Meschede. Freddy Schröjahr leitet das Café „Schröjahrs“ in Meschede: Im Interview spricht er über die Gastronomie, Leerstand und das Ausgehverhalten.

Er ist bekannt als „Freddy“, sein Café und Bistro „Schröjahrs“ liegt in bester Lage an der Ruhr in Meschede. Inzwischen ist Frederick Schröjahr (44) im 13. Jahr dort der Pächter. Im Seegespräch spricht er über die Gastronomie, seine Sorgen wegen der Innenstadt, das Ausgehverhalten – und fragt sich, wo eigentlich die Studenten im Stadtbild sind.

„Es kommen weniger Menschen in die Stadt“

Was haben Sie für eine Beziehung zum Hennesee?

Es ist ein schönes Gebiet zum Erholen. Leider kann ich es für mich wenig nutzen: Immer, wenn schönes Wetter ist, dann ist ja auch bei uns viel zu tun.

Was würden Sie sich für Meschede wünschen?

Dass sich die Fußgängerzone wieder belebt. Ich bemerke auch bei uns, dass es weniger Laufkundschaft gibt. Durch den Leerstand merkt man: Es kommen weniger Menschen in die Stadt. Wir hatten auch Gäste aus den Niederlanden, die regelmäßig kommen, die waren ganz erschrocken. Die haben uns darauf angesprochen: Was denn in Meschede bloß los sei?

Noch mehr Leerstand: „Dann sieht es düster aus“

Und was antworten Sie?

Dass sich offenbar vieles wandelt in kleineren Städten. Es wird viel mehr online gekauft. Manchmal denke ich, daran sind natürlich auch die Leute selbst schuld: So geht Kaufkraft vor Ort verloren. Der Leerstand wirkt sich aus. Der ein oder andere wird demnächst vielleicht Neheim wählen, um einzukaufen – und trinkt dann dort seinen Kaffee. So spüren wir das auch.

Ich betrachte die Entwicklung mit Sorge. Wenn noch mehr Leerstand entsteht, dann sieht es düster aus. Beim verkaufsoffenen Sonntag denke ich manchmal: Es gibt immer weniger Möglichkeiten, wo man hier überhaupt etwas einkaufen kann. Dabei ist Meschede doch durch die Henne-Öffnung so viel attraktiver geworden.

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Wie ist die Situation in der Gastronomie?

Schwierig, wegen der gestiegenen Kosten. Die Leute achten aufs Geld. Sie gehen nicht sieben Tage die Woche Kaffee trinken, sondern vielleicht nur noch an zwei Tagen. Man merkt, die Menschen sind verunsichert.

„Zwei Dinge, die ich nicht beeinflussen kann“

Wie sehen Sie das Angebot an Lokalen in Meschede?

Ich kenne die Zeit auch noch: Vor Jahren gab es an jeder Ecke eine Kneipe und jede Kneipe war rappelvoll. Aber heute? Nun, keiner schließt wegen Reichtum. Wenn zu wenige in die Kneipen gehen, lohnt es sich eben einfach nicht, die ganze Woche aufzumachen.

Müssen Sie sich Sorgen machen?

Ich bin froh, dass wir die Terrasse zur Ruhr haben. Von morgens bis abends ist dort Sonne. Die Lage ist einfach prima. Wir haben neben der Laufkundschaft auch viele Stammkunden. Wenn ich kleinere Speisen anbieten könnte, hätte ich das schon längst gemacht. Aber dafür ist die Küche bei uns zu klein. Man muss sehen, was die Zukunft bringt: Dementsprechend werde ich handeln. Ich kann mir auch vorstellen, etwas ganz anderes zu machen. Man muss sehen, wie es sich entwickelt. Leider gibt es eben zwei Dinge, die ich nicht beeinflussen kann: Die Konjunktur und den Leerstand.

Die Sache mit den Öffnungszeiten

Könnten Sie sich vorstellen, ein zweites Lokal aufzumachen?

Das glaube ich eher nicht. Ich hatte das damals auch am „Brazil“ für mich geprüft. Aber damals gab es schon in meinem Geschäft personelle Probleme, alle Schichten zu besetzen. Man kann nur auf einer Hochzeit tanzen. Da hatte ich Angst, dass mir das über den Kopf wächst: Ich mache lieber eine Sache hundertprozentig als zwei Sachen halbherzig.

