Meschede. Wie wird Künstliche Intelligenz unseren Alltag verändern und wo tut sie das schon? IT-Experten aus Meschede geben hier eine Einordnung.

Sie sind neu, sie sind revolutionär, sie werden uns weiterbringen, sie machen auch Angst: Künstliche Intelligenzen. ChatGPT ist das beste Beispiel, Künstliche Intelligenz wird Teil unseres Alltags; oder ist sie das schon? Die Antwort ist leicht: Ja, sie ist bereits Teil unseres Alltags. Und das schon sehr lange. Nicht nur im Bechtle-IT-Systemhaus in Meschede, mit dessen Mitarbeitern wir uns über KI unterhalten haben. Auch in unserem ganz normalen eigenen Alltag, ganz unabhängig von IT, in unseren Apps, in unserem Auto, in unserer Alexa.

Chancen und Risiken

Volker Feldmann ist Standortleiter des Systemhauses Bechtle in Meschede, Lars Kröllken ist Leiter des Competence-Center IT-Security im Unternehmen, dessen Hauptsitz sich in Dortmund befindet. „In der IT gilt immer: Wo Chancen sind, da sind auch Risiken“, erklären die Zwei vorab. Mit der Cloud - einer externen Speicherung auf Servern - sei es nicht anders gewesen, als diese neu war. Chancen bieten Künstliche Intelligenzen zum Beispiel bei der Fehlerminimierung in Hausarbeiten und Hausaufgaben. „Aber auch in der Programmierung bieten sie sich an.“

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Nun ist mit ChatGPT plötzlich eine KI auf dem Markt, auf die jede und jeder zugreifen können. „Das ist wie eine riesige Suchmaschine, die auch Kriminelle nutzen können“, erklärt Kröllken. Mit ihr lassen sich Phishing-Mails automatisiert erstellen, sie könnte auch Trojaner schreiben. Dazu komme auch die große Frage: Wer haftet für falsche Informationen?

Fake News

Die Verbreitung von Fake News werde durch öffentlich zugängliche KIs einfacher. Und die Quellen hat niemand. „Es besteht auch die Gefahr, dass das individuelle Wissen an Wert verliert.“ Das Internet macht es in gewisser Weise schon lange unwichtiger als es früher mal war, offene KIs wie ChatGPT verkürzen den Weg zum Wissen noch. „Und es wird auch noch mehr kommen“, erklären die Zwei. Mit der Generation vier (derzeit nutzen wir die dritte) kann ChatGPT auch Bilder und Fotos erstellen. Wie weit weg Videos sind, bleibt erstmal offen. Andere, nicht kostenlos und öffentlich zugängliche, Künstliche Intelligenzen, können das längst.

„Das bedroht zum Beispiel die Arbeitsplätze von Fotografen“, so die IT-Experten. An anderer Stelle entstehen dafür neue Möglichkeiten: In einigen Berufszweigen wird es mehr Personen brauchen. Wie im Bereich von Bechtle, der IT: „Menschen müssen Künstliche Intelligenz überwachen und validieren, mögliche Bedrohungen bewerten.“

Der PC denkt für mich

Auf der anderen Seite hilft KI enorm, denn sie kann Malware – böse Software quasi – erkennen, das Verhalten von Programmen beobachten und analysieren. Im Alltag ist sie „im Prinzip schon überall“. An Flughafenterminals, bei der Kommissionierung von Lebensmitteln – und fast immer dann, wenn wir Suchmaschinen nutzen; „der PC denkt für mich.“

Algorithmen, die bestimmen, wie unsere Startseite in den Sozialen Medien aussieht, sind heute fast immer KIs. Sie sorgen auch dafür, dass unangemessene Inhalte schneller gesperrt werden. Doch sie manipulieren uns auch zu immer mehr Konsum, durch maßgeschneiderte Kaufvorschläge und Inhalte, die uns gefallen und zum verbleiben animieren.

Menschen müssen entscheiden

Dass erst jetzt die Allgemeinheit anfängt, über Künstliche Intelligenz zu reden, hängt laut Kröllken mit einer zuletzt stattfindenden Welle von Nachrichten über ChatGPT zusammen. „Wir kennen die Software schon sehr lange.“ Chancen bietet die Künstliche Intelligenz auch für die Forschung, wie zum Beispiel die Medizintechnik. „Trotzdem wird sie nie emotionales Denken erlernen. Für Entscheidungen wie das Ziehen des Steckers am Krankenbett, wird es immer Menschen brauchen.“

Alles in allem, so die ITler, ist es mit der Künstlichen Intelligenz so, wie es bei allen anderen Neuheiten und Wundern der Forschung immer war: „Es ist eine Chance, technische Hilfsmittel richtig einzusetzen, sie zu hinterfragen, und ihnen nie blind zu vertrauen. Der Mensch darf das Denken nicht einstellen und muss wieder lernen zu lernen.“