Freienohl. Rosa Maas aus Freienohl ist die deutsche Italienerin. Oder die italienische Deutsche. Über ihre Herkunft und die Vor- und Nachteile.

Julius Caesar, Christoph Kolumbus, Leonardo da Vinci, Antonio Vivaldi, Giorgio Armani und viele andere weltweit berühmte Männer, ob Feldherr, Entdecker, Künstler, Musiker oder Modeschöpfer, sie alle kamen aus Italien. Ihr Einfluss auf die Entwicklung der bildenden Kunst in Deutschland, von der Romanik und Gotik, aber auch auf die Musik bis hin zur zeitgenössischen Mode ist unumstritten und bis heute prägend.

Rosa Maas als Vertreterin der Europafreunde in Pietrapaola.
Rosa Maas als Vertreterin der Europafreunde in Pietrapaola. © WP | Privat

In den 50er- und 60- Jahren des 20. Jahrhunderts brachte ein „Anwerbeabkommen“ hunderttausende Italiener nach Deutschland, Unser Wirtschaftswunder verdanken wir auch ihnen. Viele Italiener kehrten in die Heimat zurück, etliche pendeln bis heute zwischen den beiden Ländern. Laut Statistischem Bundesamt liegt die Zahl italienischstämmiger Bürgerinnen und Bürger in Deutschland bei etwa 873 000.

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Die Friseurmeisterin Rosa Maas, geboren 1976, Inhaberin des Salon „Haupt“-Sache in Freienohl im Stadtgebiet Meschede, ist sowohl deutsche als auch italienische Staatsbürgerin. „In Deutschland bin ich ‚die Italienerin‘ und in Italien ‚die Deutsche‘, und genau das genieße ich mit allen Vor- und Nachteilen.“

In Ihrer erweiterten Familie gibt es ja noch mehr Nationalitäten, welche sind das?

In meiner direkten Verwandtschaft befinden sich Menschen mit türkischem, russischem, griechischem, rumänischem und italienischem Migrationshintergrund. Da sind die Deutschstämmigen fast in der Unterzahl. Wir lernen gern und manchmal müssen wir auch schmunzeln, was so in anderen Kulturen üblich ist. Die türkische Verwandtschaft schüttet zum Beispiel Wasser hinter unser Auto, wenn wir auf eine Reise gehen. Damit soll bewirkt werden, dass der Rückweg wie das Wasser sein soll, leicht und ohne Hindernisse. Der Brauch ist aus dem Schamanismus und dem Tengrismus erhalten geblieben. Ich finde diesen Aberglauben wunderschön.

Was lieben Sie an Italien?

Naja, es ist schon bemerkenswert, dass die Lebenserwartung in Italien höher ist als in Deutschland. Aber das allein ist es nicht: Die Italiener sind ein unglaublich gastfreundliches und geselliges Volk. Sie feiern lieber als zu jammern. Für mich schauen sie mit dem Herzen. Der Familienzusammenhalt spielt eine große Rolle. Die Familie gibt Sicherheit und Geborgenheit, egal aus wie vielen Nationalitäten sie sich zusammensetzt.

Piatrapaola (Kalabrien), die Heimatstadt von Vater Francesco Pietrocapalbo.
Piatrapaola (Kalabrien), die Heimatstadt von Vater Francesco Pietrocapalbo. © WP | Privat

Was schätzen Sie an Deutschland?

In Deutschland gibt es feste Strukturen, auf die man sich verlassen kann. Ordnung, Pünktlichkeit und ein geregeltes Leben geben den Bürgern Sicherheit und Schutz. Die Sozialgesetzgebung ist weltweit vorbildlich und wird als selbstverständlich betrachtet. Die Deutschen sind in ihrem Staat sicherlich privilegiert, auch wenn das für viele selbstverständlich geworden ist. Mich beeindruckt vor allem das traditionelle Brauchtum, wie z. B. der Schützenbruderschaften. In Freienohl gehören mehr als ein Drittel der Bevölkerung der Schützenbruderschaft an. 2009 wurde ich hier Schützenkönigin, und darauf bin ich sehr stolz.

Wie vertragen sich zwei Staatsbürgerschaften?

In meiner Familie mit Ehemann Sascha und Tochter Romina ist das überhaupt kein Problem. Im Gegenteil, wir finden es spannend und lebensbereichernd. Unsere Tochter ist fasziniert von der Möglichkeit, zwei Staatsangehörigkeiten zu haben. Allerdings gibt es ein Thema, wo es nicht immer ganz harmonisch verläuft und der Nationalstolz sich dann eben doch nicht ganz unterdrücken lässt: Der Fußball, aber da auch nur, wenn Deutschland gegen Italien antreten muss.

Was bedeutet Ihnen das Sauerland?

Im Vergleich zu meiner Herkunftsstadt Pietrapaola in Kalabrien ist das Sauerland landschaftlich entschieden besser aufgestellt. Wir leben hier, wo andere Urlaub machen. Wald, grüne Wiesen, Felder im Überfluss, eben noch sehr viel unberührte Natur. Mein Vaterland ist Italien, meine Heimat ist Meschede und für die Zukunft wünsche ich mir, dass wir alle Europäer sind.

>>> Weitere Informationen

Rosa Maas ist ehrenamtlich für den gemeinnützigen Verein „Die Haarspender“ tätig, der Perücken kostenlos für bedürftige Kinder herstellt. Infos dazu unter: www.diehaarspender.at Oder im Salon „Haupt“-Sache, Rosa Maas in Meschede, Hauptstr. 1a

Rosa Maas ist außerdem ehrenamtliche Beisitzerin im Verein der Europafreunde für Pietrapaola, den Heimatort ihres Vaters, Francesco Pietrocapalbo.

 anbei Text und Fotos
 anbei Text und Fotos "Rosa Maas" für die Serie "Menschen mit Migrationshintergrund in Mesched © WP | Privat
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 anbei Text und Fotos "Rosa Maas" für die Serie "Menschen mit Migrationshintergrund in Mesched © WP | Privat
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 anbei Text und Fotos "Rosa Maas" für die Serie "Menschen mit Migrationshintergrund in Mesched © WP | Privat