Meschede. Ungarn ist Mitglieder der Europäischen Union. Brauchen hier Regionen wirklich noch Hilfe? Ja, sagen Organisatoren einer Aktion aus Berge.

Hilfsbedürftigen Menschen in der Weihnachtszeit mit dem Wichtigsten versorgen und ihnen so ein Lächeln aufs Gesicht zaubern - das ist das Ziel von vielen Spendenaktionen im November und Dezember. Auch die Kirchengemeinde Berge bei Meschede sammelt jedes Jahr Sachspenden, um die Kirchgemeinde der Stadt Lengyeltóti zu unterstützen. Organisator Wilhelm König erzählt, wie man sich an der Aktion beteiligen kann und warum auch Ungarn immer noch Hilfe benötigt.

Wie lange gibt es die Aktion schon?

Wir sammeln jetzt schon seit über 20 Jahren Spenden für die Kleinregion in Ungarn. Die erste Aktion war zwischen den Feiertagen im Dezember 20001.

Für wen genau sind die Spenden bestimmt?

Ungarn ist in 40 Kleinregionen aufgeteilt. Unsere Sachspenden werden per Megaliner in die Region um Lengyeltóti gebracht. Die Stadt und die neun dazugehörigen Dörfer liegen südlich vom Plattensee und umfassen um die 13.000 Personen. Mit Platz 33 auf der Liste der Kleinregionen gehört sie zu den sozial schwächeren Teilen Ungarns.

Der Hilfsaktion für Lengyeltóti besteht schon seit vielen Jahren - hier eine Aufnahme aus dem Jahr 2013.
Der Hilfsaktion für Lengyeltóti besteht schon seit vielen Jahren - hier eine Aufnahme aus dem Jahr 2013. © Privat

Wie kam es zu dem Kontakt in die Region?

Nachdem die Grenzen geöffnet worden waren, haben Josef König-Krölleke und ich Ungarn häufiger zum Jagen besucht. Vor 41 Jahren waren wir das erste Mal in der Region um Lengyeltóti. Nach einiger Zeit kam es dann zu einem Essen mit dem ungarischen Jägermeister. Er berichtete uns über die erschreckende Realität in Ungarn: Die Verschläge der Kühe waren mit Plastik umwickelt, um eine gewisse Isolation zu schaffen. Diese bedürftigen Verhältnisse dienten den Leuten der Region außerdem als Schlafplatz. Das war mehr als erschreckend. Wir leben hier zum größten Teil in Saus und Braus, während anderswo solche prekären Umstände der Lebensalltag sind.

Wie hat sich die Spendenaktion im Laufe der Jahre von 2001 an entwickelt?

Zu Beginn war der Transport nach Ungarn ziemlich mühselig, weil Ungarn noch kein Teil der EU war und somit jedes einzelne Teil der Spendensammlung durch den Zoll musste. Im Laufe der Jahre wurden immer mehr umliegende Dörfer zum Spendengebiet hinzugezogen, somit wurden die Transporte zunehmend größer. Nachdem Ungarn 2004 dann in die EU aufgenommen worden war, konnte die Verteilung immer weiter idealisiert werden. In Ungarn kümmert sich der Familiendienst um die koordinierte Ausgabe der Spenden. In Berge gibt es jährlich um die 30 bis 35 Helfer, ohne die das alles nicht machbar wäre. Außerdem werde ich von Pastor Steilmann und Pfarrer Schmitt unterstützt.

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Was wird gesammelt?

Allerhand Kleidung: Anzüge, Hosen, Jeans, Kleider, Pullover, Hemden, Jacken, Blusen, Strümpfe, Mäntel und Parka. Aber auch Wolldecken, Bettwäsche, Oberbetten und Steppdecken helfen uns sehr. Am dringendsten werden aber Bettwäsche, Kinderkleidung, Kinderschuhe, Kuscheltiere und Spielsachen benötigt. Außerdem werden elektrische Nähmaschinen, Kinderroller und sowohl große als auch kleine Fahrräder gesammelt. Rollstühle und Rollatoren werden ebenfalls mitgenommen. Wichtig dabei ist, dass die Sachen in gewaschenem, wertigen und sehr gutem Zustand sind.

Wo und wann können die Spenden abgegeben werden?

Der Sammeltermin ist am Montag, 13. November, von 16 bis 18 Uhr am Logistikzentrum der Firma Langer Auf dem Lohnsberg in Berge. Die Spenden werden erst ab 16 Uhr angenommen, weil das Gelände zuvor abgesperrt ist. Sobald wir die Ladekapazität von ca. 100 Kubikmeter erreichen, wird die Sammlung gestoppt. Wir freuen uns auf jeden, der kommt!

Ungarn ist ein entwickeltes EU-Land. Warum sehen Sie die Spendenaktion weiterhin als notwendig an?

Diese Frage habe ich mir auch schon gestellt. Als die Sammelaktion aufgrund von Corona für ein Jahr pausiert wurde, habe ich diese Frage bei den ungarischen Verantwortlichen angebracht. Die Antwort war eindeutig: Auch wenn es viele eigene Hilfsprojekte in der Region gibt, sind die sozial schwächeren auf die Hilfe aus Deutschland angewiesen. Die Hilfe des Landes reicht laut ihnen nicht aus, um alle bedürftigen Menschen abzudecken. Außerdem bieten wir mit unserer Aktion besonders jungen Leute eine neue Chance, das erfüllt mich immer wieder mit Stolz.