Grafschaft. Dennis Kraft-Okesson ist Praxiskoordinator am Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft. Er liebt seinen Beruf, denn es geht jeden Tag um Menschenleben.

„Ein guter Arzt im Krankenhaus braucht auch immer gute Pflegekräfte“ – eine Meinung die sicher nicht nur Dennis Kraft-Okesson, sondern auch viele andere Pflegekräfte teilen. Der 37-jährige Mescheder ist Praxiskoordinator am Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft und liebt seinen Beruf. Als Koordinator kann er sein Wissen nämlich nicht nur an die nächste Pflege-Generation weitergeben, sondern trotzdem noch an den Patienten sein. Im Interview erzählt der gelernte Gesundheits- und Krankenpfleger, was seinen Beruf so besonders macht und welchen Aufgaben er täglich nachgeht. Außerdem spricht er über Vorurteile über den Beruf und darüber, wie man sie beseitigen könnte.

Krankenpfleger reichen nur essen an und säubern Patienten. Stimmt das?

Dennis Kraft-Okesson: (lacht) Überhaupt nicht!

Warum?

Das Problem ist, dass es viele Menschen gibt, die immer noch dieses Bild von dem Beruf im Kopf haben. Natürlich reichen wir den Patienten auch Essen an und waschen sie – unsere Aufgaben gehen aber auch weit darüber hinaus. Viele haben einfach keine Ahnung, was Pflege überhaupt ist – da kann sich die Politik, meiner Meinung nach, auch nicht von freisprechen. Das ist zum Teil verständlich, man sieht in erster Linie ja das, was die Ärzte leisten. Ein guter Arzt benötigt aber auch immer gute und qualifizierte Pflegekräfte um sich herum.

Dennis Kraft-Okesson ist Praxiskoordinator am Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft und damit verantwortlich für die Auszubildenden und Praktikanten, außerdem arbeitet er im Qualitätsmanagement mit.
Dennis Kraft-Okesson ist Praxiskoordinator am Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft und damit verantwortlich für die Auszubildenden und Praktikanten, außerdem arbeitet er im Qualitätsmanagement mit. © Privat

Wie wird man Praxiskoordinator?

In meinem Fall lief das über die Ausbildung zum Krankenpfleger – wo ich eigentlich nur durch Umwege gelandet bin. Ursprünglich wollte ich nämlich Physiotherapeut werden. Während meines Fachabiturs habe ich ein einjähriges Praktikum gemacht. Dieses wollte ich eigentlich im Bereich der Physiotherapie im Krankenhaus machen, welches allerdings nur möglich war, wenn ich das Praktikum in der Pflege absolviere. In der Zeit konnte ich dann auch den Therapeuten über die Schulter schauen. In dieser Zeit habe ich mich aber immer mehr für den Bereich der Pflege interessiert. Das hat mir schließlich so gut gefallen, dass ich danach die Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger im Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft begonnen habe. Danach kam der Zivildienst, den ich auch bei meinem jetzigen Arbeitgeber machen konnte.

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Und wie ging es dann weiter?

In mir wuchs der Wunsch, mich weiterzubilden und mein Wissen zu teilen. So bin ich 2014 auf die Praxisanleiterweiterbildung gekommen. Dabei wird man dazu befähigt, Auszubildende in der Praxis zu begleiten. Durch die neue Ausbildungsreform von 2020 ist viel Arbeit auf die Träger der praktischen Ausbildung und die Krankenpflegeschulen zugekommen. Mein Kollege und ich haben uns zu den Anfängen der Zeit intensiv mit den Veränderungen in dem Bereich für den Arbeitgeber auseinandergesetzt und im Austausch mit der Bildungsakademie in Meschede Lösungen erarbeitet. Dadurch kam der Wunsch auf, uns intensiver weiterbilden zu wollen. Uns interessierte der Bachelor „Berufspädagogik im Bereich Pflege“. Mein Arbeitgeber war da sehr kooperativ und es wurde sogar eine neue Stelle für mich und meinen Kollegen geschaffen – eben die des Praxiskoordinators. Seit Oktober 2022 studiere ich nun an der Apollon-Hochschule in Bremen und bin wirklich glücklich über diese Chance. Dadurch, dass es sich dabei um ein Fernstudium handelt, kann ich meine Weiterbildung auch gut mit meiner Arbeit im Fachkrankenhaus vereinbaren.

Was sind Ihre Aufgaben als Praxiskoordinator?

