Meschede. Füchse sind im Hochsauerlandkreis gefürchtet vor allem bei Haltern von Hühnern. Was über die Raubtiere bekannt ist - und was nicht.

Nahezu jeder hat schon einmal einen Fuchs in der Dämmerung am Straßenrand gesehen. Es ist auch nichts Ungewöhnliches, wenn sich das Wildtier nachts um die Hühnerställe herumtreibt. Regelmäßig wird von Fällen berichtet, bei denen der Fuchs eine Vielzahl an Hühnern tötet und dem Besitzer den nächsten Morgen ein unschönes Bild beschert. Ansgar Wulf, der Pressebeauftragte der Kreisjägerschaft, berichtet, wie es zu den Bluträuschen der Tiere kommt und wie man sich als Besitzer schützen kann.

Keine genauen Zahlen

Wie viele Füchse gibt es eigentlich hier im Hochsauerland? „Das ist kaum zu beantworten, weil es keine Erfassungen zur Fuchspopulation gibt“, sagt Wulf. „Das einzig uns bekannte Zahlenmaterial sind die Streckenmeldungen von erlegten, verunfallten und tot aufgefundenen Tieren. Daraus eine Population zu berechnen, gestaltet sich als schwierig.“

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Und hat sich die Größe der Population in den vergangenen Jahren verändert? „Es sind auf alle Fälle Streckenschwankungen zu verzeichnen“, erklärt er. Aber auch hier sind konkrete Zahlen nicht verfügbar. Daten zum Auftreten von typischen Krankheiten für Füchse wie Räude und Staupe geben eine Anhaltspunkt. Wulf: „Schaut man sich den jährlichen Bericht des Wildtierinformationssystems des Deutschen Jagdverbandes von 2021 an, fällt auf, dass die Zahl der Räude-Erkrankungen beispielsweise angestiegen ist. Aber auch diese Statistiken sind nur unter Vorbehalt zu betrachten, da es keine behördliche Anzeige- und Meldepflicht für diese Erkrankungen gibt. Es handelt sich lediglich um Zufallsbefunde der Veterinärämter.“

Hoher Nahrungsbedarf

Wie häufig kommt es eigentlich vor, dass ein Fuchs mehrere Hühner reißt? Und warum sind gerade Hühner ein leichtes Ziel? „Der Fuchs ist ein Nahrungsopportunist, das bedeutet er ist nicht auf eine spezielle Beute angewiesen. Dementsprechend ist er auch nicht auf Hühner als Beutetiere spezialisiert, aber er greift gerne zu, wenn sich die Gelegenheit ergibt. Verschiedene Einflussgrößen wie zum Beispiel die Nahrungsknappheit im Winter können das Eindringen in die Hühnerställe zusätzlich fördern. Besonders zur Aufzuchtzeit der Fuchswelpen ist die Aufmerksamkeit der Hühnerbesitzer noch einmal mehr gefordert. Kurz nach der Geburt im März und April brauchen die Fuchswelpen nach einer Stillzeit von nur 24 Tagen schon feste Nahrung und haben da einen hohen Nahrungsbedarf. Ungesicherte Hühnerställe bieten sich da als optimales Ziel.“

Den Hühnerstall im Blick? Ein Fuchs steht hier im Gebüsch und hält Ausschau.
Den Hühnerstall im Blick? Ein Fuchs steht hier im Gebüsch und hält Ausschau. © dpa | Brian Lawless

Dabei kommt es zu regelrechten Bluträuschen der Füchse. „Eine mögliche Erklärung dafür ist, dass es sich für den Fuchs in einem Hühnerstall nicht um eine für ihn gewöhnliche Jagdsituation handelt. In der Wildbahn besteht die Jagd zum großen Teil aus abwarten, anschleichen und verharren. Das finale Zuschlagen findet sehr kontrolliert statt und ist auch häufig auf Anhieb nicht erfolgreich. Zwar tötet er auch hier mehrere Mäuse hintereinander, allerdings sicherlich aufgrund der Größe des Beutetiers“, sagt Wulf. „Im Hühnerstall läuft die Situation dagegen wie folgt ab: Der Fuchs kommt rein, die Hühner haben keine Chance rauszukommen. Infolgedessen geraten die Hühner in Panik und fangen an herumzuschreien. In der Jagdszene ist die so genannte Vogelklage als Reiz-und Lockinstrument für die Füchse bei der Jagd weit verbreitet, Vögel scheinen daher von sich aus eine besondere Beute zu sein. Daher könnte ich mir vorstellen, dass die Reizüberflutung in einem Hühnerstall die Jagdinstinkte des Fuchses weiter triggert.“

Größe nicht überschätzen

Eine entscheidende Frage ist: Wie können Halter ihre Tiere am besten vor so einem Angriff schützen? Wulf: „An erster Stelle natürlich die Gehege der Hühner möglichst fuchssicher machen. Dabei muss man bedenken, dass der Fuchs nicht nur buddeln, sondern auch relativ gut klettern kann. Oftmals wird die Größe des Tiers schlichtweg überschätzt, das Fell kann sehr schnell täuschen. Er braucht also nicht viel Platz, um irgendwo durchzukommen.“

Ansgar Wulf, Pressesprecher der Kreisjägerschaft. 
Ansgar Wulf, Pressesprecher der Kreisjägerschaft.  © Ute Tolksdorf

Nachts sei es auf jeden Fall zu empfehlen, die Hühner im Stall, anstatt im Gehege unterzubringen. „Aber nicht umsonst gilt der Fuchs im Volksmunde als listig und schlau, es ist einfach eine erhöhte Aufmerksamkeit der Besitzer gefragt“, so Wulf. „Füchse reißen andere Tiere, das liegt in ihrer Natur. Hühner sind bei ungesicherten Ställen ein leichtes Ziel.“

20 Tiere in einer Nacht

Aber auch Pech kann in einigen Fällen eine große Rolle spielen, wie ein Beispiel aus diesem Jahr bei Familie Büenfeld aus Remblinghausen zeigt. Bei ihr wurden auf dem Hof etwa 20 Tiere in einer Nacht durch einen Fuchs gerissen. Wie der Vorfall genau abgelaufen ist, ist unbekannt. Möglich ist, dass sich der Fuchs unter dem Zaun her gebuddelt oder durch den Maschendraht durchgebissen hat. Genauso gut kann aber auch einfach die Technik unter einem punktuellen Ausfall gelitten haben - also dass die elektrische Klappe nicht in Betrieb war und sich die Hühner somit im weniger gut gesicherten Außengehege befunden haben.

Auch in Obersalwey bei Eslohe hat der Fuchs in diesem Jahr wiederholt zugeschlagen. Eine Füchsin hatte ihr Lager am Ortsrand aufgezogen und dann immer wieder ihre Streifzüge gemacht. Über wenige Wochen wurden bei mehreren Hühnerhaltern mehr als 20 Hühner gerissen. Auch einige Hauskaninchen blieben nicht verschont. Jede kleinste Unaufmerksamkeit ist ausgenutzt worden.

Brötchentüten als Beute

Ein weitaus skurrilerer Fall hatte sich in Kückelheim bei Eslohe ereignet. Dort dreht das Brottaxi regelmäßig seine Runden. Genau dasselbe hatte auch der Fuchs wenig später getan. Die verteilten Brötchentüten wurden Momente nach Auslieferung vor der Tür wegstibitzt...