Meschede. Ein Unternehmer aus Meschede ist auf dem Weg zum Flughafen in Südafrika gestorben. Er hatte große Pläne. Freunde sind erschüttert.

„Farewell“, zu Deutsch: Lebewohl, lautet der letzte Beitrag. Freunde haben ihn auf seinem Facebook-Profil hinterlassen. Sie sind erschüttert und überrascht von dem plötzlichen Tod. Der Geschäftsmann aus dem Stadtgebiet Meschede hatte im Frühjahr 2021 damit begonnen sich eine neue Zukunft in dem afrikanischen Land aufzubauen. Er hatte gerade Besuch aus der Heimat und befand sich auf dem Weg zum Flughafen in Kapstadt, als er vollkommen unerwartet aus medizinischen Gründen verstarb.

Spezialist für Computer und Kopierer

In Meschede war der Sauerländer über viele Jahre als Spezialist für Computer und Kopierer bekannt und führte ein eigenes Geschäft, später spezialisierte er sich auf digitale Außenwerbung. Die Corona-Pandemie war auch für diesen Geschäftszweig eine Zäsur mit dramatischen wirtschaftlichen Folgen, bis hin zur Insolvenz. Die Maßnahmen der Bundesregierung waren nach Darstellung des Mannes letztlich ein wesentlicher Faktor, um Deutschland zu verlassen. Er ging nach Südafrika.

Blick auf Elefanten in Knysna: Die Gegend ist für seine wunderschöne Natur bekannt.
Blick auf Elefanten in Knysna: Die Gegend ist für seine wunderschöne Natur bekannt. © dpa | Steffen Trumpf

„Auch hier haben die Menschen ihre Probleme mit Corona, aber die Art damit umzugehen ist eine andere“, lautete einer seiner Einträge im Internet. Ihn faszinierte allerdings mehr: „Hier herrscht ein anderer Spirit als in Europa. Vielleicht so, wie in Deutschland in den 70ern und 80ern. Hier wird Leistung erbracht und nicht beantragt. Die Menschen wollen etwas erreichen und voran kommen. Entgegen der Meinung vieler Europäer findet man am Westkap eine hochmoderne Infrastruktur vor, die meiner Meinung nach Zentraleuropa durchaus ebenbürtig ist.“

Treibende Kraft für Tombo

Der Mescheder benannte seine Firmen um, verlagerte sie in das Land, um von dort digitale Aufträge zu erledigen. Zugleich arbeitete als treibende Kraft seit Februar 2023 an einem Projekt: Tombo, was auf Swahili so viel wie Kraft und Stärke bedeutet. Entstehen sollte in der Nähe der Stadt Knysna, mehr als 400 Kilometer Luftlinie von Kapstadt entfernt, ein komplettes Dorf nach deutschem Vorbild. Es sollte komplett autark sein mit eigener Energie- und Wasserversorgung sowie eigener Landwirtschaft, gelegen an einer Lagune. Südafrikanische Partner sollten ganz bewusst beteiligt sein und Schulen und Universität erreichten.


Die Idee skizzierte der Mescheder so: „Man steigt im November in ein Flugzeug nach Südafrika. Dort verbringt man die Zeit mit Freunden und Bekannten der deutschen Gemeinschaft im südafrikanischen Frühling bei durchschnittlich 23 Grad. Die Garden Route bietet unendliche Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung. Wer möchte, fliegt Mitte Dezember nach Europa und feiert die Weihnachtszeit und Silvester in Deutschland. Im Januar reist man dann zurück in den beginnenden Sommer auf der Südhalbkugel.“ So hatte es der Sauerländer auch selbst geplant: „Ich persönlich hoffe nach wie vor, die Sommer in Deutschland und Europa zu verbringen und nur in der dunklen Jahreszeit zwischen Oktober und Mai in Südafrika zu sein. Ich liebe mein Heimatland und war immer stolz ein Deutscher zu sein.“

Grüne Politiker nicht willkommen

Zu den Fakten gehört allerdings auch eine gewisse Verbitterung: Da heißt es, „aufgrund der aktuellen Entwicklung halte ich es für sinnvoll, die Option für einen längeren Zeitraum außerhalb Europas zu haben.“ Und zu dem Projekt: „Wenn Du, wie manche grüne Spitzenpolitiker, mit Deutschland noch nie etwas anfangen konntest, oder der Meinung bist, Leistung müsse man beantragen und nicht erbringen, dann bist Du ausdrücklich nicht willkommen!“ Nationalistisch war das Projekt allerdings nicht angelegt: „Wir wollen uns nicht von den Südafrikanern abgrenzen. Ich persönlich habe dort gute Freunde gefunden.“

Letztlich auch eine Lebenspartnerin, die Südafrikanerin ist: Von ihr und mit ihr hatte der Mescheder zuletzt viele Fotos im Internet gepostet, begeistert von ihr und seiner Zeit in Südafrika berichtet. Auch sie muss nun unerwartet Abschied nehmen, ebenso seine Angehörigen im Hochsauerland. „Good bye“, auf Wiedersehen, steht am Ende des letzten Beitrags. Zum Gedenken ist daneben eine brennende Kerze abgebildet.