Bestwig/Velmede. Vor zwei Jahren waren die Pläne gescheitert, jetzt gibt es eine neue Lösung. Wie die Gemeinde Bestwig das Hennenohl weiter renaturieren will.

Vor zwei Jahren waren die Pläne gescheitert, jetzt unternimmt die Gemeinde Bestwig einen neuen Anlauf. Möglicherweise noch in diesem Jahr könnte mit der weiteren Renaturierung des Hennenohls in Bestwig begonnen werden.

Eigentlich hätte der Bereich längst fertig sein sollen. Im Frühjahr 2022, so hatte es sich die Gemeinde damals vorgestellt, sollten die Arbeiten abgeschlossen sein. Dass sie nie begonnen worden sind, hatte damals finanzielle Gründe. Das Ausschreibungsergebnis, so formulierte es Bauamtsleiter Jörg Stralka im Gemeindeentwicklungsausschuss vorsichtig, sei seinerzeit nicht so ausgefallen, wie man es sich erhofft hatte. Konkret habe es 400.000 Euro über der Summe gelegen, die im Gemeindehaushalt eingeplant war. Bei gleichzeitigen Signalen der Bezirksregierung, dass mit einer entsprechenden Erhöhung der Förderung nicht zu rechnen ist, hatte die Gemeinde letztlich entschieden, das Projekt auf Eis zu legen. Nun aber wird das ganze wieder konkret.

Die Zwischenzeit sei genutzt worden, um nach einer Lösung zu suchen, betonte Stralka. Und die ist tatsächlich gefunden worden.

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Um die Kosten für das Vorhaben zu senken, soll nun weniger Boden ausgebaggert werden. Damit muss weniger Aushub an eine andere Stelle verbracht bzw. deponiert werden. Am Endergebnis wird sich dabei gegenüber den ursprünglichen Planungen nicht allzu viel ändern. Denn: Die Gemeinde lässt einfach die Natur selbst den Rest der Arbeiten erledigen. „Das Wasser wird sich seinen Weg suchen und gräbt dabei weiter ab“, sagt Stralka. Und damit werde des Ergebnis am Ende annähernd so sein, wie es geplant war. Zudem seien in der Fördersumme die Kosten für die erforderliche Verlegung einer Wasserleitung nicht mehr enthalten. Die Kosten übernehme nun die Hochsauerlandwasser, so Stralka.

Ein kleines Paradies geschaffen

Ziel der Gemeinde ist eine Ausschreibung der Maßnahme noch im September. „Theoretisch“, so sagt Stralka, „könnte dann ab Oktober gebaut werden“. Letztlich hänge der Zeitplan aber vom beauftragten Unternehmen und auch vom Wetter ab.

Im Zuge der Renaturierung wird die Ruhr ein breiteres Bett bekommen, mit kleinen Inseln, die sich je nach Wasserstand verändern, und Biotopen, die verschiedensten Tier- und Pflanzenarten ideale Lebensbedingungen bieten.

Bereits 2014 hat die Gemeinde Bestwig einem rund 7,5 Hektar großen Areal weiter östlich im Hennenohl ein naturnahes Gesicht zurückgegeben - und dabei ein kleines Paradies erschaffen. „Jede Menge Tier- und Pflanzenarten haben sich neu angesiedelt“, weiß Friedhelm Koch, Umwelt-Ingenieur der Gemeinde Bestwig. Außerdem ist der Bereich ein beliebtes Spazier- und Ausflugsziel.

Näher am Ruhrtal-Radweg

Nun also soll die Renaturierung in Richtung Westen weiter fortgesetzt werden. Konkret geplant ist dabei ein Verschwenken der Ruhr. Sie wird näher an den Ruhrtal-Radweg heranrücken.

An vielen Stellen soll die Ruhr so flach werden, dass sich Kiesbänke und Übergangszonen zwischen Wasser und Land bilden. „Dynamische Eigenentwicklung“ nennen Fachleute das. Das Flussbett suche sich selbst seinen Weg, kleine Inseln bilden und verändern sich, Totholz werde angeschwemmt. „So entstehen hier die verschiedensten Lebensbedingungen“, erläutert Friedhelm Koch. Zudem werde die Artenvielfalt gefördert. Kurzum: „Die Natur bekommt Raum, sich selbst zu entwickeln“, so der Umwelt-Ingenieur.

Gleichzeitig Hochwasserschutz

Gleichzeitig dient die Maßnahme dem Hochwasserschutz, weil deutlich mehr Überflutungsbereiche bereitstehen, die große Mengen Wasser aufnehmen können. Mit der Renaturierung erfüllt die Gemeinde Bestwig zudem einen gesetzlichen Auftrag: Die Europäische Wasserrahmenrichtlinie“ verpflichtet die Städte und Gemeinden dazu, die Flüsse in einen guten ökologischen Zustand zu entwickeln.