Schmallenberg. Seit 27 Jahren ist Andreas Schulte politisch aktiv. Seit November führt er den CDU-Stadtverband Schmallenberg. Was ihn antreibt.

Politik bietet Andreas Schulte Raum für Gestaltung, erstmal der eigenen Heimat und dann auch darüber hinaus. Ehrenamtlich aktiv zu sein, ist Ehrensache, sagt der 45-jährige Vater von Zwillingsmädchen - im Dorf sowieso. Aktuell ist seine größte Herausforderung, einen neuen Bürgermeisterkandidaten für die Kommunalwahl 2025 in Schmallenberg zu finden. Denn Burkhard König hat bereits angekündigt, das er nicht wieder kandidieren will. Auch dafür hat er klare Vorstellungen.

Andreas Schulte, Geschäftsführer im Sauerländer Holzbau - hier vor einem Gespann, das beinahe ab Januar 2024 mautpflichtig geworden wäre. Er machte das Thema öffentlich.
Andreas Schulte, Geschäftsführer im Sauerländer Holzbau - hier vor einem Gespann, das beinahe ab Januar 2024 mautpflichtig geworden wäre. Er machte das Thema öffentlich. © WP

Wie sind Sie zur Politik gekommen?

Ich habe mich schon früh für Politik interessiert und bin mit 18 Jahren in den CDU-Ortsverband Oberkirchen eingetreten. Viel Auswahl gab es damals tatsächlich nicht (lacht). Wenn man etwas bewirken wollte, musste man Mitglied der CDU werden. Wir hatten dann eine ziemlich gute Truppe und konnten viel erreichen. 2012 wurde ich Kassierer im Vorstand und 2017 Vorsitzender. So wächst man da immer mehr rein. Heute vertreten wir im Vorstand rund 100 und im Stadtverband 650 Mitglieder.

Was war Ihre Motivation für das Engagement im Ehrenamt?

Im Sorpetal ist eigentlich jeder irgendwo ehrenamtlich aktiv. Davon leben die Dörfer. Nehmen Sie die Feuerwehr. Die bildet ja nicht nur eine Kameradschaft, die Brände löscht, sondern ist auch ein fester Anlaufpunkt im Ort, um gemeinsam zu feiern. So setzen sich alle für den Ort an verschiedenen Punkten ein. Ich zum Beispiel bin auch noch Vorsitzender im Kirchenvorstand und Indianer der Feuerwehr.

Indianer?

(lacht) Ja, wir haben wirklich viele gute und hoch qualifizierte Leute, aber es muss ja auch die geben, die nicht ganz vorn stehen. Dazu gehöre ich dann wohl eher. Schlauchträger quasi.

Auch interessant:

Wo sehen Sie die vordringlichsten Aufgaben in Schmallenberg?

Ich finde, dass Schmallenberg wirklich gut aufgestellt ist. In der Flüchtlingsfrage wird Schmallenberg, wie andere Kommunen auch, getrieben - von weltweiten Entwicklungen und bundes- und landespolitischen Vorgaben. Wir müssen den Bürgern vermitteln, was oben verbockt wird. Aber mir ist eigentlich etwas ganz anderes wichtig: Wir müssen wieder mehr lernen, miteinander konstruktiv zu diskutieren, Argumente auszutauschen, Meinungen auch mal stehenzulassen und letztlich demokratisch abzustimmen. Dabei darf man in der Sache durchaus andere Meinung sein, den anderen aber nicht persönlich angreifen. Man muss das dann auch aushalten, wenn es mal nicht nach der eigenen Nase geht. Letztlich bin ich überzeugt, dass alle politischen Parteien das Beste für Schmallenberg wollen.

Nach dem Zeitungsbericht haben sich bei mir Kollegen aus dem gesamten HSK gemeldet. Auch die Innung hat das Thema aufgegriffen und Friedrich Merz hat angerufen. Ich hatte den Eindruck, die hatten das Thema alle gar nicht auf dem Schirm.
Andreas Schulte zur Mautgebühr für Handwerker - Vorsitzender des CDU-Stadtverbandes

Sie sind Handwerker – könnte auch Schmallenberg den Handwerkern entgegenkommen, um beispielsweise Bürokratie abzubauen und Ihnen so das Leben zu erleichtern?

