Meschede. Jonas Balmes (29) arbeitet im Walburga-Krankenhaus in Meschede. Ihn zieht es nicht nur wegen des Berufs ins Sauerland. Das sind seine Gründe.
Es sind eine Menge Punkte, die Jonas Balmes (29) zur Frage einfallen, wie er in Meschede empfangen wurde: Die herzliche und unkomplizierte Aufnahme gute Einarbeitung der Arbeitskollegen im Walburga-Krankenhaus, die netten Nachbarn, die Offenheit bei der Stadtführung für Neubürger oder auch der Spargelverkäufer, bei dem er grünen Spargel reservieren konnte, damit er nach Feierabend noch welchen bekam.
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Und die Landschaft mag er natürlich auch. Schnell im Wald zu sein, mit dem Rad zu Freunden nach Warstein, der kleine Garten hinterm Haus. All dieser Platz. Jonas Balmes fühlt sich sichtlich wohl im Sauerland. Aufgewachsen ist er in Ahlen im Kreis Warendorf, also auch in einer Kleinstadt. Seine Großeltern Margrit und Karl-Heinrich („Heinz“) wohnten in Meschede, , er war seinerzeit Kantor und Organist in der Gemeinde Mariä Himmelfahrt. In der Hünenburgstraße, in genau dem Haus, das er gerade mit viel Fleiß nach der Arbeit saniert. („Keine Kernsanierung, weil ich das Dach nicht neu mache.“)
Aus den 30er-Jahren
Es ist eines der typischen Siedlungshäuser, die Ende der 1930er-Jahre dort oben in Meschede gebaut wurden. Die Aussicht ist toll, und zu tun ist noch eine Menge. Gerade ist die Elektrik im Obergeschoss dran. „Opa hat da viel selbst gefrickelt“, sagt er lachend. „Ich liebe es, mich in Dinge reinzufuchsen“, erklärt er. Und erzählt, dass er nun über technische Lösungen nachdenkt, von denen er vor ein paar Jahren noch nie etwas gehört hatte. Wärmepumpen, Flächenheizung, Dampfsperre… „Es macht großen Spaß.“
Warum es ihn ins Sauerland verschlagen hat? Das hat zwei Gründe: Ein Stipendium und das Haus. Jonas Balmes erhielt nach seinem Physikum ein monatliches Medizin-Stipendium des Hochsauerlandkreises. Im Gegenzug verpflichten sich Stipendiaten nach dem Studium für eine gewisse Zeit im HSK tätig zu sein. Seine Oma hatte von dem Stipendium gelesen und ihrem Enkel davon erzählt. Noch vor ihrem Tod vor zwei Jahren war also klar, dass er das Haus übernehmen und für eine gewisse Zeit ins Sauerland kommen würde. „Das hatte Oma gefallen“, sagt er.
Mehr als drei Jahre
sNun absolviert der 29-Jährige also einen Teil seiner Facharztweiterbildung, auch Assistenzarzt-Zeit genannte, im Mescheder Krankenhaus. Er wird auf jeden Fall für mehr als drei Jahre in Meschede bleiben. „Vielleicht auch länger, vielleicht zieht es mich aber auch noch in die weite Welt“, sagt er. „Ich bin jung und ungebunden, deshalb möchte ich mich da aktuell nicht festlegen.“
Im Walburga-Krankenhaus ist er in der Inneren Medizin, Abteilung Hämatologie und Onkologie beschäftigt. Zuvor arbeitete er eineinhalb Jahre in einer Hausarztpraxis in Gunzenhausen in Mittelfranken. „Ich kann mir gut vorstellen, mich als Allgemeinmediziner niederzulassen – gern in einer Gemeinschaftspraxis mit anderen Kollegen. Mir gefällt es, dass man sich nicht auf ein Organ festlegt, sondern sein gesamtes medizinisches Wissen aus dem Studium nutzt.“ Außerdem sei es schön, Patienten über Jahre und auch Generationen zu begleiten, gemeinsam die beste Behandlung zu finden und im besten Fall auch die Gesundung mitzuerleben. An einer eigenen Praxis würden ihn auch die autarken Entscheidungen in finanzieller Hinsicht reizen. „Um medizinisches Vorgehen vor allem vor sich selber und dem Patienten verantworten und rechtfertigen zu müssen.“
>>> Hintergrund
24 Ärztinnen und Ärzte, die das Stipendium erhielten, sind im HSK nach der Approbation tätig, zwei in einer Praxis und 22 im Krankenhaus. Zehn sind bereits über die Pflichtzeit hinaus beschäftigt. Insgesamt wurden bislang 57 Stipendien vergeben. 18 Studentinnen und Studenten werden aktuell gefördert. (Stand 06/2023)
Ein Großteil der Stipendiaten befindet sich momentan noch innerhalb der Verpflichtungszeit bzw. in der Facharztweiterbildung. In 2023 werden voraussichtlich fünf Stipendiaten ihre Approbation erhalten und in 2024 vier.
Dreizehn Stipendiaten haben abgebrochen bzw. nicht im HSK gearbeitet und die erhaltene Zuwendung zurückgezahlt.
Der Verein DoktorJob betreut das Medizinstipendium, Mitglieder sind der HSK, Krankenhäuser und Arztpraxen. Die Koordination der Weiterbildung übernimmt auf Wunsch der Verein DoktorJob. Die Stipendiaten können während dieser Zeit Unterstützung und persönliche Betreuung von einem erfahrenen Mentor erhalten. Links: https://medizinstipendium-hsk.de/https://doktorjob.de
Studentinnen und Studenten im fortgeschrittenen Medizinstudium (nach bestandener Erster Ärztlicher Prüfung, früher gemeinhin Physikum) erhalten für einen Zeitraum von bis zu vier Jahren ein monatliches Stipendium in Höhe von bis zu 500 Euro - je nach persönlichen Voraussetzungen.
Als Gegenleistung absolvieren sie nach erfolgreicher Ablegung der dritten Ärztlichen Prüfung entweder ihre Weiterbildung zum Facharzt im Hochsauerlandkreis oder sie werden für die Dauer, über die sie vom Hochsauerlandkreis gefördert wurden, im Kreisgebiet ärztlich tätig, z.B. in einem Krankenhaus, in einer eigenen Niederlassung, in einer Vertragspraxis, in einem MVZ oder beim HSK-Gesundheitsamt.