Meschede. Familie, Hofladen, Job, Tiere, Haushalt, Garten: Wie Sabrina Dolle aus Wehrstapel ihren Alltag wuppt, hat sie im Interview am Hennesee verraten.

Sabrina Dolle (39) führt gemeinsam mit ihrer Familie den Hofladen Dolle in Wehrstapel. Im Seegespräch verriet sie, warum sie ohne To-do-Liste nicht einschlafen kann.

Sie haben wirklich immer gute Laune, oder?

Sabrina Dolle sagt über sich: „Ich lache einfach gern und bin freundlich zu den Menschen, weil ich denke, dass schlechte Laune keinem hilft.“
Sabrina Dolle sagt über sich: „Ich lache einfach gern und bin freundlich zu den Menschen, weil ich denke, dass schlechte Laune keinem hilft.“ © WP | Ilka Trudewind

Ja, das höre ich oft. Ich lache einfach gern und bin freundlich zu den Menschen, weil ich denke, dass schlechte Laune keinem hilft. Natürlich bin ich auch mal nicht gut drauf, aber das zeige ich dann nicht so. Darüber spreche ich dann mit meinen Freundinnen, wenn es schnell gehen muss, am liebsten kurz per Sprachnachricht. Und dann ist es auch gut.

„Der Tag hat 36 Stunden“

Sie haben eine Familie mit drei Töchtern, einen Job, den Hofladen, einen Haushalt, einen Garten, Hühner, Schweine, Kaninchen … wie viele Stunden hat Ihr Tag?

Der hat 36 Stunden. Ich hatte einfach Glück und habe ein paar Extra-Stunden bekommen. Nein, im Ernst. Manchmal frage ich mich auch, wie ich das alles schaffe. Organisation ist das A und O.

Ich habe eine To-do-Liste auf den Handy, in die ich alles sofort eintrage und wir haben einen Familienkalender. Dort tragen alle ihre Termine ein. Zum Beispiel auch die Klassenarbeiten, damit ich weiß, wann welche Vokabeln gelernt werden müssen. Wir haben aber auch Unterstützung von unseren Schwiegereltern. Meine Schwiegermutter durchleuchtet zum Beispiel die Eier und packt sie ab.

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2019 sind Sie mit einem Hühnermobil und 240 Hühnern gestartet. Wie hat sich das Geschäft entwickelt?

Wir haben jetzt drei Hühnermobile mit 780 Hühnern. Das hat sich alles positiv entwickelt.

Nachfrage jetzt auch nach Spritzgebäck

Sind Sie jemand, der am Gras zieht, damit es schneller wächst, oder eher geduldig?

Beim Seegespräch: Sabrina Dolle (links) mit Redakteurin Ilka Trudewind.
Beim Seegespräch: Sabrina Dolle (links) mit Redakteurin Ilka Trudewind. © WP | Ilka Trudewind

Ich würde mich als geduldig beschreiben. Alles braucht seine Zeit, auch unser Hofladen hat sich langsam entwickelt. Erst die Kartoffeln, dann die Eier... und dann haben wir das Sortiment Stück für Stück erweitert. Zum Beispiel haben wir jetzt auch eine Küche, in der ich dann zum Beispiel Marmelade koche.

Gibt es denn ein Produkt, von dessen Nachfrage Sie total überrascht waren?

Ja, von unserem Spritzgebäck. Da war ich wirklich überrascht. Ich glaube, ich muss schon bald mit der Produktion anfangen. Das Rezept habe ich von Anni Stappert, sie war damals unsere Vermieterin in Eslohe. Weil meine Mutter es nicht so mit dem Backen hatte, gab sie uns den Teig, den ich dann mit meinem Vater verarbeitete. Eine schöne Kindheitserinnerung.

Wie lautet das Rezept?

Keine Chance, das gebe ich nicht her (lacht). Das ist mir heilig.

Woher nehmen Sie Ihre Ideen?

Wir schauen uns viel um, eigentlich überall. Im Internet folgen wir anderen Hofläden, wir gucken in landwirtschaftlichen Zeitschriften, aber auch im Urlaub. Und dann wird das im Familienrat besprochen und erstmal getestet. Wir verkaufen nichts, von dem wir nicht auch überzeugt sind.

„Kunden sind bereit, höheren Preis zu zahlen“

Spüren Sie eine Zurückhaltung bei Ihren Kunden, weil die Preise überall steigen und das Geld knapper wird?

Es ist weiterhin so, dass die Kunden wert auf Qualität legen und dann auch bereit sind den höheren Preis zu zahlen. Wir mussten auch unsere Eier-Preise anpassen. Die L-Eier kosten jetzt 3,90 Euro. Es ging nicht anders, Futter, Kartons, Kontrollen – alle Kosten sind auch für gestiegen. Wir haben bei der Erhöhung kleine Zettel in die Kartons gelegt, auf denen wir unsere Entscheidung erklärten. Wenn ich aber an die Rentnerin denke, die nun drei Mal überlegen muss, ob sie ein Ei isst, tut mir das schon weh.

Sie sind in Eslohe aufgewachsen und zogen dann der Liebe wegen nach Wehrstapel. War das eine Umstellung?

Ich muss sagen, dass ich hier gut reingekommen bin. Klar hat es geholfen, dass mein Mann hier großgeworden ist. Aber auch wegen der Kinder habe ich schnell Anschluss gefunden. Mein Stammtisch ist daraus entstanden, dass unsere Kinder das gleiche Alter haben...

Eine Bullerbü-Kindheit? „Ja, oder?“

Mit so vielen Tieren, einem Hof und in einer großen Familie aufzuwachsen, dass klingt nach einer Bullerbü-Kindheit...

Ja, oder? Wenn ich meine Kinder dabei beobachte, wie sie mit Spaß die Schweine füttern, freue ich mich selbst total. Es sind wie so oft die kleinen Dinge. Ich habe mir das auch immer gewünscht. Ich bin Einzelkind und habe mir als Kind immer Geschwister gewünscht. Deshalb war mir auch immer klar, dass ich mindestens zwei Kinder bekomme.

Und dann wurden es drei Mädchen...

Ja, und ich liebe es. Ich bin eine absolute Mädchen-Mama. Meine Freundin ist Hebamme und war bei allen Geburten dabei. Sie hat damals schon gewusst: Du kriegst Mädchen. Unser Hühnerhändler nennt mich auch immer die „Bäuerin mit den pinken Nägeln“ (lacht). Ich liebe alles, was pink und rosa ist. Meine neueste Errungenschaft ist eine pinke Gießkanne. Aber das ist sogar meinen Mädels manchmal zu viel (lacht)..