Ehrlich gesagt, da bin ich ziemlich desillusioniert. Ich habe mich damals auch an der Aktion „Handwerk macht mobil“ beteiligt, war auch als Zuhörer im Kreishaus. Aber damals musste ich lernen: Die meisten bürokratischen Hürden werden nicht hier vor Ort aufgebaut. Die kommen von weiter oben. Und es werden immer mehr. Wir können nur versuchen, beispielsweise über Peter Liese als Europaabgeordneten, unsere Forderungen zu positionieren.

Sie haben sich selbst vor einiger Zeit politisch in die erste Reihe gewagt, als Sie beim Kampf gegen die Mautgebühren für Handwerker Ihre Stimme erhoben haben. Wie waren daraufhin Ihre Erfahrungen?

Erstaunlich gut. Nach dem Zeitungsbericht haben sich bei mir Kollegen aus dem gesamten HSK gemeldet. Auch die Innung hat das Thema aufgegriffen und Friedrich Merz hat angerufen. Ich hatte den Eindruck, die hatten das Thema alle gar nicht auf dem Schirm. Dabei hatten wir schon damals bei ,Handwerk macht mobil‘ darauf hingewiesen, dass die Maut kommt. Doch damals versicherten Dirk Wiese und Patrick Sensburg uns noch, das sei nicht geplant. Durch die Ausnahmegenehmigung für uns wurde das letztlich gelöst. Aber der Zeitungsbericht war damals wichtig.

Die wichtigste Aufgabe des CDU-Stadtverbandes ist aktuell die Suche nach einem neuen Bürgermeister-Kandidaten. Gibt es schon konkrete Personen, die sie angesprochen haben oder ansprechen wollen? Und gibt es eine Art Steckbrief dazu, was ein Bürgermeister oder eine Bürgermeisterin mitbringen muss?

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Jens Winkelmann und ich haben vereinbart, dass wir in diesem Jahr erstmal nur im kleinen Kreis vertrauliche Gespräche führen wollen. Wir sprechen noch niemanden konkret an, wollen erstmal hören, wen die Basis sich vorstellen kann, wie die Stimmung ist und natürlich können sich auch Interessenten schon bei uns melden. Namen werden wir aber erstmal sicher noch nicht nennen. Das ist Vertrauenssache. Jeder soll die Gelegenheit bekommen, sich oder andere vorzuschlagen. Auch den Steckbrief werden wir erst im nächsten Jahr erstellen. Dann soll eine Findungskommission gegründet werden. Ich würde mir wünschen, dass wir wie beim letzten Mal mindestens zwei Kandidaten haben. Durch die Bewerbung von Hubertus Schmidt kam Leben in die Abstimmung. Jedes Mitglied hatte das Gefühl, dass es mitentscheiden kann. Das ist wichtig.

Wie sehen Sie aktuell die Zusammenarbeit zwischen Kernstadt und Orten? Kann oder sollte diese verbessert werden?

84 Orte - ein König, so steht es ja im Moment auf der Website der Stadt. Insgesamt, denke ich, läuft die Zusammenarbeit gut. Natürlich setzt die Kernstadt andere Schwerpunkte als die Orte, und jeder guckt vor allem auf sich. Aber die Stadtverwaltung versucht schon, alle gleichzubehandeln. Letztlich hängt auch das immer von den handelnden Personen ab. Und auch da wünsche ich mir mehr Diskussionen, die aber fair und nach demokratischen Prozessen ablaufen müssen. Und manchmal müssen auch Bürger einfach die Zwänge von Politik und Verwaltung anerkennen.

Zur Person

  • Andreas Schulte ist 45 Jahre alt, verheiratet und Vater von Zwillingen (neun Jahre alt). Er lebt mit seiner Familie in Niedersorpe.
  • Nach der Mittleren Reife an der Realschule in Bad Fredeburg machte Schulte eine Ausbildung zum Tischler und eine zum Zimmerer. Im Anschluss besuchte er die Meisterschule in Dortmund und gründete 2004 im Heimatort seinen eigenen Betrieb.
  • Das Unternehmen findet laut Schulte seine Kunden zu 70 Prozent im Sauerland und zu 30 Prozent im Ruhrgebiet. Es sei wichtig, sich angesichts der großen Dichte an holzverarbeitenden Unternehmen in der Region, breiter aufzustellen.