Meschede. Nils Kotthoff berichtet über seinen Beruf als Orthopädieschuhmacher in Meschede: Wann barfuß laufen gesund ist und was bei Schuhen wichtig ist.

Schuhe gehören als Gebrauchsgegenstände zu unserem täglichen Leben. Belegt sind Schuhe schon seit 9000 Jahren. Sandalen aus Pflanzen oder die berühmten Schuhe des Steinzeitmenschen Ötzi, die aus Bärenleder konstruiert waren. So viel zu Schuhen an gesunden Füßen. Wer allerdings krankheitsbedingt mit fußgerechten Konfektionsschuhen nicht laufen kann, der sollte die Dienste eines Orthopädieschuhmachermeisters in Anspruch nehmen. In Meschede erklärt Nils Kotthoff, was genau ein solcher Fachmann leistet.

Was genau verbirgt sich hinter einem Orthopädieschuhmacher?

Orthopädieschuhmacher ist ein anerkannter Ausbildungsberuf nach der Handwerksordnung (HwO). Die Ausbildung dauert 3,5 Jahre und schließt mit der bestandenen Gesellenprüfung ab. Danach kann man sich weiter qualifizieren und den Meistertitel erwerben. Genau diese Laufbahn habe ich seit 2012 erst als Lehrling, dann als Geselle und seit 2023 als Meister bei der Sprenger-Köhler GmbH – Laufgut eingeschlagen und bin dem Unternehmen weiter treu geblieben. Seit über 100 Jahren kümmert sich die Firma Sprenger-Köhler intensiv um unsere Füße. Seit 2001 hier in Meschede und seit 2010 unter dem Konzept „Laufgut“ mit dem Schwerpunkt Orthopädie. Die familiäre Atmosphäre spielt in diesem Unternehmen eine große Rolle: Wir Mitarbeiter kennen und schätzen uns gegenseitig, pflegen einen sehr vertrauensvollen Umgang untereinander und fühlen uns einfach wohl.

Was gibt es für Arbeitsbereiche in der Orthopädieschuhmacherei?

Ganz allgemein stellen Orthopädieschuhmacher orthopädische Maßschuhe her oder arbeiten Konfektionsschuhe nach ärztlicher Verordnung um. Sie fertigen Hilfsmittel wie Einlagen, Korrekturschienen oder Orthesen, wie z. B. Schienen, Bandagen und Stützapparate an. Da in Deutschland fast jeder Dritte eine Fußfehlstellung hat, die zu Knie- und Rückenschmerzen führen kann, ist unser Berufsstand zukunftssicher. Wir freuen uns über jeden Berufsanfänger und wünschen uns mehr Interessenten für diesen anspruchsvollen und qualifizierten Beruf.

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Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?

In meinem Arbeitsalltag gleicht kein Tag dem anderem, da es so viele unterschiedliche Krankheitsbilder gibt. Die Patienten kommen in der Regel vom Arzt mit einer Verordnung zu uns. Wir schauen uns die Verordnung und den Patienten an und fertigen das Hilfsmittel (orthopädische Schuhe, Einlagen etc.) individuell zugeschnitten auf die Bedürfnisse des Patienten an. Funktion steht hierbei über Ästhetik. Manchmal muss man Kompromisse eingehen: Ein Schuh, der super funktioniert, aber letztendlich nur im Regal steht, da er dem Patienten nicht gefällt, kann seinen Zweck nicht erfüllen. Viele Menschen teilen das Vorurteil: „Orthopädische Schuhe sind schwarz/braun, schwer und klobig.“ Das stimmt aber so nicht mehr: Durch neueste Materialien und Fertigungstechniken fällt ein orthopädischer Maßschuh in vielen Fällen gar nicht mehr als solcher auf. Dies ist auch unser Anspruch. Jedem Patienten steht bei Anspruch grundsätzlich ein Paar orthopädische Maßschuhe im Jahr zu. Hausschuhe können alle vier Jahre neu beantragt werden. Bei Mitgliedschaft in einem Verein besteht außerdem Anspruch auf Sportschuhe oder Badeschuhe. Die Kosten von rund 1500 Euro pro Schuhpaar übernimmt die Krankenkasse. Der Patient muss lediglich eine Zuzahlung leisten.

Welche Erwartungen haben Ihre Kunden?

Die meisten Patienten, die mit einer Verordnung zu uns kommen, möchten einfach nur gut beraten werden. Besonders gefährdet sind Diabetiker, die kein Schmerzempfinden in den Füßen verspüren. Hier ist Beratung besonders wichtig und unsere Patienten danken es uns. Es macht mich immer wieder stolz, wenn jemand seine Zufriedenheit mit unserer Arbeit ausdrückt.

Haben Sie einen besonderen Wunsch an Ihre Kunden?

Geduld mit sich selbst und mit uns, ist wohl das Wichtigste. Daneben gibt eine Menge einfacher Maßnahmen, die die Fußgesundheit unterstützen: Barfuß laufen ist z. B. richtig gut, vor allem auf weichem Untergrund wie Rasen. Schuhe „vererben“ sollte mehr als kritisch gesehen werden, besonders Kinder sollten immer eigene, neue Schuhe bekommen, damit erst gar keine Erkrankungen auftreten können.