Meschede. . Eine Einkaufsstadt ist abhängig von Kunden, Händlern – und von Vermietern. Händler stehen nicht mehr in eigener Immobilie hinter Ladentheke.

Eine Einkaufsstadt ist abhängig von Kunden, Händlern - aber auch von Vermietern. Denn die Zeiten, in denen die Händler in ihrer eigenen Immobilie hinter der Ladentheke standen, sind an vielen Orten lange vorbei. Einer, der sein Geschäftslokal in der Innenstadt am Von-Stephan-Platz seit Jahrzehnten vermietet, ist Dr. Franz Schaltenberg. Er sagt: Auch wir Vermieter haben eine Verantwortung für das Wohlergehen unserer Stadt.

Die Einkaufsstadt

Dr. Franz Schaltenberg ist gern Mescheder. Er ist hier aufgewachsen, schon sein Urgroßvater war in der Kreisstadt Zahnarzt. „Ich kaufe hier fast alles, was ich brauche.“ Er findet: „Meschede ist als Einkaufsstadt trotz der zunehmenden Zahl der Filial- und Franchise-Betriebe attraktiv.“ Alles sei gut erreichbar, Parkplätze gebe es nah und günstig. „Und durch die Henne-Öffnung ist die Stadt noch um einiges schöner geworden.“ Außerdem sei die Nähe zu den Menschen ein weiterer Pluspunkt der Kleinstadt. „Man trifft immer viele Bekannte und wird überall freundlich behandelt.“

Die Probleme

Vielfalt vermisste Franz Schaltenberg, seitdem Hertie geschlossen hatte. Und das Internet sieht er als großen Konkurrenten. „Das hat aber auch damit zu tun, dass die Preise nicht real berechnet sind. Wenn man für jedes Päckchen das zahlen müsste, was der Transport tatsächlich kostet und dann auch die Boten ein anständiges Gehalt bekämen, sähe das gleich wieder anders aus.“

Kritisch sieht er auf die Konzentrations-Bestrebungen in der Bank-Branche. „Das verringert auch wieder den Publikumsverkehr in der Innenstadt.“ Und mit Blick auf die Digitalisierung sagt er: „Das kann ein Vorteil sein, weil Menschen, die bei uns leben wollen, nicht mehr in die Großstädte pendeln müssen, sondern von zu Hause arbeiten.“ Andererseits blickt er mit Sorge auf die große Zahl an Arbeitsplätzen, die angeblich wegfallen sollen.

Der Vermieter

Seit mehreren Jahrzehnten vermietet Franz Schaltenberg sein Ladenlokal am Von-Stephan-Platz. Mehr als 30 Jahre an den Herrenausstatter Werner Becker, der dann aus Altersgründen aufhörte. Eine gute Verbindung, sagt Schaltenberg im Rückblick. „Ich habe immer versucht, alles möglich zu machen. Man muss seinem Mieter da auch entgegenkommen.“

Egal ob es um Modernisierungen oder die Höhe der Pacht geht. „Wenn das gut zusammenpasst, profitieren doch beide Seiten.“ Auch die Beteiligung an der Sanierung des Von-Stephan-Platzes sei für ihn eine Selbstverständlichkeit. „Das Gemeinwohl ist mir einfach wichtig. Wir profitieren doch auch alle davon, wenn es dem Handel gut geht.“

Das Entgegenkommen

Seit Jahren zahlen Schaltenbergs Pächter auch deshalb einen Preis weit unterhalb des örtlichen Mietspiegels. „Mir haben schon Mescheder vorgeworfen, ich sei viel zu billig“, berichtet er. Dem letzten Pächter kaufte er einen Großteil der Ladeneinrichtung ab, „um dem Folgemieter ein moderates Investitionsniveau zu ermöglichen.“ Schaltenberg lebt in Meschede.

Andere Vermieter, beispielsweise auf der Ruhrstraße, haben die Stadt verlassen, verwalten ihre Immobilie aus der Ferne oder gehören zu einer Erben- oder Investorengemeinschaft. „Die finanzieren damit ihr Leben in Köln oder Berlin, und es geht ihnen zum Teil nur darum, die höchstmögliche Pacht herauszupressen“, sagt Schaltenberg. „Wer nicht mehr hier lebt, fühlt sich auch weniger fürs Gemeinwohl verantwortlich.“

Der Henne-Ruhr-Markt

Schaltenberg ist optimistisch, dass die Eröffnung des Henne-Ruhr-Marktes, vor allem mit Kult und H&M als Jugendmarken, der Stadt einen Schub geben. Er hatte versucht, das Dessous-Geschäft Hunkemöller für sein Ladenlokal zu interessieren. „Die haben gleich abgewunken. Die gehen nur in die Ruhrstraße, wo sie ja jetzt auch eröffnen.“ An den Von-Stephan-Platz zieht zum 1. Januar Ekrem Yazar mit Bürobedarf und Copy-Shop. „Der macht sich natürlich auch Sorgen, weil Müller auch Schreibwaren anbietet“, weiß Schaltenberg.

Aber der Vermieter ist zuversichtlich, dass das neue Einkaufscenter - wie früher Hertie - vor allem für mehr Frequenz sorgt. Und dann liegt sein Ladenlokal direkt an den Fußgängerströmen zwischen Center und Ruhrstraße. „Händler müssen sich eine Nische suchen und dann mit gutem Service punkten.“ Und bei den Käufern hofft er weiter auf einen Gesinnungswandel: „Sie müssen irgendwann merken, dass das Internet nicht alles ist. Eine attraktive Innenstadt gestaltet es jedenfalls nicht.“

>>>HINTERGRUND

Dr. Franz Schaltenberg ist seit 34 Jahren niedergelassener Zahnarzt in Meschede.

Der leidenschaftliche Skifahrer war 30 Jahre Skischulleiter des Skiclubs Meschede, spielt daneben ambitioniert Tennis und wandert gerne, bevorzugt in seiner Sauerländer Heimat.

Als Zahnarzt engagiert er sich außerdem seit vielen
Jahren ehrenamtlich für seinen Berufsstand.

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