Schmallenberg. Manuela Ruggio hat ein Sternenkind. Luciano ist kurz nach der Geburt verstorben. Ihre Selbsthilfegruppe schenkt Eltern Hoffnung.
Manuela Ruggio hat drei Söhne. Federico (5) und Emilio (2) sind die kleinen Brüder von Luciano. Er ist ein Sternenkind, wäre mittlerweile acht Jahre alt und stolzes Schulkind. Die Eltern mussten ihren Erstgeborenen in der 41. Schwangerschaftswoche - kurz nach der Geburt - gehen lassen. Nach diesem schrecklichen Schicksalsschlag ist eine Welt zusammengebrochen. Zurück ins Leben hat die Schmallenbergerin vor allem dadurch gefunden, dass sie über ihre Trauer gesprochen hat - mit ihrem Mann, mit der Familie, mit Freunden und mit Gleichgesinnten in einer Selbsthilfegruppe in Meschede. In Schmallenberg hat die 36-Jährige im vergangenen Jahr eine eigene Gruppe mit dem Namen „Sternchengeflüster im HSK“ gegründet, denn ihre guten Erfahrungen wollte sie weitergeben.
„Die Trauer ist unendlich groß. Wenn das eigene Baby stirbt, ist das Leben, wie man es sich erträumt hat, vorbei. “
Regelmäßige Treffen
„Wir treffen uns weiter regelmäßig, eigentlich immer den letzten Mittwoch im Monat.“ Ausnahme ist im November 2024: Da findet das Treffen bereits am 20. statt. Die Gruppe trifft sich immer um 18.30 Uhr im Alexanderhaus, Kirchplatz 1 in Schmallenberg. Bei Erstbesuch wird um eine vorherige Anmeldung an sternchengefluester@gmail.com gebeten.
Neben den monatlich stattfindenden Gesprächsangeboten wird es auch im kommenden Jahr wieder Kreativangebote geben.
„Wir planen gerade ein Kerzengestalten im Frühjahr sowie Kränze zu Allerheiligen zu wickeln im Herbst“, berichtet Manuela Ruggio.
Warum sie damals die Gruppe gründete? „Mir haben die Gespräche in der Gruppe in Meschede unglaublich gutgetan“, erinnert sie. Es gehe dabei um den Austausch mit anderen Eltern, die Ähnliches erlebt haben, aber auch darum, die Trauer zu teilen und sich bewusst Zeit für die Erinnerung an das verstorbene Kind zu nehmen.
Familie und Freunde sind überfordert
„Familie und Freunde können ja auch überfordert sein mit der Situation, verständlicherweise“, sagt die Schmallenbergerin. Sie selbst habe zwischendurch auch mal Angst gehabt, andere mit der eigenen Geschichte traurig zu machen. In einer Selbsthilfegruppe könne man einfach mal alles herauslassen, sagen, was guttut, was nicht guttut und sich auch gegenseitig wertvolle Tipps geben. Sie selbst hat das als große Bereicherung empfunden.
„Mein Mann und ich sind von Anfang an sehr offen mit dem Thema umgegangen, aber natürlich muss jede Familie ihren eigenen Weg finden“, weiß Manuela Ruggio. „Denn die Trauer ist unendlich groß. Wenn das eigene Baby stirbt, ist das Leben, wie man es sich erträumt hat, vorbei.“
Fotos und Erinnerungen
Nach einer völlig problemlosen Schwangerschaft ist Luciano am 11. November, am Martinstag, verstorben, weil sich die Plazenta vorzeitig abgelöst hatte und das Kind nicht mehr ausreichend versorgt werden konnte, bevor es auf die Welt kam. Nur wenig Zeit hatten sie und ihr Mann zusammen mit Luciano. „Ich kann mich noch an so viele Details erinnern.“ An jeder einzelnen Erinnerung halten sie fest. Ein Foto haben sie zum Glück von ihm, außerdem ein paar weitere Erinnerungsstücke wie zum Beispiel ein Kuscheltuch. Und nach sieben Jahren könne man vielleicht denken, jetzt ist es gut, aber das sei es nicht. „Am Ende ist das eine Reise, die wir ein Leben lang gehen müssen“, sagt die Mutter von drei Söhnen nachdenklich.
Wenn die 36-Jährige sich nicht erklären möchte, sagt sie auch schon mal, dass sie zwei Kinder hat. „Da wünsche ich mir von der Gesellschaft mehr Sensibilität“, so Manuela Ruggio. „Man ist Mutter und Vater, egal ob mit Kind an der Hand oder im Herzen.“ Schließlich gebe es auch Familien, die nach dem Tod ihres Babys kein weiteres Kind bekommen wollen oder können.
AUsbildung zur Trauerbegleiterin
Um die Gruppe bestmöglich zu leiten und anderen auf ihrem Weg zu helfen, machte die kaufmännische Angestellte neben Beruf und Familie eine Fortbildung zur Trauerbegleiterin. Über die Resonanz beim ersten Treffen der Gruppe hat sie sich sehr gefreut. Sechs Teilnehmerinnen waren der Einladung gefolgt. „Angesprochen sind Männer und Frauen“, betont die Schmallenbergerin. Auch, ob ein Kind in der achten oder in der 38. Schwangerschaftswoche verstorben ist, spiele keine Rolle. „Zusammen mit der Floristin Lena Irmler haben wir beim ersten Treffen Allerheiligen-Kränze für die Gräber der Kinder gebunden“, erzählt Manuela Ruggio begeistert.
Es ging auch schon um die Rituale, die die Familien in der Adventszeit und an Weihnachten haben, um sich mit ihren Sternenkindern zu verbinden. Das sei eine große Bereicherung. Es wird aber auch darüber gesprochen, wie man mit den Feiertagen umgeht. Weihnachten, die Geburtstage - das seien immer besonders schwierige Zeiten. „Wir wollen aber nicht nur traurig sein, sondern auch gemeinsam lachen und die Erinnerungen an unsere Sternenkinder bewahren.“ Denn die Selbsthilfegruppe soll ein Hoffnungsspender sein, sie soll zeigen, dass ein glückliches Leben nach einem solch tragischen Schicksalsschlag möglich ist.
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Regelmäßige Treffen im Alexanderhaus
- Das erste Treffen der Selbsthilfegruppe war im Oktober. Das nächste Treffen findet statt am Mittwoch, 20. November, um 18.30 Uhr im Alexanderhaus, Kirchplatz 1 in Schmallenberg, 1. Etage.
- Mütter und Väter, deren Baby in der frühen oder späten Schwangerschaft oder kurz nach der Geburt verstorben ist, sind herzlich eingeladen, vorbeizukommen.
- Ein kurzer erster Kontakt per Mail an sternchengefluester@gmail.com zur besseren Vorbereitung wäre wünschenswert. Angesprochen sind nicht nur Familien aus dem Stadtgebiet Schmallenberg, sondern auch aus dem Umkreis. Träger ist die Caritas-Konferenz.
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