Meschede. Der Bürgermeister ist darüber „stinkig“, Politiker sprechen vom „Aufregerthema“ - es gibt Ärger um die Poller in der Fußgängerzone in Meschede.

Bürgermeister Christoph Weber sagt unumwunden: „Ich bin stinkig.“ Denn anstatt für Sicherheit sorgen die neuen Poller in der Fußgängerzone in Meschede eher für Unsicherheit – denn warum eigentlich können trotz künstlicher Hindernisse jederzeit Autos hineinfahren?

Abends und nachts wieder Autos in Fußgängerzone

Maria Gödde-Rötzmeier (UWG) warf das Poller-Thema im Stadtrat auf, sie sprach von einem „Aufregerthema“ – vor allem abends sei Chaos in der Stadt zu beobachten, weil weiterhin Autofahrer in der Fußgängerzone unterwegs seien. Bürgermeister Weber bestätigte die technischen Probleme. Er sagte, man prüfe Regressansprüche gegen den Hersteller. Gödde-Rötzmeier forderte, auch die Autofahrer zur Rechenschaft zu ziehen, die die Zone unerlaubt befahren würden. Polizei und Ordnungsamt seien darüber informiert, sagte der Bürgermeister.

Bürgermeister: „Das Thema brennt bei uns“

Schon seit dem Jahreswechsel sind an allen Zugängen zur Fußgängerzone die versenkbaren Hauptpoller dauerhaft im Boden, die Zufahrt ist damit immer möglich. „Das Thema brennt bei uns“, sagt Christoph Weber auf Anfrage. Meschede hatte sich für ein Poller-System entschieden, bei dem die Poller über Fernbedienungen, Schlüssel und über das Handy eigentlich jederzeit heruntergefahren werden können. Hintergrund jetzt seien - so Weber - Probleme mit der Steuerung, um das Hinein- und Herausfahren per Handy zu koordinieren.

Hier an der Straße: An allen Zugängen zur Fußgängerzone in Meschede bleibt der Mittelpoller vorsichtshalber dauerhaft im Boden. Es gibt Probleme mit der Steuerung.
Hier an der Straße: An allen Zugängen zur Fußgängerzone in Meschede bleibt der Mittelpoller vorsichtshalber dauerhaft im Boden. Es gibt Probleme mit der Steuerung. © Jürgen Kortmann

Vorsichtshalber bleiben wegen der Probleme die Hauptpoller deshalb permanent unten. Weber nennt die Probleme „absolut inakzeptabel“: Die Stadt mache Druck beim Hersteller, damit die Probleme endlich gelöst würden – sonst würden „weitere juristische Schritte eingeleitet“. Der Hersteller äußerte sich auf Nachfrage dieser Zeitung nicht zu den Problemen.

Inbetriebnahme hatte sich schon verzögert

Für Weber sind die Poller ein Dauer-Reizthema. Bereits für Dezember 2020 hatte die Stadtverwaltung angekündigt, die Poller „scharf“ zu stellen – sie waren zum Ende des Umbaus in der Fußgängerzone mit eingebaut worden. Sie sollten den ausufernden Anlieferverkehr für die Geschäfte in der Ruhrstraße regulieren, außerdem besagtes Durchfahren abends, nachts und an den Wochenenden verhindern.

Hinzu kam der generelle Sicherheitsaspekt als Schutz vor möglichen Anschlägen: Anfang Dezember 2020 hatte es in der Trierer Innenstadt eine Amokfahrt mit fünf Toten gegeben. Meschedes Poller sollen dem Aufprall von zwei Tonnen schweren Lastwagen bei 72 km/h widerstehen.

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Tatsächlich verzögerte sich aber die Inbetriebnahme um fast ein Jahr auf November 2021. Solange dauerte es, um zu regeln, wer wie im Notfall verbindlich in die Fußgängerzone gelangen könnte. Letztlich bekamen Feuerwehr und Rettungsdienst Schlüssel, die Polizei entschied sich für den Zugang über die Aktivierung per Handy. Danach dauerte es, bis die Spezialschlüssel ausgeliefert waren. Weber hat keine Erklärung dafür, warum die Lösung der Steuerung jetzt so lange dauere: „Die Poller haben schließlich schon funktioniert. Eine bereits bestehende Funktion muss wiederhergestellt werden.“

>>> HINTERGRUND <<<

Die Poller-Regelung erlaubt einen Lieferverkehr werktags in der Zeit von 6 bis 11 Uhr sowie von 18 bis 20 Uhr in der Fußgängerzone, samstags von 6 bis 11 Uhr. Dann sind die Poller unten. Wer als Lieferdienst diese Zeiten verpasst, kann die neuen markierten Lieferzonen außerhalb der Fußgängerzone nutzen. Wenn Handwerker in die Fußgängerzone müssen, können sie, mit genauer Begründung ihrer Tätigkeit in der Fußgängerzone, bei der Stadtverwaltung eine Fernbedienung anfordern.