Meschede/Bad Fredeburg. Isabell Gnacke arbeitet als Umweltingenieurin beim HSK. Sie kam nicht ganz freiwillig. Warum sie heute überzeugt ist von ihrem Job.
Von der freien Wirtschaft in die Verwaltung - Isabell Gnacke hat diesen Schritt nicht bereut, auch wenn sie ihn nicht ganz freiwillig gegangen ist. Heute profitieren die Bad Fredeburgerin - als Umwelt-Ingenieurin beim Hochsauerlandkreis - und die Betriebe davon, dass sie auch die andere Seite kennengelernt hat.
Sie sind zuständig für die Betriebliche Wasserwirtschaft. Was muss man sich darunter vorstellen?
Ich bearbeite alle Anliegen der Betriebe rund ums Wasser - vom Umgang mit wassergefährdenden Stoffen bis zur Einleitung von Niederschlags- und Abwasser, vom Bauantrag bis zur Beschwerde. Das reicht von A wie Autowäsche bis Z wie Zahnärzte. Ich nehme - als aktuell einzige Frau - auch teil an der Rufbereitschaft für den Umwelt-Alarmplan, wenn also zum Beispiel Öl- und Giftunfälle drohen, unser Wasser oder Böden zu verseuchen. Letztlich geht es darum, die Themen gesetzeskonform umzusetzen, sodass keine Lebewesen oder die Umwelt zu Schaden kommen, aber so, dass es auch für den Betrieb praktikabel ist.
In ihrem ersten Job bei einem Entsorgungsunternehmen haben Sie die Betriebliche Wasserwirtschaft von der anderen Seite kennengelernt?
Ja, für mich schließt sich hier ein Kreis. Ich kenne die Anforderungen der Betriebe. Und es ist mir deshalb sehr wichtig im Austausch mit ihnen gemeinsam praxisorientierte Lösungen zu finden. Dazu komme ich auch jederzeit gern raus und sehe mir die Anlagen vor Ort an. Man kann nicht vom Schreibtisch aus Entscheidungen treffen, die vor Ort wichtig sind.
Aber die unterschiedliche Arbeitsweise zwischen der freien Wirtschaft und der Verwaltung ist schon gravierend?
Ich musste auch erst die Strukturen kennenlernen und bis heute hole ich mir dazu gern die Expertise der Verwaltungsfachangestellten. Die Zusammenarbeit ist sehr kollegial und freundlich. Mein Aufgabenspektrum ist sehr breit, die Arbeit daher abwechslungsreich, zwei Drittel findet am Schreibtisch statt, ein Drittel vor Ort. Das macht es spannend.
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War es nach Ihrem Studium keine Option, direkt zur Verwaltung zu gehen?
Zunächst wollte ich Erfahrungen in der freien Wirtschaft sammeln. Außerdem war mir damals gar nicht klar, dass der Kreis Quereinsteigerinnen wie mich sucht.
Gibt es für Sie hier die Möglichkeit sich fortzubilden und weiterzuentwickeln?
Auf jeden Fall, das reicht von fachlichen Fortbildungen über Sportangebote bis zu Persönlichkeitsbildung. Das meiste ist freiwillig, und es hängt stark von der eigenen Motivation ab, wie sehr man sich einbringt.
Und wie sieht die Work-Life-Balance aus?
Auch die ist hier sehr gut umzusetzen. Der Kreis hat viele Gleitzeitmodelle, bietet seit Corona auch Telearbeit. Unser Zweier-Büro zum Beispiel nutzen insgesamt vier Kollegen, ich bin nur an zwei (bis drei) Tagen im Büro. Das klappt sehr gut.
Wenn Sie etwas ändern dürften, was wäre das?
