Meschede. Andre und Dr. Franz Schaltenberg wollen in Zukunft in Meschede gemeinsam praktizieren. Wer der neue junge Mann ist und warum er wiederkommt.
142 Jahre Zahnarztpraxis in Meschede, vier Generationen - das ist eine Tradition, der sich Dr. Franz und Andre Schaltenberg verpflichtet fühlen. Deshalb war es für den Sohn keine Frage: Ist er mit seiner Ausbildung fertig, kommt er in die väterliche Praxis. 2025 wird das so weit sein.
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Abitur am Gymnasium der Benediktiner
Der 33-Jährige machte nach dem Abitur am Gymnasium der Benediktiner im Jahr 2010 erst eine Ausbildung zum Zahntechniker in Brilon bei Dental-Technik Heuft und dann als Jüngster seiner Zunft mit 24 Jahren den Zahntechnikmeister bei Erfurt in Thüringen. „Ich wollte nach der Schule erst etwas Handwerkliches lernen, und Zahntechnik hat wieder eine große Zukunft.“ Aber als sich dann nach einigen Wartesemestern doch noch die Möglichkeit ergab, Zahnmedizin in Marburg zu studieren, griff Andre Schaltenberg zu. Das Studium absolvierte es in Regelstudienzeit und blieb dabei dem Sauerland und Meschede immer treu.
Gute Zeit in Marburg
„Ich hatte in Marburg eine gute Zeit und auch einen tollen Freundeskreis, aber mir war immer klar, dass ich zurück ins Sauerland komme.“ Über sein Hobby, die Musik, Andre Schaltenberg spielt als Schlagzeuger in mehreren Bands, über seine Familie und seinen großen Freundeskreis hielt er Kontakt. Selbst die Marburger Kommilitonen begeisterte er für seine Heimat- seine Freundin so sehr, dass sie Ihre Ausbildung im Sauerland beenden wird. Auch sie ist Zahnärztin und es ist geplant, dass auch sie mit in die Praxis einsteigt.
Assistenzzeit in Eslohe
Aktuell absolviert Andre Schaltenberg seine zweijährige Assistenzzeit bei Dr. Andrea und Dr. Christian Siepe in Eslohe. „Die Praxis ist größer, moderner und hat ein breiteres Aufgabenspektrum“, erklärt er, allein schon dadurch, dass beide Mediziner auch Oralchirurgen seien, könne er dort viel lernen. Außerdem sei es ganz gut, wenn während der Ausbildung nicht unbedingt der Vater auf das eigene Tun blickt. „Ich wollte nicht direkt als Juniorchef in die Praxis einsteigen.“
Vater und Sohn arbeiten gut zusammen
Dass Vater und Sohn aber gut miteinander auskommen, haben sie schon für zwei Monate getestet. „Das war uns aber auch klar“, sagen sie einmütig. Dr. Franz Schaltenberg (70) will mit der Übernahme ins zweite Glied zurücktreten und als angestellter Zahnarzt bei seinem Sohn arbeiten. „Es ist schön, dass er richtig Lust darauf hat, noch mal was Neues auszuprobieren, seine Erfahrung mit unseren Ideen zu kombinieren“, freut sich Andre Schaltenberg.
Vor allem aber sei er froh, dass er dann „den Verwaltungskram“ los ist, gibt der Senior-Chef zu, der sich selbst als „klassischen Generalisten“ bezeichnet. Er hatte sich auch im Berufsverband der Zahnärzte engagierte und besucht bis heute als Zahnarzt die Seniorenheime. In Zukunft soll sich das Spektrum der Praxis noch um die ästhetische Zahnmedizin erweitern und sie erhält ein eigenes Zahntechnik-Labor.
Umbau am Von-Stephan-Platz
In der Von-Stephan-Platz ist von außen schon zu erkennen, dass sich etwas am Haus Nummer 8 tut. Der Mieter ist bereits im Juni ausgezogen. Der unterere Bereich wird aktuell entkernt. Warum so früh, wenn doch der Neustart erst für Januar 2025 vorgesehen ist? „Man hat uns völlig verrückt gemacht, dass wir sonst keine Handwerker mehr bekämen“, erklärt Franz Schaltenberg. Aktuell allerdings sei das kein Problem mehr. Trotzdem ist er froh, alles in Ruhe angehen zu können. „Wir wollten Planungssicherheit“, ergänzt sein Sohn „und ein wenig Luft, wenn ungeahnte Dinge dazwischenkommen.“
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Barrierefreier Zugang
Im Januar 2025 soll die neue Praxis fertig sein. Sie zieht bis dahin teilweise von der oberen Etage ins Erdgeschoss und kommt so auch barrierefrei den Patienten näher. „Unsere Patienten werden immer älter, und es wird für sie immer beschwerlicher, die Stufen zu steigen“, erklärt Franz Schaltenberg. Außerdem schaffen Vater und Sohn so deutlich mehr Platz. „Wir haben dann fünf Behandlungsplätze.“ Auch das Assistenz-Team wird sich dadurch vergrößern, auf dessen langjährige Treue der Senior-Chef stolz ist.
Andre Schaltenberg und seine Partnerin wollen sich die Arbeit aufteilen. „Mein Vater war jeden Tag in der Praxis, zu zweit ist es für uns möglich, Familie und Arbeit gerechter zu verteilen und uns gegenseitig zu unterstützen.“
Einmalig: Fünfte Generation in einer Zahnarzt-Praxis
Franz Schaltenberg ist froh, dass in der Praxis mit der fünften Generation weitergeht. „Das gibt es in NRW sicher nicht noch einmal“, sagt er. Und auch mit dem Umzug ins Erdgeschoss knüpft die Praxis an ihre Geschichte an. „Vor 40 Jahren haben wir angebaut und sind in die erste Etage gezogen. Jetzt geht es wieder zurück.“