union. Matthias Scheidt (Grüne) nannte die Gründung einer Energiegenossenschaft als Beispiel: Dazu solle man mögliche Szenarien prüfen. Er meinte: „Denn Windkraft ist doch gleich viel schöner, wenn man selbst etwas davon hat.“ Auf Vorschlag von Bürgermeister Ralf Péus kommen die Kommunalpolitiker Anfang des Jahres zunächst im kleineren Kreis zusammen, um diese Grundsatzfragen strategisch zu klären.