Meschede. Er ähnelt einer Schwalbe: Der Mauersegler ist vom Aussterben bedroht. Doch in Meschede gibt es eine sehr große Population. Das hat einen Grund.

Sie werden oft mit Schwalben verwechselt, gehören im Tierreich jedoch einer anderen Familie, nämlich den Seglern, an. Mauersegler sind faszinierende Vögel, deren Population aber immer kleiner wird, und die bereits auf der roten Liste der aussterbenden Arten auftauchen. Bei Thomas Kolbe in Meschede haben in diesem Jahr 32 Brutpaare eine sichere Zuflucht gefunden.

Mauersegler statt Schwalben

Angefangen hat die Leidenschaft für Mauersegler bei Kolbe, als ein erster der Vögel die Brutkästen für Schwalben an seinem Haus angeflogen hatte. „Ich dachte zuerst, das das aber eine ganz schön dicke Schwalbe ist, denn der Vogel passte kaum durch das Einflugloch“, erzählt er. Dann stellte er fest, dass es sich tatsächlich um einen Mauersegler handelte. Die Vögel, deren Name Apus Apus „fußlos“ bedeutet, haben eine Spannweite von rund 40 Zentimetern und verbringen nahezu ihr gesamtes Leben im Flug.

Blick in einen der Nistkästen: einer der Mauersegler mit einer kleinen Kamera fotografiert.
Blick in einen der Nistkästen: einer der Mauersegler mit einer kleinen Kamera fotografiert. © Privat

Selbst zum schlafen landen sie nicht, sonder nutzen die Thermik, um auf bis zu 3300 Meter Höhe aufzusteigen. Dort schläft dann immer eine Gehirnhälfte, ähnlich wie bei Delfinen, wie vermutet wird. Lediglich während der Brut oder zu kurzen Zwischenstopps landen die Tiere an Mauern oder an Felswänden. Die Annahme, dass sie nicht vom Boden aus starten können, ist inzwischen widerlegt.

Vor dem Aussterben

Thomas Kolbe vor seinem Haus,  oben an der Wand ist die Plakette des Nabu als Würdigung zu sehen.
Thomas Kolbe vor seinem Haus, oben an der Wand ist die Plakette des Nabu als Würdigung zu sehen. © Brigitta Bongard

Ursprünglich haben sie in Felswänden gebrütet, sind allerdings bereits im Mittelalter dazu übergegangen, in Mauerspalten, Kirchtürmen oder Häusern mit Zugang zum Dachboden zu nisten. Mit immer besser isolierten Gebäuden und kaum noch Natursteinmauern gingen die Nistplätze immer weiter zurück. Inzwischen stehen die Tiere vor dem Aussterben. Umso erfreulicher ist es, dass in Meschede mittlerweile eine der größten Brutkolonien ist.

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„Ich hatte schon vor den Seglern Nistkästen für Schwalben und Fledermäuse am Haus. Als die ersten Segler kamen, habe ich mich informiert und dann entsprechende Kästen auch für sie aufgehängt.“ Zu Beginn der Brutzeit herrscht inzwischen um Kolbes Haus herum ein munteres Treiben, denn bei ihren Suchflügen nach möglichen Nistplätzen wurden immer mehr Mauersegler auf das Haus in Meschede aufmerksam. Da die Tiere monogam leben und Ortstreu sind, kamen zu dem ursprünglichen Paar mehr und mehr Paare hinzu. Im vergangenen Jahr waren es schon 25 Seglerpärchen, die hier brüteten, und in diesem Jahr sind noch weitere hinzugekommen. Mittlerweile ist auch der NABU auf die Mescheder Kolonie aufmerksam geworden.

Einmal im Jahr eingerüstet

Kolbe, der sich über die Jahre ein fundiertes Wissen über die besonderen Vögel angeeignet und auch die verschiedensten Brutkastenformen ausprobiert hat, hatte festgestellt, dass die Vögel bevorzugt Nistkästen mit rotem Einflugloch aufsuchen und seine Kästen entsprechend angepasst. Einmal im Jahr wird inzwischen das Haus eingerüstet, um die mehr als 50 verschiedenen Brutkästen zu überprüfen und zu reinigen. „Das geht natürlich nicht allein. Ich bin froh, dass ich da meine Kumpel habe, die mir immer helfen“, erzählt Thomas Kolbe. „Zum Glück müssen wir nur die Kästen reinigen, denn die Hauswand und die Umgebung halten die Segler immer sauber, sodass es weder bei mir noch bei den Nachbarn Probleme mit dem Kot gibt.“

Hier an der Briloner Straße in Meschede befinden sich die Nistkästen der Mauersegler.
Hier an der Briloner Straße in Meschede befinden sich die Nistkästen der Mauersegler. © Brigitta Bongard

Mauersegler verbringen das Jahr in vier Etappen. Etwa drei Monate brauchen sie für die Brut und Aufzucht der Jungen. Danach geht es für drei Monate auf den Flug in Richtung Südafrika, drei Monate verbringen sie dort und drei Monate brauchen sie für den Rückflug zum Nistplatz.

Während des Jahres verbringen sie über 80 Prozent der Zeit in der Luft, wo man sie an ihrem sichelförmigen Flugbild gut erkennen kann. Mauersegler sind im horizontalen Flug mit teils über 100 Stundenkilometern die schnellsten Vögel der Welt, und Thomas Kolbe hofft jetzt zum Ende der diesjährigen Brutzeit, dass die Elterntiere und auch ihre Jungen das kommende Jahr gut überstehen und sich im nächsten Jahr wieder an dem Haus in der Briloner Straße einfinden.

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Der Mauersegler ist die einzige Form der Familie Segler, die in Deutschland vertreten ist. Es ist gesetzlich vorgeschrieben, dass man bei der Isolierung von Häusern, sollten dort Mauersegler oder auch Schwalben zum Nisten angesiedelt sein, eine alternative Nistgelegenheit anbringen muss.

Mauersegler, die von ihrem einmal ausgewählten Nistplatz vertrieben werden, brüten oft nie wieder, auch wenn sie eine Lebenserwartung von bis zu 20 Jahren haben.

Auf dem Boden aufgefundene Mauersegler brauchen fachkundige Hilfe. Keinesfalls sollte man sie als Starthilfe in die Luft werfen. Weitere Informationen findet man im Internet unter „Mauersegler Meschede“.