Westfeld. Es ist ein Herzensprojekt: Seit Jahren helfen drei Freunde aus dem Sauerland bei dem Bau eines Krankenhauses in Ghana. Das treibt sie an.
Es hört sich an, wie eine schöne Geschichte, die man sich in dieser Vorweihnachtszeit gerne erzählt. Nun ist es aber keine Geschichte, sondern eine wahre Begebenheit. Drei Freunde aus dem Sauerland haben es sich zu ihrer Herzensaufgabe gemacht, ehrenamtlich ein Krankenhaus in Ghana mit aufzubauen. So fliegen Josef Schulte, Albin Hennecke und Daniel Weiß seit vier Jahren einmal im Jahr im Herbst für etwa zwei Wochen nach Westafrika. Ehrenamtlich und unentgeltlich natürlich. Gerade erst ein paar Tage zurück, erzählen Josef Schulte und Albin Hennecke von ihrer Zeit in Ghana.
Wie sind Sie auf dieses Projekt aufmerksam geworden?
Schulte: Nach zwei gemeinsamen Einsätzen in einer Mutter-Kind-Klinik in Kerren, Eritrea, wurden wir durch einen Fernseh-Beitrag auf das Krankenhausprojekt von Dr. Samuel Okae in Ghana, Accra, aufmerksam.
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Nach der ersten Kontaktaufnahme ging es schon vier Monate später im November 2019 zum ersten Einsatz los nach Ghana.
Hennecke: Ja, uns sprach das Projekt, „Ghanian-German Specialist Hospital“ sofort an. Dr. Okae ist Facharzt für Unfallchirurgie in Deutschland. Er selbst ist Familienvater von fünf Kindern und hat bis heute mehr als 350.000 Euro in sein Projekt gesteckt, ein Krankenhaus mit rund 250 Betten. Bei Fertigstellung dieses Projektes wird er mit seiner Familie auch nach Ghana ziehen, um dieses Krankenhaus zu leiten.
Was ist dort Ihre Aufgabe?
Schulte: Oh, wir haben dort viele Aufgaben. Als Erstes sind wir die deutschen Männer, die nach der Arbeit Maoams verteilen (lacht), dann stehen nicht nur die Kinder da und warten auf uns. Aber ernsthaft: Unsere Aufgabe ist es, die Fliesenleger aus Ghana dabei zu unterstützen, die von deutschen Firmen gestifteten Fliesen zu verlegen. Wir haben auch schon vor Beginn der Reise Kontakt zu Dr. Okae, wissen was fehlt. Kümmern uns. Und wissen genau, was er jedes Mal von uns bearbeitet haben möchte. In Ghana gibt es zum Beispiel keine Treppe mit gleichen Stufenabständen. So hat Albin schon unter schwierigsten Bedingungen vier Treppenanlagen hergestellt. In den Duschen bauen wir die Bodenabläufe von deutschen Herstellern ein, sie werden abgedichtet und mit Mosaik verlegt.
Hennecke: In diesem Jahr haben wir einen Operationsraum komplett mit Wand und Bodenfliesen fertiggestellt. Und die Außentreppe mit Rampe am Haupteingang. Wir arbeiten Hand in Hand, ergänzen uns super, da wir uns ja auch mittlerweile ganz gut kennen und haben auch trotz Hitze ganz viel Spaß. Im Oktober sind es dort immer noch 30 bis 35 Grad, gefühlt 40 Grad, und das bei einer Luftfeuchtigkeit von etwa 97 Prozent.
Wie viel Zeit investieren Sie? Und läuft das alles ehrenamtlich?
Schulte: Ja, klar, unsere Reisen dauern in der Regel zwischen 14 und 17 Tagen, wir fahren meistens im Oktober. In der übrigen Zeit zu Hause versuchen wir, Material zu besorgen und sammeln Werkzeugspenden bei befreundeten Unternehmen. Die Sachspenden werden dann nach Lünen zum Verschiffen gebracht und wir helfen beim Verladen. Die Reisen, die Fahrten beim Sammeln der Spenden, Impfungen, Visagebühren usw., das alles zahlen wir aus unserer privaten Tasche. Wir möchten damit nicht prahlen, im Gegenteil, sondern nur erklären, dass alles in das Projekt fließt. Dass sich das ganze Krankenhaus aus Spenden, ehrenamtlichen Einsätzen und auch aus dem privaten Vermögen des Arztes Dr. Okae finanziert. Einzig Flyer sind mal vom Spendengeld gedruckt worden.
