Grafschaft. Erster Barbier im Schmallenberger Sauerland: Abdul Zakaria hat einen Laden in Grafschaft eröffnet. Wie es dazu kam und was die Kunden erwartet.

Der heilklimatische Kurort Grafschaft hat jetzt einen Barbier, den ersten im Schmallenberger Sauerland. Unter dem Namen „Zik Zak“ hat Abdul Zakaria den Friseursalon mit Barbershop am 20. Juni eröffnet. Der gebürtige Syrer erzählt von der Resonanz der ersten Kunden, wie er als Barbier arbeitet und spricht auch über seinen Neuanfang in Deutschland.

Mit und ohne Termin kommen die Kunden in das neu eröffnete Geschäft in der Grafschafter Hauptstraße 15a. Auffallend viele Männer sind es. Der Grund: Inhaber Abdul Zakaria hat sich auf die Bartpflege spezialisiert. Das scheint in Grafschaft und Umgebung gefragt zu sein.

Zweite Filiale

Barbier Abdul Zakaria und Friseurmeisterin Tanja Wiese: Neu sind die Barbierstühle - dicke schwarze Sessel mit Kopfstütze und  goldfarbenem Trittbrett. 
Barbier Abdul Zakaria und Friseurmeisterin Tanja Wiese: Neu sind die Barbierstühle - dicke schwarze Sessel mit Kopfstütze und goldfarbenem Trittbrett.  © WP | Laura Nowicki

„Zik Zak“ ist Abdul Zakarias zweite Filiale, wie Friseurmeisterin Tanja Wiese erzählt. Die Fleckenbergerin war es, die den Anstoß gegeben hatte: „Ich habe im Hauptgeschäft ,Haarisma’ in Grevenbrück gearbeitet und hatte im Internet gesehen, dass diese Räume frei sind.“ Ob er nicht einen zweiten Laden eröffnen wolle - schließlich gebe es noch keinen Barbier im Raum Schmallenberg, hatte Tanja Wiese ihrem Chef vorgeschlagen. Für sie ein ganz pragmatischer Vorteil: „Ich spare mir die lange Fahrt zur Arbeit“, sagt die kunstvoll tätowierte junge Frau und lacht.

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Zu zweit stehen sie jetzt im Laden, am Wochenende zu dritt. Die Adresse ist vielen Kunden bekannt, denn bereits vor „Zik Zak“ war in den Räumen über mehrere Jahrzehnte der Friseursalon Schrewe. Für Abdul Zakaria eine glückliche Fügung: die Einrichtung konnte er übernehmen. „Wir haben dann renoviert - einen neuen Boden gelegt und gestrichen“, erklärt Tanja Wiese, während Abdul Zakaria einen jungen Mann sorgfältig und geübt mit einem Messer rasiert.

Bartpflege steht im Fokus

Neu seien auch die Barbierstühle - dicke schwarze Sessel mit goldfarbenem Trittbrett. Da der Fokus bei einem Barbier auf dem Bart liege, seien die Stühle mit einer Kopfstütze ausgestattet und könnten sogar zur Liege ausgefahren werden.

Neben dem Bart kümmert sich der Barbier außerdem um die Augenbrauen sowie um die Haare in Nase und Ohren. Mit Wachs wird vorgearbeitet, dann kommt der Feinschliff: mit einem langen Faden und beeindruckender Fingerfertigkeit werden einzelne Haare rasend schnell gezupft. „Die Konturen sind wichtig“, erklärt Abdul Zakaria, worauf es ankommt.

Spezialisiert hat sich Abdul Zakaria auf die Bartpflege mit dem Rasiermesser, Augenbrauen und Nasenhaare werden mit Wachs und Faden entfernt. 
Spezialisiert hat sich Abdul Zakaria auf die Bartpflege mit dem Rasiermesser, Augenbrauen und Nasenhaare werden mit Wachs und Faden entfernt.  © Laura Nowicki

Tradition des Barbiers liegt in der Familie

Im Gegensatz zum Friseur ist der Barbier in Deutschland kein Ausbildungsberuf. Es gibt entsprechende Schulungen und Zertifikate, wenn sich ein Friseur zum Beispiel in diese Richtung weiterentwickeln möchte. Denn was in vielen anderen Ländern längst Usus ist, wird mittlerweile auch in Deutschland immer stärker nachgefragt.

Im Fall von Abdul Zakaria, der in Syrien geboren und aufgewachsen ist, liegt die Tradition des Barbiers in der Familie. Das Wissen und die Fingerfertigkeit werden dort von Generation zu Generation weitergegeben.

Positive Resonanz der ersten Kunden

Ein neuer Kunde - diesmal aus Arpe, also gute 15 bis 20 Minuten Fahrtzeit - betritt das Ladenlokal. Klassische Herren-, Damen und Kinderhaarschnitte übernimmt Friseurmeisterin Tanja Wiese.

Abdul Zakaria rasiert einen jungen Mann sorgfältig und geübt mit einem Messer. 
Abdul Zakaria rasiert einen jungen Mann sorgfältig und geübt mit einem Messer.  © Laura Nowicki

Der junge Mann, der den Barbierstuhl von Abdul Zakaria gerade mit neuem Haarschnitt, akkurater Rasur und korrigierten Augenbrauen verlässt, ist nun schon das zweite Mal im Barbershop. „Ich bin sehr zufrieden“, sagt er mit Nachdruck. Mit einem gewöhnlichen Friseurbesuch könne man das nicht vergleichen. 35 Euro kostet ihn der komplette Barberschnitt. Ein arabischer Kaffee im kleinen, kunstvoll verzierten Glas gehört selbstverständlich dazu. Der nächste Termin in zwei Wochen steht schon.

Vor acht Jahren nach Deutschland gekommen

„Die ersten Tage hier in Grafschaft sind sehr gut gelaufen“, zieht der Unternehmer ein kleines Fazit. Dass er in Deutschland einmal zwei Geschäfte betreiben würde, hätte er sich am 1. November 2015, als er von Syrien nach Deutschland gekommen ist, nicht träumen lassen. Familie hat Abdul Zakaria noch in seiner Heimat - drei Brüder und zwei Schwestern. Besuchen könne er sie leider nicht. „Acht Jahre ist das nun schon her“, sagt er nachdenklich. Man müsse sich anstrengen, ehrgeizig sein. „Deutsch ist eine schwierige Sprache. Ich lerne immer noch“, erzählt der 40-Jährige, der zusammen mit seiner Frau und den beiden Töchtern in Elspe lebt. „Aber meine Mitarbeiter helfen mir dabei und unterstützen mich.“

>>> Öffnungszeiten:

Geöffnet ist der neue Friseursalon und Barbershop in Grafschaft in der Hauptstraße 15a von Dienstag bis Freitag von 9 bis 18 Uhr sowie samstags von 8.30 bis 14 Uhr.

Besuche sind mit und ohne Termin möglich. Telefon: 02972 / 99 59 933.

Das Werkzeug des Barbiers: Messer, Scheren, Wachs, Bindfaden, Föhn, Bürsten, Kämme.
Das Werkzeug des Barbiers: Messer, Scheren, Wachs, Bindfaden, Föhn, Bürsten, Kämme. © Laura Nowicki