Wie reagieren Sie selbst bei den Öffnungszeiten?

Wir haben bis 21 Uhr geöffnet, montags bis donnerstags von 9 bis 21 Uhr, freitags und samstags von 9 bis etwa 0.30 Uhr, sonntags von 14 bis 20 Uhr. Wir hatten eine Zeitlang auch bis 23 Uhr in der Woche geöffnet. Es kamen dann ein paar Leute – aber dafür das Geschäft offen zu lassen hat sich am Ende nicht gelohnt. Deshalb haben wir die Zeiten verkürzt. Klar, wenn Menschen da sind, mache ich auch länger auf. Es muss sich aber lohnen. Ich bin niemand, der sagt: Zack, 21 Uhr, jetzt ist Feierabend! Gerade im Sommer muss man flexibel sein.

Ein Rückzug ins Private bei jungen Leuten

Was hat sich denn im Ausgehverhalten verändert?

Ich bin froh, dass wir auch unsere Stammtische haben. Wenn ich die Jugend betrachte, da kommt nichts nach. Die Jugend beklagt fehlende Angebote, höre ich: Ja, aber man sieht die Jugend auch nicht. Da wird zuhause eher eine Serie geschaut. Ich höre es selber bei jungen Angestellten: Die gehen ab und zu auf eine Party, aber ansonsten machen die etwas daheim. Da hat ein Rückzug ins Private stattgefunden.

Die Stadt Meschede wirbt gerne von sich als Hochschulstadt: Sind auch Studenten unter Ihren Gästen?

Nein, da muss ich sagen, da sind sehr wenige unterwegs. Das fällt schon auf. Es müssten eigentlich mehr sein, weil so viele hier studieren. Es gibt doch Gutscheine für Erstsemester: Davon werden bei uns im Jahr vielleicht gerade einmal fünf Stück eingelöst. Ja, die Studenten vermisst man sehr. Früher waren sie im „Campus“.

Vielleicht liegt es daran, dass viele aus der Nähe kommen oder am Wochenende nach Hause fahren? Aber ich denke, man könnte doch auch in der Woche mal rausgehen und einen Kaffee trinken, oder? Vielleicht gilt aber das gleiche wie für die Jugend: Möglicherweise bleiben die Studenten zuhause oder unter sich.

Statt negativer Bewertung: Auf Fehler bitte direkt ansprechen

Wie ist die Beschäftigungssituation? Muss der Chef immer einspringen?

Ich kann nur von mir sprechen: Es ist besser geworden, ich bin gerade personell gut aufgestellt. Es ist immer das Problem: Die Studenten sind nach einer Zeit wieder weg, dann fängt man wieder von vorne an. Wir haben drei Teilzeitkräfte und sieben Aushilfen, dazu bin ich fast immer da. Ja, man erwartet schon, dass man mein Gesicht sieht. Ich freue mich auch darüber: Die sagen, ich gehe zu Freddy – nicht ins Schröjahrs. Das ist doch ein schönes Kompliment. Aber natürlich geht das auch bei mir nicht sieben Tage in der Woche.

Wie wichtig sind Bewertungen im Internet? Spielen die eine Rolle für Sie?

Es ist gut, wenn man Feedback bekommt. Ich finde es aber schöner, wenn man direkt angesprochen wird, wenn einmal ein Fehler passiert. Dann kann man das vor Ort klären und sofort Abhilfe schaffen. Klar, die Leute schauen in die Bewertungen. Man kommt in eine andere Stadt, googelt etwas. Wenn eine Kneipe nur drei Sterne hat, statt viereinhalb, dann sagen viele: Da gehen wir schon nicht hin. Man darf diese Bewertungen inzwischen nicht außer Acht lassen.

>>> ZUR PERSON <<<

Frederick „Freddy“ Schröjahr ist 44 Jahre alt. Seit Dezember 2010 leitet er das „Schröjahrs“ in Meschede. Er ist gelernter Konditor- und Bäckermeister.