Es ist ein Schauspiel: Die Ruhr überschwemmt die ersten Bäume am Ufer, die Henne ist voll. Der Ruhrverband erklärt, was es damit auf sich hat.

Die kleine Insel in der Ruhr, direkt neben der Fußgängerbrücke zu den Parkplätzen am Campus und an der Kolpingstraße in Meschede, ist schon seit einigen Tagen verschwunden - jetzt hat sich die Farbe des Wassers verdunkelt und die Ruhr umfließt die ersten Bäume und Sträucher, die an ihren Ufern wachsen. Das wird am Dienstag, 12. Dezember, für einige Fußgänger zum Ereignis - immer wieder bleiben Menschen stehen, schauen sich die fließenden Wassermassen an. Der Fluss wirkt schneller als üblich, höher als üblich, scheint auch über den Tagesverlauf zu steigen. In der Nacht zum 13. Dezember steigen die Pegelstände weiter.

Warum hat die Ruhr einen erhöhten Pegelstand?

Ein Blick in die Zahlen des Ruhrverbands zeigt: Kein Grund zur Sorge, von einem Hochwasser ist die Ruhr noch weit entfernt. Am Messpunkt in Meschede, kurz hinter dem Zufluss der Henne, wird am 12. Dezember um 14.45 Uhr ein Durchfluss von 32,8 Kubikmetern pro Sekunde gemessen - das ist zwar drei Mal so viel wie am Sonntag, bevor die Pegelstände anfingen, zu steigen, aber immerhin noch nichtmal halb so viel wie bei einem mittleren Hochwasser. Davon spricht der Ruhrverband erst ab einem Durchfluss von 70,4 Kubikmetern pro Sekunde. Die Ruhr erreicht am Morgen des 13. Dezembers um neun Uhr einen Wasserstand von 125 Zentimetern und eine Durchflussrate von 33,4 Kubikmetern pro Sekunde - und das ist gar nicht mal unüblich, weiß Britta Balt, Pressesprecherin des Ruhrverbands.

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„Wir haben aktuell eine Situation des oberen Mittelwassers“, erklärt Balt. „Das ist Mitte Dezember bei der vorherrschenden Witterungslage nicht unüblich.“ In den letzten Tagen und Wochen hatte es immer wieder verstärkt Niederschläge gegeben, dazu kommen die Schneeschmelzen am Wochenende, die jetzt auch über die verschiedenen Zuflüsse in die Ruhr gelangen. „In den nächsten Tagen werden die Pegelstände voraussichtlich nicht signifikant sinken, da sich das Wetter immer noch nicht großartig ändern wird“, erklärt Balt weiter. Natürlich werden die Pegelstände überwacht, sodass im Zweifel auch Hochwasser-Informationswerte ausgerufen werden können. Aktuell ist das im Bereich der Ruhr noch nicht der Fall.

Wie ist die Lage an der Hennetalsperre?

Auch die Hennetalsperre ist derzeit gut gefüllt: Mit einer Stauhöhe von 318,59 Metern über Normalhöhennull (m. ü. NHN) liegt die Stauhöhe am Mittwochmorgen zwar deutlich unter den Werten vom Sommer, aber immer noch über 5 Meter über Normalhöhennull über dem Füllstand zu dieser Zeit im letzten Jahr - das sind etwa 10 Millionen Kubikmeter Wasser mehr. „Die Stauinhalte der Talsperren des Ruhrverbands sind aktuell etwa 14 Prozent über dem Durchschnittswert für diese Jahreszeit“, erklärt Balt. Damit ist der Ruhrverband sehr zufrieden: Nach dem eher nassen Jahr gehe man mit wenig Defizit in den Winter. Trotzdem werde aktuell weiterhin weniger aus den Talsperren abgegeben, als zufließt - denn jetzt beginnt die Zeit, in der auch die Hennetalsperre über den Winter aufgestaut wird, um für das nächste Jahr gewappnet zu sein.