Bürohunde. Ich finde es schade, dass man Hunde bisher beim Kreis nicht mitbringen darf, zumal mein Kollege nichts dagegen hätte. Und die Behörden-Kommunikation ist immer noch sehr kompliziert. Das versteht draußen keiner. Ich gehe erstmal davon aus, dass die meisten Bürger das gleiche Ziel haben wie wir: Sie wollen die Gesetze einhalten und der Umwelt nicht schaden. Da wünsche ich mir mehr Verständnis von beiden Seiten.
Was würden Sie sagen: Hat es für Sie auch persönlich Vorteile gebracht, beim Kreis, in einer Behörde zu arbeiten?
Ich weiß jetzt, dass manches behördliche Schreiben schlimmer klingt, als es gemeint ist. Und dass es völlig ok ist, dort anzurufen, um es sich erklären zu lassen. So kann man manches Missverständnis aus der Welt räumen. Und ich habe durch den Außendienst und die Rufbereitschaft meine Heimat viel besser kennengelernt. Ich bin immer wieder überrascht, wie viele verschiedene und international erfolgreiche Unternehmen wir hier haben.
Wo sehen Sie sich in fünf bis zehn Jahren?
Da bin ich vorsichtig, nach meinen letzten Erfahrungen weiß ich, dass vieles im Leben eben nicht planbar ist. Wie und warum es so gelaufen ist, weiß man erst, wenn man zurückschaut. Ich bleibe offen. Mein Ziel ist und war es, nie zu stagnieren.
Und welche Vorurteile müssen Sie draußen aus dem Weg räumen?
Auch in einer Behörde fällt nicht um 16 Uhr der Hammer. Ich bemühe mich vernünftig, verlässlich und schnell auf Anliegen zu antworten. Und: Auch eine junge Frau kann technisch versiert sein. Den Respekt muss ich mir bei den Betrieben immer noch erarbeiten.
Hintergrund
Isabell Gnacke ist 35 Jahre alt, ledig und lebt in Bad Fredeburg. In ihrer Freizeit macht sie viel Sport und ist zweite Vorsitzende und aktives Mitglied in der Kur- und Knappenkapelle.
Nach dem Abitur am Gymnasium in Schmallenberg 2007 studierte sie erst Bio- und Nano-Technologie an der FH Südwestfalen in Iserlohn. Sie machte ihren Bachelorabschluss arbeitete als Umweltingenieurin zunächst im Labor eines Entsorgungsbetriebes. Dort stieg sie zur Abteilungsleitung auf und hatte Personalverantwortung für 15 Mitarbeiter.
2020 hatte sie einen Arbeitsunfall, sie musste sich neu organisieren und begann 2020 bei der Unteren Wasserbehörde des Kreises zu arbeiten. Seit 2021 ist sie zuständig für die Betriebliche Wasserwirtschaft in den Kommunen Schmallenberg, Eslohe, Winterberg, Hallenberg und Medebach.
Außerdem arbeitet sie beim Hochsauerlandkreis im Arbeitskreis „Onboarding“. Dieser kümmert sich im Zuge des zunehmenden Fachkräftemangels darum, wie man Externe und Quereinsteiger möglichst gut integriert.
Firmenpass Hochsauerlandkreis
Mitarbeiterzahl: 1.382 (Stellenplan 2023)
Standorte: 3 Hauptstandorte, weitere Nebenstandorte
Branche: Verwaltung, Dienstleistungen
Tarif: TVöD
Arbeitszeit: 39-Stunden-Woche
Arbeitsplatz: z.B. ergonomische Arbeitsplätze, Homeoffice, Kantine, flexible Arbeitszeiten; je nach Aufgabenbereich und Standort sind Unterschiede möglich
Kooperation: Firmenfitness
Benefits: Betriebliches Gesundheitsmanagement, E-Bike-Leasing, Betriebliche Altersvorsorge
Weiterbildung: interne und externe Fort- und Weiterbildungsangebote
Weitere Besonderheiten: Zertifizierung als fahrradfreundliches Unternehmen, Zertifizierung als familienfreundliches Unternehmen, Mitarbeiterparkplatz