Eslohe/Hochsauerlandkreis. Beim deutsch-israelischen Jugendaustausch unter Regie des HSK sind im Sommer viele Freundschaften entstanden. Nun sind die Sorgen groß.

Etwa vier Monate sind inzwischen vergangen, seitdem sich die Teilnehmer der deutsch-israelischen Jugendbegegnung des Hochsauerlandkreises voneinander verabschiedet haben. Es werde nicht allzu lange dauern, bis man sich in Israel wiedersieht, hatten alle gedacht. Über Neujahr war der Gegenbesuch geplant. Doch es kam anders. Niemand fiebert mehr den Weihnachtsferien entgegen. Aus der Vorfreude wurde Angst und Sorge. Das Massaker der Hamas-Terroristen und die aktuellen Geschehnisse in Israel haben alles verändert.

Von Sirenengeheul aus dem Schlaf gerissen

Heute erinnert sich eine der israelischen Teilnehmerinnen, die vor wenigen Wochen noch eine unbeschwerte Zeit in Deutschland verbracht hat, wie sie am Morgen des 7. Oktober um 6.30 Uhr vom Heulen der Sirenen aus dem Schlaf gerissen wurde. Seitdem sei ihr Alltag vollkommen auf den Kopf gestellt, sagt sie.

Ich hätte mir nicht vorstellen können, dass ein solcher Alptraum jemals wahr werden würde.
Teilnehmerin des Israel-Austausches aus Israel, die lieber anonym bleiben möchte

Im Gegensatz zu vielen anderen Regionen des Landes ist es in Jerusalem zwar noch erlaubt, die Schule zu besuchen. Allerdings ist der Schulalltag sehr eingeschränkt. Hinzu komme die Angst, der Schülerinnen und Schüler vor dem Schulweg. „Ich hätte mir nicht vorstellen können, dass ein solcher Alptraum jemals wahr werden würde“, sagt die Jugendliche, die an dieser Stelle lieber anonym bleiben möchte. „Angesichts der Lage in meinem Land würde ich mich unwohl fühlen, mit Namen und Foto in der Zeitung und im Internet zu erscheinen“, sagt sie.

Ein Bild aus Jerusalem: Menschen gehen an einer Wand mit Fotos von etwa 240 Geiseln vorbei, die während des Hamas-Angriffs auf Israel am 7. Oktober entführt wurden.
Ein Bild aus Jerusalem: Menschen gehen an einer Wand mit Fotos von etwa 240 Geiseln vorbei, die während des Hamas-Angriffs auf Israel am 7. Oktober entführt wurden. © dpa | Mahmoud Illean

Es bedeute ihr viel, dass es Menschen gebe, mit denen sie sich über ihre Sorgen und Ängste austauschen könne. „Es erinnert mich daran, dass es ein Leben außerhalb des Krieges gibt und das gibt mir Hoffnung“, sagt sie und sendet damit auch eine Botschaft an jene Jugendliche, mit denen sie während ihres Aufenthaltes in Deutschland Freundschaft geschlossen hat.

Die aktuelle Situation in Israel ist schrecklich, besorgniserregend und beängstigend, aber gerade jetzt wird deutlich, wie stark die Bänder der Freundschaft sind, die sich in den vergangenen Sommerferien gebildet haben.
Lasse Schmidt, Teilnehmer des Israel-Austausches aus Eslohe

Lasse Schmidt aus Eslohe ist einer der deutschen Teilnehmer, die an dem Austausch teilgenommen hatten. „Als wir von der Lage in Israel erfahren haben, haben wir uns aufgrund unserer Sorgen als Gruppe direkt mit den Jugendlichen in Israel in Verbindung gesetzt, um zu erfahren, wie es ihnen geht“, sagt er. Er mache sich Sorgen um ihre Sicherheit und denke regelmäßig daran, was wohl gerade in Israel passiert. Inzwischen sei ein enger Austausch unter all den Jugendlichen entstanden. Kommuniziert wird dabei meistens über Textnachrichten. Darin gehe es dann um die aktuelle Situation und die damit verbundenen Sorgen.

Solidarität und Gemeinschaft

Die meisten Teilnehmer des Austausches sind trotz der Geschehnisse nach wie vor fest entschlossen, ihre Freundinnen und Freunde in Israel zu besuchen - sobald es eben wieder gefahrlos möglich ist. „Die aktuelle Situation in Israel ist schrecklich, besorgniserregend und beängstigend, aber gerade jetzt wird deutlich, wie stark die Bänder der Freundschaft sind, die sich in den vergangenen Sommerferien gebildet haben“, sagt Lasse Schmidt. „Und wie sehr sie heute noch gestärkt werden, durch diese Schrecken des Krieges.“ Es zeige sich, dass Solidarität und Gemeinschaft, die während des Besuches in Deutschland entstanden sind, wichtiger seien denn.