Grevenstein. Nach Bierbrau-Wunderweg und Bronzemedaille im NRW-Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ hat Grevenstein jetzt eine neue Herausforderung bewältigt.
Der Ort, der sich Stadt nennen darf, obwohl er offiziell keine mehr ist, liegt im Dreieck der Kommunen Eslohe, Meschede, und Sundern. Obwohl sie zu Meschede gehören, fühlen sich die 860 Einwohner zuerst als Grevensteiner. Mit dem Bierbrau-Wunderweg hat die Dorfgemeinschaft zuletzt einen Kraftakt erfolgreich bewältigt, beim Landeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ erhielt der Ort eine Bronzemedaille. Jetzt steht ein weiterer Meilenstein an: Der Ort erhält am 25. August offiziell den Titel staatlich anerkannter Erholungsort. Was das bedeutet und warum sich die Grevensteiner das Thema vorgenommen haben, erläutert Ortsvorsteher Thomas Jostes.
Grevenstein wird staatlich anerkannter Erholungsort, was versprechen Sie sich davon?
Der Titel ist für uns erstmal ein Qualitätsversprechen für unsere Gäste. Dann hoffen wir, dass er auch unseren gastronomischen Betrieben nutzt, dem Holländer Hof und dem Landgasthof Grevenstein. Wir wollen Grevenstein damit bekannter machen, so dass man über uns nicht nur als die Bierstadt spricht, sondern auch als touristische Region. Und letztlich hoffen wir natürlich auch, dass ein solcher Titel auch die Bewohner ein bisschen stolz macht auf einen Ort, der lebens- und liebenswert ist, in dem aktuell wieder viel bewegt wird und für den es sich lohnt, sich zu engagieren.
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Wie kam es zu dem Prozess?
Eigentlich wurde das schon 2016 angestoßen, damals hat Meschede ein so genanntes IKEK erstellt, ein Integriertes Kommunales Entwicklungskonzept. Grevenstein wurde damals vor allem touristisches Potenzial bescheinigt. Ein erstes großes Projekt der Dorfgemeinschaft war dann der Bierbrau-Wunderweg, der 2021 fertiggestellt wurde. Das nächste große Thema war dann der Titel staatlich anerkannter Erholungsort.
Was mussten Sie dafür erfüllen?
Wir mussten mindestens 100 Betten für Gäste nachweisen - wir haben mit den Ferienwohnungen rund 140. Schon die beiden Gasthöfe kommen auf jeweils mehr als 40. Dann muss der Ort ein Sport- und Freizeitangebot haben. Da punkten wir mit dem Spielplatz, dem Sportplatz, dem Fitness-Parcours, dem Freibad und dem Skilift. Außerdem ist das kulturelle Leben vor Ort wichtig, regelmäßige Angebote für Senioren, ein gut ausgeschildertes und verzweigtes Wanderwegenetz, einen Anlauf- und Infopunkt des Verkehrsvereins. Und vor kurzem haben wir die Denkmäler der Altstadt beschildert.
Sie mussten auch ein Erholungsgebiet festlegen.
Und das durfte nicht zu groß sein. Die Brauerei Veltins oder das Sägewerk Fabri durften nicht dazugehören. Auch Windkraftgebiete waren ausgeschlossen.
Keine Industrie, keine Windkraft. Manches daran scheint fast anachronistisch.
Ja, dabei lief die Festlegung des Erholungsgebietes fast parallel mit der Festlegung der Konzentrationszonen für die Windkraft. Vielleicht müsste man im Land das Kurorte-Gesetz mal überarbeiten. Aber es gibt rund um Grevenstein ja einige Höhenzüge.
Die Prädikatisierung lief dann relativ problemlos?
Bei der Jahreshauptversammlung 2022 haben wir das Projekt erstmals vorgestellt. Im Mai gab es dann erste Gespräche mit der Bezirksregierung. Deren Einschätzung nach einem Ortstermin hat uns Mut gemacht. Der Antrag auf den Titel staatlich anerkannter Erholungsort musste offiziell über Kommune laufen. Für die Stadt Meschede war das auch Neuland. Grevenstein war der erste Ort im Stadtgebiet, der den Antrag gestellt hat. Im Dezember hat der Stadtrat dem Vorgehen dann offiziell zugestimmt und im Juni kam die Bewertungskommission für einen Tag. Das war für uns noch mal relativ aufwendig. Am 25. August wird nun offiziell die Urkunde durch den Regierungspräsidenten Heinrich Böckelühr überreicht.
Gibt es dann eine Feier?
Wenn, dann spontan, aber es ist nichts Großes geplant.
Und was hat der Ort als nächstes vor? Wollen Sie Luftkurort wie Cobbenrode oder „Bad“ wie Fredeburg werden?
Das ist leider völlig unrealistisch. Schon für den Titel Luftkurort bräuchten wir hier ansässige Ärzte und wir müssten über ein Dreivierteljahr die Luftreinheit nachweisen. Das wird dann auch teuer. Nein, wir sind damit jetzt erstmal sehr zufrieden. Was nicht heißt, dass wir uns zurücklehnen. Wir haben noch ein paar weitere Ideen in der Pipeline.