Als Praxiskoordinator bin ich für die Auszubildenden und Praktikanten verantwortlich und arbeite im Qualitätsmanagement mit. Ich nehme die Auszubildenden an die Hand, plane ihre Einsätze und gebe ihnen mein Wissen mit auf den Weg. Außerdem bin ich im ständigen Austausch mit unseren Pflegeschulen und bin Ansprechpartner für die Geschäftsführung und Kollegen in allen Belangen, was die Ausbildung in unserem Krankenhaus angeht. Aus diesen Aufgaben besteht mein Beruf zu rund 75 Prozent. Die anderen 25 Prozent meiner Arbeitszeit verbringe ich gemeinsam mit den Auszubildenden auf Station und bin ein Teil des Pflegeteams.

Was begeistert Sie an Ihrem Beruf?

Die Zusammenarbeit mit den Menschen. Mir macht es einfach unglaublich viel Spaß, die Auszubildenden auf ihrem Weg zu begleiten und ihnen die Pflege beizubringen. So bekomme ich als Praxiskoordinator die Chance, Theorie und Praxis miteinander zu verknüpfen.

Worin liegen die größten Herausforderungen?

Das Schöne und zugleich Schwierige an dem Beruf ist sicher die Arbeit mit den kranken Menschen. Da ich in der Früh-Rehabilitation vor allem mit Menschen arbeite, die Langzeit beatmet wurden, muss man oft viel Geduld und Verständnis aufbringen. Das ist nicht immer leicht. Auch die Arbeit mit den Auszubildenden ist manchmal herausfordernd. Jeder von ihnen ist nämlich individuell, hat seine eigenen Stärken und Schwächen – und so muss man eben auch für jeden eine individuelle Arbeitsweise finden.

Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie wichtig das Pflegepersonal in Krankenhäusern ist. Hat sich seitdem auch Ihre Einstellung zu dem Beruf verändert?

Definitiv. Die Corona-Pandemie hat sowohl uns Pflegekräften, als auch allen Menschen da draußen gezeigt, wie wichtig das Berufsfeld überhaupt ist. Ohne Pflegekräfte geht es nun mal nicht – denn jeder Mensch wird irgendwann mal alt und ist auf medizinische Versorgung und Hilfe angewiesen. Deswegen ist es ja auch so wichtig, dass es in Zukunft mehr gut qualifizierte Pflegekräfte gibt.

Was sollte Ihrer Meinung nach passieren, damit das Berufsfeld in der Gesellschaft mehr Anerkennung erlangt?

Es sollte einfach mehr Aufklärung betrieben werden, sodass sich auch mehr junge Menschen für das Berufsfeld interessieren. Viele wissen gar nicht, wie umfangreich und verantwortungsvoll der Beruf der Pflegekraft ist. Die Ausbildung wird, im Gegensatz zu anderen Berufen, sogar gut vergütet. Nach der Ausbildung spiegelt das Gehalt einer Pflegekraft ihre Verantwortung nur leider nicht wider. Zudem sollten die Rahmenbedingungen für die Pflege verbessert werden. Dazu gehören zum Beispiel flexiblere Arbeitszeiten und eine bessere Work-Life-Balance. Daher finde ich, dass Führungskräfte und Entscheidungsträger in der Politik mehr in die Richtung der Pflegeberufe und deren Ausbildung denken sollten und zukunftsorientierte Veränderungen schaffen müssen. Pflegekräfte tragen unheimlich viel Verantwortung – in unserem Beruf geht es um Menschenleben. Das sollte sich auch in der Bezahlung widerspiegeln.

Abschließend: Wo sehen Sie sich zukünftig?

Ich mache heute schon das, was mir Spaß macht. Daher sehe ich mich auch in Zukunft in einer ähnlichen Position. Dann möchte ich aber noch erfahrener sein und mich vor allem im Bereich der Pädagogik und Pflegedidaktik weiterentwickelt haben. Mein nächstes Ziel ist erstmal mein Studium erfolgreich zu absolvieren.

>>> Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft

Mitarbeiterzahl: 705

Standorte: Schmallenberg-Grafschaft, MVZ Brilon und am Krankenhaus, Ambulante Dienste

Tarif: AVR

Arbeitszeit: 38,5 h/Woche

Arbeitsplatz: Praxiskoordination, dezentrale Praxisanleitung

Kooperationen: Bildungsakademie Hochsauerland, Pflegeschule des DRK in Bad Fredeburg, ESTA-Bildungswerk, Lingoda

Benefits: E-Bike-Leasing, Betriebsinternes Gesundheitsmanagement, regelmäßige interne Fortbildungen, Fachweiterbildungen

>>> Weitere Folgen mit spannenden Karriere-Chancen gibt es hier