Warum engagieren Sie sich? Und wie erleben Sie die Zeit in Ghana? Können Sie nachhaltig helfen, indem Sie Ghanaer anlernen?
Hennecke: Nach unseren Erfahrungen nach Eritrea wollten wir gerne ein weiteres Projekt unterstützen, wie sagt man so schön: Es hatte uns gepackt. Wir wollten unsere Arbeit, die wir erlernt hatten, in einem weiteren sinnvollen Projekt ausüben. Wenn man einmal dabei war und sieht, wie die Hilfe ankommt, und was man selbst davon mitnimmt, dann ist man einfach mit ganzem Herzen dabei.
Schulte: Die dort arbeitenden Handwerker und Fliesenleger profitieren ganz sicher von unseren Erfahrungen. Wir geben ihnen Tipps, aber arbeiten auch Hand in Hand, wie unter deutschen Kollegen. Wir bringen ja alle verschiedene Grundberufe mit, einige von unserer Truppe sind Elektriker, andere Schreiner, wir sind sehr vielseitig und haben auch eine Zahnärztin und eine Frau, die bei einer Versicherung arbeitet, dabei - die aber beide genauso mit anpacken.
Hennecke: Wir nehmen auf der Hinfahrt jeder etwa 35 Kilo eigenes Gepäck mit. Im Anschluss überlassen wir den Arbeitern vor Ort unsere Arbeitskleidung und auch das Arbeitsmaterial, sodass wir auf dem Rückweg nur noch etwa 13 Kilo Gepäck haben.
Welche Vorurteile hatten Sie selbst und wie haben Sie das Arbeiten und Leben in Ghana erlebt?
Hennecke: Unsere Erfahrungen aus Eritrea hatten uns gezeigt, dass man keine Vorurteile haben muss. Die Menschen in Ghana sind immer freundlich, es herrscht Frieden. Wir brauchen wirklich nie Angst zu haben.
Schulte: Wenn wir am Abend mit unserer Arbeit zum Ende kommen, dann stehen die Kinder schon alle in der Reihe und warten auf uns, dann rufen sie „Obarima fitea“, was so viel heißt wie „weißer Mann“, dann anhängend „Maoam“, weil sie wissen, dass wir die heißbegehrten Süßigkeiten immer mit dabei haben. Die Herzlichkeit der Menschen ist so groß und wir nehmen sie jedes Mal für eine lange Zeit mit nach Hause. Es ist ein Geben und Nehmen, wir geben unsere Hilfe und nehmen Dankbarkeit mit nach Hause. Bei der letzten Tour hatten wir eigentlich drei Tage länger eingeplant, wir wollten uns endlich mal in der Umgebung umsehen. Es wurde natürlich nichts daraus, wir wollten dann doch lieber fertigstellen, was wir angefangen hatten. So bestanden unsere Tage weiter aus Aufstehen, Arbeiten, Essen, das ist recht gut dort, ein oder zwei Feierabendbierchen mit der Truppe und dann Schlafen. Wir werden im nächsten Oktober wohl voraussichtlich zum letzten „Helfen“ herunterfliegen, waren aber sicherlich nicht zum letzten Besuch dort, das ist für uns sicher.
Hennecke: Eine Treppe habe ich ja noch … leider nur noch eine.
- Josef Schulte (69) kommt aus Westfeld, Albin Hennecke (70) aus Niedersalwey und Daniel Weiß (53) aus Oeventrop (er war leider beim Interview verhindert). Alle drei sind verheiratet, Fliesenlegermeister und kennen sich schon lange. Mit insgesamt 17 Männern und Frauen aus dem Hochsauerland, Düsseldorf, Dortmund und Lünen haben sie sich über Amsterdam auf den Weg nach Accra-Ghana gemacht, um zu helfen.
- Die Mission: Der Bau eines Krankenhauses in einem Vorort der Hauptstadt Accra in Ghana. In diesem Krankenhaus sollen besonders Kinder, die jünger als fünf Jahre alt sind und deren Eltern sich eine medizinische Behandlung nicht leisten können, kostenlos behandelt werden. Es entsteht ein Krankenhaus mit drei Etagen auf 4.550 Quadratmetern.
- In Ghana sterben viele Kinder an Malaria, die Kindersterblichkeit beläuft sich bei 1000 Geburten auf etwa 43 Kinder.
- Info unter: www.krankenhaus-ghana.com
- Spenden sind willkommen: IBAN: DE41440400370322221300, BIC: COBADEFFXXX (Spendenquittungen können gerne ausgestellt werden). Auch Sachspenden sind willkommen.