Bestwig. Vivien Ricken und Jessica Bärthel eröffnen mit der kleinen Entdeckerhöhle in Bestwig eine Kindertagespflege. Die Geschichte zwei mutiger Mütter.

Es liegt ein langer und steiniger Weg hinter der 27-jährigen Vivien Ricke und ihrer 28-jährigen Freundin Jessica Bärthel. Aber heute sind die beiden froh, dass sie ihn gegangen sind. Es ist der Weg in die Selbstständigkeit - der Weg in ein neues Leben. Das Ziel haben die zwei nun endlich vor Augen.

In der kommende Woche eröffnen die beiden jungen Mütter und gelernten Erzieherinnen ihre neue Kindertagespflege in der Bestwiger Vereinsstraße. Seit der ersten Idee für das Projekt sind dann stolze neun Monate vergangen. Neun Monate, die vollgepackt waren mit Behördengängen, Gesprächen, jeder Menge Papierkram, Zusatzqualifizierung, Erste-Hilfe-Kursen, Planungen sowie Renovierungs- und Gartenbauarbeiten. Neun Monate, in denen aus einer Physiopraxis die Großtagespflege „Die kleine Entdeckerhöhle“ geworden ist - mit Schlaf- und Turnraum, Gruppenraum, Küche, Büro, Badezimmer und einem großzügigen Flur. Dort hängen im Garderobenbereich bereits die kleinen Filzsäckchen an der Wand - neben noch leeren Bilderrahmen, in denen künftig die Fotos ihrer kleinen Schützlinge platziert sein werden. Neun werden es insgesamt sein. Sieben fremde und mit Maya und Miko auch die beiden eigenen. Damit ist die Kindertagespflege bereits ausgebucht, bevor sie überhaupt offiziell eröffnet ist. Und das ging schneller als gedacht.

Ein ganz besonderer Abend im Dezember

Vivien Ricke erinnert sich noch genau an jenen Abend im Dezember des vergangenen Jahres. Es war 20.30 Uhr als die beiden mit einem Mausklick die Facebookseite ihrer kleinen Entdeckerhöhle online gestellt haben. Ein großer und vor allem spannender Moment. „Was machen wir, wenn sich niemand meldet? Wir hatten ja keine Ahnung, was passieren wird“, sagt Jessica Bärthel und lächelt. Es passierte das, womit die beiden nie im Leben gerechnet hätten: Bereits am nächsten Morgen gab es die ersten vier Anmeldungen. Nach vier Tagen waren es bereits 15.

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Dass der Bedarf an einem solchen Betreuungsangebot vorhanden ist, wussten die beiden gelernten Erzieherinnen aus ihrer Berufserfahrung. „Plätze für Kinder unter zwei Jahren gibt es nur wenige“, sagen sie. Dass es so schnell gehen würde mit den Buchungen sei dann aber doch überraschend gewesen. Das Papier für die Werbeflyer, die die beiden eigentlich verteilen wollten, um ihre Kindertagespflege ans Laufen zu bekommen, liegt heute noch unbenutzt im Schrank.

Als Sohn von Jessica Bärthel darf der kleine Miko in der kleinen Entdeckerhöhle schonmal „Probespielen“. Er freut sich auf die Eröffnung der neuen Kindertagespflege in Bestwig genauso wie die Mama und ihre Freundin Vivien Ricke.  
Als Sohn von Jessica Bärthel darf der kleine Miko in der kleinen Entdeckerhöhle schonmal „Probespielen“. Er freut sich auf die Eröffnung der neuen Kindertagespflege in Bestwig genauso wie die Mama und ihre Freundin Vivien Ricke.   © Frank Selter

„Seid mutig und macht das“, war einer der Sätze die Vivien Ricke und Jessica Bärthel mit auf den Weg bekommen haben, als sie sich im Vorfeld andere Großtagespflegen angeschaut haben. Die beiden waren mutig und haben es bis jetzt nicht bereut. Auch, wenn in den vergangenen Monaten hin und wieder ein paar Tränen geflossen seien, weil der Weg eben doch steiniger und schwieriger war als erwartet. So warten die beiden auch eine Woche vor der Eröffnung noch auf den Förderbescheid über rund 20.000 Euro des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe. Im Prinzip nur noch eine Formsache. Aber eben eine wichtige. Denn erst wenn der Bescheid und damit das Geld des Verbandes da ist, kann zum Beispiel die Küche aufgebaut werden, die bereits seit Mai im Möbelhaus eingelagert ist.

Dankbar für die Hilfe von Freunden und Familie

Aber sei’s drum. „Die Küche ist schließlich nicht das Wichtigste in einer Kindertagespflege“, sagt Vivien Ricke und freut sich gemeinsam mit Jessica Bärthel über das Engagement der Eltern, deren Kinder sie ab der kommenden Woche betreuen dürfen. „Sie freuen sich, diesen Weg mit uns zu gehen“, sagt Jessica Bärthel. Ebenso wie Freunde, Familie Verwandte und Bekannte, die in den vergangenen Wochen und Monaten beim Aufbau der kleinen Entdeckerhöhle geholfen haben. Sei es durch tatkräftige Hilfe beim Renovieren, der Entwicklung des Logos, der Umgestaltung des Außenbereichs oder einfach durch die Betreuung der Kinder, um den beiden bei Behördengängen oder Elterngesprächen den Rücken frei zu halten. „Dafür sind wir sehr dankbar, denn ohne all das, wäre es kaum gegangen“, sagt Vivien Ricke.

Flexibel und gleichzeitig für die Kinder da

Ihre beiden Kinder waren es letztlich auch, die einen maßgeblichen Anteil an der Gründung der kleinen Entdeckerhöhle hatten. Maya, die Tochter von Vivien Ricke ist heute anderthalb Jahre alt. Miko, der Sohn von Jessica Bärthel, ist seit 20 Monaten auf der Welt. „Wir waren uns einig, dass wir die beiden nach der Elternzeit, wenn wir wieder arbeiten, nicht den ganzen Tag in den Kindergarten schicken wollen“, sagt Jessica Bärthel. Und so sei bei einem Kaffeetrinken im Oktober des vergangenen Jahres die Idee für eine eigene Kindertagespflege entstanden. „Damit sind wir flexibel und können gleichzeitig für unsere Kinder da sein“, sagen die beiden.

Nach der guten Zusammenarbeit mit dem Jugendamt freuen sich Jessica Bärthel und Vivien Ricke nun darauf, dass die Räume in der Vereinsstraße 24 in der kommenden Woche endlich mit Leben gefüllt werden und die kleinen Entdecker in die Höhle einziehen. „Das wird dann unser neuer Lebensinhalt sein“, sagen die beiden. Entsprechend schwinge bei all der Freude auch ein gewisser Respekt mit.

  • Betreut werden in der Kleinen Entdeckerhöhle Kinder im Alter zwischen zehn Monaten und drei Jahren.
  • Anmeldungen für das Kindergartenjahr, das im Augst 2024 beginnt, sind bereits möglich. Entweder telefonisch unter 0160/92405415 oder oder per Mail an diekleineentdeckerhoehle@gtp-bestwig.de.