Eslohe. Beengte Schlafräume, einfache Kost, schlichte Hygieneeinrichtungen - das war alles kein Problem in der Jugendherberge Eslohe.

Fast 50 Jahre hatte Eslohe eine Jugendherberge. Sie war im heutigen Haus Scholz (ehemalige Fahrschule) an der Hauptstraße 13 untergebracht. Die Tochter der letzten Herbergsmutter Toni Schrage, Marianne Struck, übergab jetzt die Gästebücher an das Esloher Museum.

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Dr. Hans Dürr hat die Geschichte der Jugendherberge gemeinsam mit Marianne Struck und früheren Ausführungen ihres Schwagers Gisbert Hoffmann digital aufgearbeitet. Im evangelischen Gemeinderaum stellte er seine Präsentation vor. Struck erzählte dazu ihre Erlebnisse und Geschichten in und um die Jugendherberge. Einige Besucher erinnerten sich ihrerseits und wussten Geschichten zu berichten, die nicht selten zur Erheiterung der Anwesenden beitrugen.

Ein Netz aus Herbergen fürs Sauerland

Schon ab 1926 hatte es in Eslohe eine Jugendherberge in Anton Schultes Heu-Scheune (Bauer Schulte in der Kupferstraße) gegeben. Mit diesem Standort wurde das sauerländische Herbergsnetz zwischen Arnsberg, Meschede, Schmallenberg und Bilstein geschlossen. Ab 1929 wurde das „Gendameriehaus“, erbaut 1911, zu einer Jugendherberge umgebaut. Im Juli 1934 wurde das „Haus der Jugend“ eröffnet. Es standen 42 Schlafplätze zur Verfügung.

Als erste Herbergsmutter wird eine Frau Schilling genannt. Durch den Zweiten Weltkrieg wurde ab 1940 der Besucherstrom unterbrochen.

In Schönschrift erhalten: Der Dankesbrief einer Schulklasse aus Münster von 1951.<
In Schönschrift erhalten: Der Dankesbrief einer Schulklasse aus Münster von 1951.< © Privat

Nach dem Krieg wurde das Haus vorübergehend als Landschulheim genutzt. Herbergsmutter war Bernhardine Hoffmann und später ein Ehepaar Strunk. Seit 1950 war es wieder eine offizielle Jugendherberge. Die Herbergseltern Antonie (Toni) und Robert Schrage zeigten sich für den Betrieb verantwortlich. Sie waren die Eltern von Marianne Struck, die damals schon in der Jugendherberge mithalf. Bis 1962 war sie fest dort angestellt und bis 1965 in Teilzeit. 1952 verstarb Robert Schrage und seine Frau Toni führt das Haus allein weiter.

Mit dem beginnenden Wirtschaftswunder stieg die Reiselust der Deutschen, zumeist mit dem Fahrrad, der Bahn oder als Wanderer. Das Jugendherbergswesen boomte, weil man dort günstig übernachten konnte. Damals war man mit beengten Schlafräumen, einfacher Kost und einfachsten Hygieneeinrichtungen zufrieden. Was zählte waren das gemeinsame Erleben, die geselligen Abende und einfach mal woanders zu sein.

Selbst Gäste aus den USA schliefen hier

Durch die Gästebücher kann man sich einen guten Überblick verschaffen, wer in der Esloher Jugendherberge übernachtete. Es waren Schulklassen, viele katholische und evangelische Jugendgruppen, Radfahrer, Wanderer und Familien. Sie kamen überwiegend aus dem Ruhrgebiet, dem Münsterland, natürlich aus dem Sauerland, aber auch aus ganz Deutschland. Dazu kamen Gäste aus den Niederlanden, Dänemark und den USA. Zwischen 1934 und 1940 haben 2500 Gäste im Esloher Haus übernachtet.

Tausende Übernachtungen zählte die Jugendherberge in Eslohe in ihrer Geschichte.
Tausende Übernachtungen zählte die Jugendherberge in Eslohe in ihrer Geschichte. © Privat

Von 1950 bis 1974 waren es 17.520 Übernachtungen. Durchschnittlich gab es zehn Übernachtungen pro Tag. So gab es schätzungsweise 87.000 Übernachtungen in der Zeit von 1950 bis 1974. Ab 1954 gab es zusätzlich zwei Großzelte, die im Garten aufgebaut wurden, um die Masse der Gäste aufnehmen zu können.

1975 findet sich kein Nachfolger

Geöffnet war die Jugendherberge nur von Ostern bis Oktober und in der Zeit nach Weihnachten bis Neujahr. 1975 schloss die Jugendherberge. Das hatte mehrere Gründe: es fand sich kein Nachfolger für Toni Schrage, einen Neubau verwarf das Jugendherbergswerk und das Reiseverhalten veränderte sich radikal. Viele reisten nun ins Ausland und die Urlauber wurden immer anspruchsvoller. Einfachste Unterkünfte wurden nicht mehr angenommen.

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Dennoch blieb das Haus später immer „ein Haus für die Jugend“. 1981 kaufte Egbert Scholz das Haus und eröffnete 1982 dort seine Fahrschule. Insgesamt bereiteten sich dort bis 2016 rund 10.000 meist jugendliche Fahrschüler auf ihren „Lappen“ vor.