Eslohe. Vom Spielplatz in Eslohe verschwindet eine Tafel, die Kindern mit Behinderung helfen soll. Die Empörung ist groß. Bis zur überraschenden Wende.

Eine neue Tafel auf dem Spielplatz im Kurpark Eslohe soll es Kindern mit Behinderung ermöglichen, mit Kindern ohne Behinderung zu kommunizieren. Dass sie kurz nach ihrer Installation verschwunden war, sorgte für große Aufregung und Empörung. Doch die Geschichte nahm eine ebenso überraschende wie erfreuliche Wende.

Bauhof entdeckt fehlende Tafel als erster

Aber von vorn: Auf den Tag genau zwei Wochen nachdem die Tafel zur Unterstützten Kommunikation am Spielplatz im Kurpark offiziell ihrer Bestimmung übergeben worden war, war sie verschwunden. Gestohlen! Empörung nicht nur beim Kollegium der Kardinal-von-Galen-Schule - jene Förderschule aus Eslohe, die die Aufstellung der Tafel initiiert hatte. Am Montagmorgen hatte der Bauhof als erstes festgestellt, dass die neue Tafel verschwunden war. Zunächst hatten die Mitarbeiter noch angenommen, dass die Schule die Tafel noch einmal abgenommen hatte, um einen noch fehlenden QR-Code aufzubringen. Doch dem war mitnichten so, wie ein Anruf bei der Schule ergab.

>>> Lesen Sie auch: Bestwig: Der vergebliche Kampf um einen Behindertenparkplatz <<<

Ihre Wut über die Tat postete Ramona Wiese-Wagner, Lehrerin an der Kardinal-von-Galen-Schule, auf Facebook - und richtete dabei gleichzeitig einen Appell an die Esloher Bevölkerung: „Wir möchten den Verursacher bitten, die Tafel wieder zurückzubringen. Außerdem möchten wir alle Esloher bitten, die Augen offen zu halten, ob die Tafel irgendwo abgelegt wurde. Der Beitrag darf gerne geteilt werden“, schrieb Wiese-Wagner und wurde erhört. Ihr Beitrag wurde zahlreich geteilt und landete auf Initiative der stellvertretenden Schulleiterin Petra Winkelmeyer auch in der Facebook-Gruppe „Du bist Esloher“.

Mit Erfolg! Es dauerte nicht lange, bis sich eine Esloher Mutter meldete. Sie wisse wo die Tafel sei. Zwei halbstarke Jungs hätten sie abmontiert. Die Tafel sei unbeschädigt. Sie versprach, dass die Tafel am kommenden Wochenende wieder angebracht wird. Offensichtlich also ein Dummer-Jungen-Streich - aber diesmal wenigsten einer, der am Ende gut auszugehen scheint.

Wünsche ausdrücken und Fragen stellen

Das Aufstellen der Tafel zur Unterstützte Kommunikation (UK) geht auf eine Initiative der Kardinal-von-Galen Schule in Kooperation mit dem Fachbereich 2 des UK-Forschungs- und Beratungszentrums der Uni Köln zurück. Unterstützt wurde das Projekt finanziell von der Koenigschen Stiftung und der Gemeinde Eslohe, die auch für das Aufstellen der Tafel verantwortlich zeichnete. Die Tafel, die nach dem Wochenende hoffentlich wieder stehen wird, zeigt mit so genannten Metacom-Symbolen Alltagsvokabular, kurze Sätze und Aussagen.

Durch das Zeigen auf die Symbole können Gespräche initiiert, Wünsche ausgedrückt, Ereignisse kommentiert und Fragen gestellt werden. Ziel ist eine verbesserte Verständigung zwischen Kindern mit und ohne Behinderung sowie deren Angehörigen. Zusätzlich erleichtert die Kommunikationstafel die Verständigung zwischen zugewanderten Kindern ohne Deutschkenntnisse und deren Angehörige mit heimischen Mitbürgern, da die Auswahl der Symbole durch Zeigen auch ohne Deutschkenntnisse eine Verständigung ermöglicht.

Weitere Tafeln denkbar

Ein Video, das per QR-Code abgerufen werden kann, zeigt die Anwendung mit Schülern der Kardinal-von-Galen-Schule. In der Schule wird mit dem gleichen Kommunikationssystem gearbeitet.

Die Kommunikationstafel ist ein sichtbares Zeichen der Gemeinde Eslohe auf dem Weg hin zu einer inklusiven Gemeinde im umfassenden Sinn. Damit kommt die Gemeinde, der von Deutschland ratifizierten UN-Behindertenkonvention nach, in der ausdrücklich alternative Kommunikationsmöglichkeiten zur Lautsprache als Mittel für inklusive Bildung und diskriminierungsfreien Gesellschaft hervorgehoben werden.

„Alle sind dazu eingeladen, über die Spielplatztafel mit anderen Menschen in den Dialog zu kommen. Bei erfolgreicher Annahme könnte man über weitere UK-Tafeln im Ort mit angepasstem Vokabular nachdenken - zum Beispiel am Esselmarkt oder vor der Sparkasse“, so Bettina Preis-Rüther, Kommunikationspädagogin von der Kardinal-von-Galen-Schule.