Gellinghausen. Drei junge Leute wollen einen Skihang in die Zukunft zu führen. Ihr erstes großes Event: die Swatch Nines mit Festival in Schmallenberg.
Es kann sein, dass 50 Zuschauer kommen oder 5000. Das Ergebnis wird irgendwo dazwischen liegen. Der Green Hill Bike Park in Schmallenberg-Gellinghausen plant sein erstes richtig großes Event: die Swatch Nines mit dem „Beyond the Hill“-Festival. Was dahintersteckt verrät einer der drei Köpfe des Bikeparks: Felix Saller. Wer ist der 31-Jährige, der Bayern hinter sich ließ, um gemeinsam mit den Geschwistern Felix und Christin Hellermann den ehemaligen Skilift Hohe Lied als Mountainbike-Ziel zukunftsfähig zu machen und das Familienunternehmen zu erhalten?
Swatch Nines in Gellinghausen, was muss man sich darunter vorstellen?
Dabei handelt es sich um ein Mountainbike-Event, das normalerweise für die Öffentlichkeit gar nicht zugänglich ist. Bei den Nines werden sehr futuristische Strecken aufgebaut, auf denen die besten Fahrer und Fahrerinnen der Welt in Gellinghausen ab dem 14. August ihr Können zeigen, Perfektion und Ästhetik verbessern, ohne Wettbewerbs-Druck. So soll der Sport weiterentwickelt werden. Normalerweise wird das dann gefilmt und über die Social Media-Plattformen verbreitet. Bei uns schließt sich ein eigenes Festival an.
Das dann auch für die Öffentlichkeit ist?
Ja, unter dem Namen „Beyond the Hill“ sind die Swatch Nines von Freitag, 18. bis Sonntag, 20. August für das Publikum geöffnet. Mountainbike-Fans können dort ihre Lieblingsfahrer und -fahrerinnen in Aktion erleben, es gibt ein Meet and Greet mit den Athleten, viele Stände, man kann an Gewinnspielen teilnehmen, Räder ausleihen. Wir bieten mit Hunau-Reisen einen Shuttle-Service auch über den Rimberg und Bödefeld an. Und wer will kann hier auch auf der Wiese zelten. Das Ganze kostet pro Tag zwischen 15 und 17,50 Euro Eintritt. Ein großes Spektakel für alle, die sich für den Mountainbike-Sport interessieren aber auch für jene, die vielleicht nicht direkt etwas damit zu tun haben, sich jedoch von der Einzigartigkeit der Sportart begeistern lassen wollen, ähnlich wie beim Skispringen.
Aber wie viele Menschen jetzt kommen, das wissen Sie nicht?
Nein, wir planen komplett ins Blaue. Das ist alles schon sehr aufregend.
Sie selbst stammen aus Niederbayern, dem Landkreis Passau - wie kommen Sie nach Gellinghausen?
Ich habe Christin Hellermann bei einem Radfahr-Event kennengelernt. Irgendwann hat sie mich mit ins Sauerland genommen und zu dritt mit ihrem Bruder haben wir dann überlegt, wie man den Skihang, an dem der Schnee ausblieb und Hellermanns Hütte zukunftsfähig machen könnte. So ist der Green Hill Bikepark entstanden. Der Name stammt übrigens von Christin.
Im Dezember 2020 haben die ersten Gespräche mit der Stadt stattgefunden. Seit Juli 2022 sind Sie am Start. Wie ist es angelaufen?
Sehr gut. Im ersten Halbjahr haben wir ca. 30.000 Gäste. Stadt und Banken haben uns von Beginn an unterstützt. Wir waren aber auch gut vorbereitet und haben eine 50-seitigen Business- und Finanzplan vorgelegt und konnten auch einige wichtige Firmen der Branche als Sponsoren gewinnen. Mit Sölden beispielsweise haben wir eine Destinations-Partnerschaft. Wir machen uns gegenseitig keine Konkurrenz und können uns daher gut unterstützen und Know-how austauschen.
Was ist jetzt am ehemaligen Skihang entstanden?
Wir haben auf dem 50 Hektar großen Gelände, das 200 Höhenmeter Unterschied bietet, rund 15 Kilometer Trails angelegt und dazu so viel wie möglich der alten Infrastruktur genutzt. Unter anderem haben wir auch den 50 Jahre alten Lift reaktiviert. Die Strecken orientieren am Können der Fahrer von Grün bis Doppel-Schwarz - wie beim Skifahren. Unterstützung haben wir uns dafür von „Tom Pro“ geholt, der hat in Kanada den Whistler Mountain Bikepark errichtet. Das ist sowas wie ein Sehnsuchtsort für alle Biker. Mit ihm gemeinsam sind nachhaltige Strecken entstanden, die die Konturen des Geländes aufnehmen, ohne Fremdmaterial zu verbauen. 200 Personen waren daran beteiligt, zeitweise waren 50 Arbeiter gleichzeitig am Berg.
Green Hill Bike Park ist ein mittelständisches Unternehmen?
Ja, wir haben einen Wartebereich gebaut, eine Terrasse an der Hütte und eine auf dem Berg angelegt. Dort gibt es jetzt auch einen Kiosk. Der alte Skiverleih wurde entkernt, wir nutzen ihn als Shop, Ticketverkauf und Bikeverleih. Dazu laufen Hellermanns Hütte und das „Stadl“ am Berg als Event-Gastronomie für Firmen- und Familienfeiern weiter. Insgesamt haben wir 15 Angestellte und rund 100 Minijobber. Zu den Festangestellten gehören ein Grafikdesigner, eine Eventmanagerin, eine Buchhalterin, ein Area-Manager - ein Zimmermann, der sich ums Gelände kümmert - und drei weitere Leute für die Streckenpflege. Insgesamt sind wir ein sehr junges Team, wir profitieren davon, dass Mountainbiken zum Lifestyle gehört.
Und wer sind Ihre Kunden?
Das ist sehr breitgefächert, die Jüngsten sind vier die ältesten 75 Jahre alt. Sie kommen aus dem Sauerland, aber auch aus den Benelux-Staaten, aus Frankreich, Österreich, der Schweiz, Polen, England und Tschechien. Viele bleiben übers Wochenende und nutzen neben den großen Mountainbike-Angeboten in Winterberg, Willingen, Gellinghausen auch die kleineren in Olpe, Warstein und Brilon.
Was gibt es noch für Ziele?
Das Sauerland ist beim Thema Mountainbike extrem gut aufgestellt. Aktuell versuchen wir über den Sauerland Tourismus diese Ziele über eine Kooperation zu verbinden. Letztlich geht es uns darum, das Familienunternehmen in die Zukunft zu führen, die Synergien am Berg zu nutzen und das Angebot so gut wie möglich an unsere Gäste anzupassen.
Hintergrund
Felix Saller ist 31 Jahre alt, stammt aus Vilshofen an der Donau in Niederbayern und ist selbst Mountainbike-Rennen gefahren. Nach einer Ausbildung zum Bürokaufmann in einer Brauerei, arbeitete er als Eventmanager für den Radhersteller Specialized, berufsbegleitend machte er den Wirtschaftsfachwirt IHK und studierte zuletzt Betriebswirtschaft und Wirtschaftspsychologie an der FOM , der Hochschule für Ökonomie und Management in Dortmund.
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