Berghausen. Ein Besuch beim Neubürgerstammtisch von SUZ. Was läuft gut, was ist schwierig und aus welchen Gründen ziehen Menschen nach Schmallenberg?

Im Heimkehof in Berghausen zu einem Burger-Abend hat sich jetzt der Neubürgerstammtisch der Wirtschaftsförderung SUZ getroffen. Unsere Redaktion ist mit einigen Neu-Schmallenbergern ins Gespräch gekommen: Was läuft gut, was ist schwierig und aus welchen Gründen ziehen Menschen eigentlich nach Schmallenberg?

Julia Bimmerlein und Nike wohnen in Werpe auf einem Bauernhof.
Julia Bimmerlein und Nike wohnen in Werpe auf einem Bauernhof. © WP | Laura Nowicki

Julia Bimmerlein ist aktuell in Elternzeit, ihre Tochter Nike ist ein Jahr alt. Wegen des Jobs hat es die 39-Jährige nach Schmallenberg geführt. Bis zur Geburt ihrer Tochter hat sie als Produktmanagerin bei Falke gearbeitet. „Landschaftlich ist es hier wirklich schön“, sagt Julia Bimmerlein, die ursprünglich aus Bamberg stammt. „Das Schwarz-Weiß der Häuser gefällt mir gut.“

Lebensmittelpunkt in Werpe auf einem Bauernhof

Ihr Freund arbeitet in Frankfurt und ist beruflich viel unterwegs, so dass die junge Familie ihren Lebensmittelpunkt nach Schmallenberg, genauer gesagt nach Werpe, verlegt hat. Dort wohnt sie auf einem Bauernhof - eigentlich ideal, um ein Kind aufwachsen zu sehen. „Nike weiß jetzt schon, dass die Milch von der Kuh kommt und die Eier vom Huhn“, sagt Julia Bimmerlein und lacht.

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Fuß zu fassen, sei aber schon schwierig. „Das hat aber nichts mit Schmallenberg zu tun - das ist überall so“, ist sie überzeugt. Viele würden sich eben schon lange kennen, zum Teil schon seit dem Kindergarten. „Da muss man als Zugezogener schon daran arbeiten, Kontakte zu knüpfen.“

Aus Dresden nach Schmallenberg

Marianne Pawlik und ihr Mann wohnen erst seit einigen Monaten in der Schmallenberger Unterstadt. Sie stammen aus Dresden, haben dort ganz zentral gewohnt. Ihr Sohn lebt mit seiner Familie seit 30 Jahren in Bad Fredeburg - daher sind die nun auch ins Schmallenberger Sauerland gezogen.

„Die Heimat zu verlassen und neu anzufangen, das ist in unserem Alter aber gar nicht so einfach“, sagt die Dresdenerin. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge seien sie umgezogen. Von der Großstadt aufs Land, das ist ein Unterschied. Fachärzte zu finden, sei ein Problem. Ihr Mann müsse für einige Termine nun bis nach Neheim fahren. Auch einen HNO-Arzt und einen Hautarzt suchen sie noch.

Da wohnen, wo andere Urlaub machen - und die Familie in der Nähe

Marianne Pawlik ist mit ihrem Mann vor wenigen Monaten von Dresden nach Schmallenberg gezogen.
Marianne Pawlik ist mit ihrem Mann vor wenigen Monaten von Dresden nach Schmallenberg gezogen. © WP | Laura Nowicki

Aber: „Wir wohnen jetzt da, wo andere Urlaub machen“, sagt Marianne Pawlik und lacht. Die Gegend sei wunderschön und ihnen natürlich nicht fremd, da sie regelmäßig zu Besuch bei ihrem Sohn und seiner Familie waren. Drei Enkelkinder und ein Urenkel haben sie nun direkt in der Nähe. Ein Riesen Vorteil.

Lina Schiavone lebt seit einem Jahr in Schmallenberg. Sie ist Lehrerin an der „Schule am Wilzenberg“ und wollte „in der Lebenswelt der Schüler wohnen“. Die 31-Jährige stammt aus Oeventrop und Dank des Kollegiums an ihrer Schule sei es ihr leicht gefallen, sich einzuleben. „Die Schmallenberger sind total offen und hilfsbereit, man findet schnell Anschluss“, erzählt die junge Lehrerin gut gelaunt. Sie liebt die Natur und ist begeistert von den Möglichkeiten vor Ort.

Außerdem schwärmt sie von ihrer Schule: „Wir haben ein tolles Schulprogramm.“ Ihr schulisches Vorbild sei Lisa Richter, die ehemalige Schulleiterin, die sie noch eingestellt hatte. „Ihre Idee möchte ich gerne weiterleben.“

Haus und Garten

Anna Raaf (30) arbeitet beim Statistischen Bundesamt in Bonn, ihr Ehemann Christopher Raaf (37) beim TÜV Rheinland in Köln. Beide arbeiten fast ausschließlich im Home-Office und sind daher im vergangenen Herbst von Köln nach Fleckenberg gezogen. Das hat für das junge Paar viele Vorteile: die gute Luft, Ruhe, günstige Mietpreise, der wunderschöne Ausblick. „Wir haben jetzt Haus und Garten“, sagt Anna Raaf sichtlich zufrieden mit der neuen Lebenssituation. „Ich finde auch die Gemeinschaft in solch einem kleinen Ort schön“, ergänzt die 30-Jährige. „Ich kennen die Leute in meiner Straße, man grüßt sich.“

Anschluss zu finden, sei für die beiden aber schon schwierig, da sie eben keinen Arbeitsplatz und damit Arbeitskollegen vor Ort haben. Einer der Nachteile vom Arbeiten im Home-Office.

Auch mit ihren, wie sie sie selbst bezeichnen, „Nischen-Hobbys“ - Brettspiele, Rollenspiele, Computerspiele - sei es eher schwierig, Kontakte zu knüpfen. Aber die beiden Neu-Schmallenberger sind zuversichtlich und haben sich über die Einladung zum Neubürgerstammtisch gefreut.

Einige Monate „Probe-Wohnen“

Was ihnen in Schmallenberg fehlt: „Ein Comicbuchladen und ein Unverpacktladen wären toll!“

Warum es das junge Paar ausgerechnet nach Fleckenberg gezogen hat, hat einen ganz bestimmten Grund: „Meine Eltern haben hier ein Ferienhaus - dort wohnen wir jetzt.“ Bevor sie die Entscheidung zum Umzug getroffen haben, konnten sie daher sogar einige Monate „Probe-Wohnen“. Mit dem Ergebnis: „Wir fühlen uns wohl, wir ziehen ins Sauerland.“

>>> Zum Neubürgerstammtisch

Bereits seit Mai 2011 organisiert die Wirtschaftsförderung „Schmallenberg Unternehmen Zukunft“ (SUZ) den Neubürgerstammtisch. Egal, ob jemand aus beruflichen oder privaten Gründen nach Schmallenberg gezogen ist, sich in einer neuen Umgebung einzufinden und ein Netzwerk aufzubauen, ist schwierig und erfordert Eigeninitiative.

Ziel des Neubürgerstammtisches ist es, neue interessante Menschen kennen zu lernen, Erfahrungen auszutauschen und mehr über die Stadt bzw. die Region zu erfahren.

Regelmäßig bietet SUZ den Neubürgerstammtisch an. Jedes Mal wird eine andere Location besucht, in der Regel Cafés oder Restaurants, so dass sich die Gäste in lockerer Atmosphäre unterhalten können.