Meschede. Diese Uhr tickt nicht mehr: In Meschede steht schon seit Februar die Zeit still. Jetzt wird es an der Kirche St. Walburga Veränderungen geben.

Seit Februar steht mitten in Meschede die Zeit still. Ein erneuter Versuch, die Uhr am Kirchturm von St. Walburga wieder in Schwung zu bekommen, war mäßig erfolgreich – für nicht ganz zwei Stunden: Statt wie zuvor dauerhaft um 14 Minuten nach 3 Uhr hängen die Zeiger jetzt beharrlich auf 9 Minuten nach 5 Uhr.

„Alte Damen brauchen viel Pflege“

Das hat nun Folgen: Denn jetzt wird auch Meschedes „alte Dame“ digital, kündigt Pfarrer Michael Schmitt an. Er bezeichnet seine Kirche gerne als „alte Dame“ – „und alte Damen brauchen bekanntlich viel Pflege“. Diese Pflege wird St. Walburga nun erhalten, in gründlicher Form. Eine Fachfirma soll verpflichtet werden. Die ist ohnehin in der Region, um das Uhrwerk im Neheimer Dom zu erneuern. In den nächsten Wochen kommt dann auch die ehrwürdige Mescheder Kirche an die Reihe.

Nur kurz kam das alte Uhrwerk an St. Walburga wieder ans Laufen: Die Zeiger stehen jetzt beharrlich auf 9 Minuten nach 5 Uhr.
Nur kurz kam das alte Uhrwerk an St. Walburga wieder ans Laufen: Die Zeiger stehen jetzt beharrlich auf 9 Minuten nach 5 Uhr. © Jürgen Kortmann

Uhrenstillstand häufte sich

Nicht nur die Uhr steht derzeit still, es fehlt auch der Schlag zur Stunde und jeweils zur Viertelstunde, es gibt kein Angelusläuten um 7, 12 und 18 Uhr. Der Uhrenstillstand hatte sich in den letzten Jahren gehäuft. Dann hatten die Küsterin Lydia Webelhaus und bei Reparaturen der Schmied und Bauschlosser Josef Berkenkopf das mechanische Uhrwerk immer wieder in Gang bringen müssen. Die mit Knochenfett eingeschmierten Lager waren im Laufe der Jahrzehnte immer schwergängiger geworden.

Digitale Lösung kommt

Jetzt soll die umfassende Lösung kommen, in digitaler Form. Das war im Zuge des Neubaus der Sakristei (die Funktionen der Schaltzentrale für die Kirche wahrnimmt) ohnehin geplant gewesen, wird nun aber vorgezogen.

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Pfarrer Schmitt freut sich schon auf ein dann beständiges Läuten – und auf eine sichere Zeitanzeige. Von außen wird sich für den Betrachter nichts ändern. Der interne Ablauf wird anders, zeitgemäßer – so wie in der Gemeinde Mariä Himmelfahrt nebenan. Das Totengeläut zum Gedenken an einen gerade Verstorbenen um 11.45 Uhr muss die Sekretärin in St. Walburga derzeit noch manuell erledigen, auch samstags das Einläuten des Sonntags um 17 Uhr. Künftig kann das alles programmiert werden.

Uhrzeit seit den Stiftszeiten

Bereits früher, 1787, zu den Stiftszeiten von St. Walburga hatte die Kirche eine Uhr, eine Seltenheit damals – nach ihr richteten die Menschen ihre Zeit aus. Sie hatte mindestens einen Vorgänger.

Nach der Zerstörung des Glockenturms im Zweiten Weltkrieg erhielt die Kirche schon 1949 die jetzige Uhr zurück. Sie hing damals als Not-Uhr noch tiefer in der Höhe der Glockenkammer, bevor die Haube der Kirche erneuert wurde. Dort hat sie auch schon im 19. Jahrhundert gehangen. Leider fehlen hier Details: Das Pfarrarchiv aus der Zeit von 1800 bis 1945 ist im Krieg mitverbrannt.