Meschede. Er stammt aus Meschede, hat ein Wassersportzentrum auf Rhodos aufgebaut: Jetzt hilft seine Firma bei Evakuierungen. Burkhard Post berichtet.
Bezaubernde Sandstrände, angenehmes Klima und sorgloser Urlaub – das sind die Dinge, die im Normalfall mit der griechischen Urlaubsinsel Rhodos verbunden werden. Aktuell bedrohen die lodernden Flammen aber nicht nur Urlaubsreisen, sondern ganze Existenzen. Burkhard Post (67) ist vor einigen Jahrzehnten von Meschede nach Rhodos gezogen und betreibt in Kiotari ein Wassersportzentrum. Er berichtet, wie er die Lage im Moment wahrnimmt und was ihn vor all den Jahren auf die Insel geführt hat.
Wie ist die Situation in der Region rund um Kiotari?
Sie verbessert sich meiner Einschätzung nach langsam. Die Brände sind allerdings immer noch aktiv und werden durch den heißen Nord-West-Wind immer wieder neu entfacht. Das Feuer wandert aktuell immer mehr zum Inneren der Insel. Löschflugzeuge und Helikopter sind großflächig im Einsatz und im Moment sind wir dabei unsere Hotelanlagen zu sichern.
Sind Sie aktiv von den Waldbränden bedroht?
Mit leichten bis mittleren Schäden in den besagten Anlagen und keiner Zerstörung des Material im Wassersportzentrum sind wir mit einem blauen Auge davongekommen. Was mich allerdings traurig stimmt, ist der Kontrast zwischen dem Zustand in den Anlagen und drumherum. Im Inneren sieht es immer noch nach Urlaub und Entspannung aus, während es einem vor den Toren wie nach Kriegsende vorkommt. Verbrannte Erde und grau, soweit das Auge reicht. Außerdem gibt es im Moment kein fließendes Wasser und auch keinen Strom, weil die Strommasten unter anderem weggebrannt oder umgekippt sind. Diese hängen nun teilweise wenige Meter über dem Boden.
>>> Lesen Sie auch: Deutsche Glasfaser: Teilausbau - Meschede verfehlt Quote <<<
Hat das Wassersportzentrum noch für normalen Betrieb geöffnet?
Nein, wir haben seit letztem Samstag geschlossen. Vormittags hat das ganze Team noch gearbeitet, eine Tour mit der Segeljacht war beispielsweise noch unterwegs. Gegen 14 Uhr bekamen wir dann allerdings einen Alarm aufs Handy, sodass der Betrieb komplett stillgelegt werden musste.
Waren Sie an der Evakuierung der Touristen beteiligt?
Die Warnung wurde im Verlauf ausgeweitet, in einigen Bereichen der Insel mussten die Hotelgäste evakuiert werden. Es war erschreckend zu sehen, wie unsere Urlaubsgäste teilweise ohne ihre Koffer am Strand auf die Evakuierung gewartet haben. Ab 15 Uhr bis tief in die Nacht hinein war unser Team damit beschäftigt, die Urlauber mit unseren Booten in Sicherheit zu bringen. Die Tour mit dem Boot war sehr beschwerlich, weil man kaum atmen, geschweige denn richtig sehen konnte. Außerdem war es mit 60 Passagieren bei einer eigentlichen Kapazität von 25 stark überfüllt, man kam sich fast vor wie auf einem Flüchtlingsboot. Erstaunlich fand ich, dass keine Panik in der Menge ausgebrochen ist. Sonntag wurden die Evakuierungsmaßnahmen wiederholt ausgeweitet, ich persönlich war aber an der Rettungsaktion nicht beteiligt. Zum einen hatte ich einen Schaden am Propeller des Bootes festgestellt, zum anderen saß ich aufgrund von einer gesperrten Straße Zuhause fest.
Kann man schon sagen, wie stark Sie geschäftlich betroffen sind?
Wie sich der weitere Verlauf gestalten wird, kann man im Moment noch schwer sagen. Unsere Wassersportstationen haben glücklicherweise nur Asche und Dreck abbekommen. Als ich vor kurzem eine Nachfrage bei einer unserer Hotelanlagen gestellt habe, zeigte sich der Manager sehr optimistisch und meinte, natürlich geht es weiter. Wie es allerdings genau ablaufen wird, kann man in etwa einer Woche sagen.
Was hat Sie nach Rhodos geführt?
Das ist sehr einfach zu beantworten, die Arbeit hat mich auf diese Insel gebracht. Ich habe zuvor viele Jahre bei Sport Pilz in Meschede-Enste gearbeitet. Daraufhin bin ich praktisch in die Surfszene reingerutscht. Im Verlauf war ich dann für einen Bordhersteller in Deutschland tätig, der sich einen Standort auf Rhodos aufbauen wollte.
Warum ist es genau diese Insel geworden?
Das war Zufall. Es ist Rhodos geworden, weil mich die Firma dorthin geschickt hat. Es hätten genauso gut Spanien oder die Türkei sein können, Hauptsache Standorte mit ständigem Wind und damit idealen Voraussetzungen fürs Surfen.
Wie kam es dann zu der Idee ein eigenes Wassersportzentrum zu eröffnen?
Ende der 70-er Jahre hat mir die angesprochene Firma eine Menge versprochen und im Rückblick wenig davon gehalten. Es waren keine entsprechenden Ressourcen auf Rhodos vorhanden, die erste Saison haben wir uns wirklich durchgekämpft – teilweise auch nicht ganz legal. Aus dem Grund haben die Behörden der Sache im September 1982 auch ein jähes Ende gesetzt. Trotz den schwierigen Umständen, war ich von der Idee mein Hobby zum Beruf zu machen angetan und habe daraufhin mit einem Anwalt Kontakt aufgenommen. Der sagte mir, sobald man einen gewissen Batzen an Geld in die Hand nähme und sich damit selbstständig mache, habe man eine gute Aussicht auf eine Aufenthaltsgenehmigung. Und genau das habe ich mit der finanziellen Unterstützung von Familie und Freunden in die Tat umgesetzt, danach wurde es zum Selbstläufer.
Lebt Ihre Familie ebenfalls auf Rhodos?
Nein, meine Familie lebt in einem kleinen Dorf in der Eifel. Wenn gerade nicht Hauptsaison ist, bin ich einmal die Woche ebenfalls dort. In den Ferien sehen wir uns auch, weil mich meine Frau und Kinder dann auf Rhodos besuchen kommen. Zudem komme ich für die Wintermonate nach Deutschland, da schaue ich auch ab und an mal bei Bekannten in Meschede vorbei.
>>>> Ein Update (26. Juli)
Gibt es neue Entwicklungen?
Die Situation hatte sich nach unserem letzten Gespräch wieder zugespitzt, das Feuer hat sich bis zu Gennadi, dem größten Dorf im Süden von Rhodos, vorgearbeitet. Auch unser Dorf, Lahania, wurde zur Evakuierung aufgerufen. Ich befinde mich in Sicherheit in Rhodos Stadt im Norden.