Meschede. Ist Veggie nachgefragter? Was ist das beliebteste Fleisch? Und welcher Trend ist vorüber? Zwei Fleischereien aus Meschede geben Einblicke.
Fleisch, ohne Fleisch oder ganz vegan? Die Deutschen essen weniger Fleisch, sagen sie zumindest. Das Nahrungsmittel wird von Jahr zu Jahr teurer, dazu kommt die Klimabilanz – zum Beispiel die der guten alten Rindviehhaltung.
Überraschende Antworten
Wie sieht es in Meschede aus? Und, noch wichtiger: Welche Fleischprodukte und welche Veggie-Produkte sind hier beliebt? Wir haben bei den örtlichen Metzgereien nachgefragt. Und überraschende Antworten bekommen.
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Klaus Lehnhäuser von der gleichnamigen Fleischerei beobachtet einen ähnlichen Trend wie ganz Deutschland. „Die Leute essen weniger Fleisch“, erklärt er. „Dafür achten sie mehr auf Qualität.“ Billigfleisch werde nicht mehr so häufig gekauft wie früher noch, lieber etwas „Vernünftiges.“
Hähnchenbrust - weil es schnell geht
Und was kaufen seine Kunden dann am liebsten? „Hähnchenbrust ist auf Platz eins“, sagt Lehnhäuser. Warum, ist leicht erklärt. Hähnchenbrust geht schnell, und jeder kann damit umgehen. „Auch die jungen Leute“, erklärt der Fleischer. „Den Braten gibt es dann eher am Wochenende, wenn Oma ihn macht“, ergänzt er lachend.
Auf Platz zwei und drei sieht er Schnitzel und Bratwurst – ganz klassisch also.
Und bei den Veggie-Alternativen? „Da sind unsere vegetarischen Aufläufe sehr beliebt“, erklärt Lehnhäuser. Dann folge das vegetarische Schnitzel, das auch sehr beliebt sei. Meist aus Käse oder Blumenkohl. „Es muss ja heute auch aussehen wie ein Schnitzel und so schmecken“, erklärt er. Einfach ein bisschen Gemüse sei da keine Option.
Vegane Currywurst aus Erbsen
Im Sommer gebe es dann auch wieder vegane Currywurst aus Erbsenprotein. „Das ist die erste vegane Wurst, die ich auch gut fand“, erklärt der Fleischer lachend. „Die hat auch Biss und Struktur.“ Und sie kommt gut an. Genauso wie das Fleisch. Wenn auch eher weniger davon gekauft werde, sei halt eben die Qualität umso wichtiger – und die bietet der heimische Fleischer.
Ähnliche Erfahrungen macht auch die Fleischerei Brüggemann. Eine Top drei der Fleischspezialitäten gebe es hier so nicht, wie Anna Brüggemann erklärt. „Wir haben Renner in dieser Form nicht“, sagt sie. „Alles wird ziemlich gleichmäßig gekauft.“ Zur kalten Jahreszeit sei „Spanisch Fricco“, eine Mescheder Spezialität, allerdings durchaus sehr nachgefragt. „Oder Gulasch-Suppe.“ Frikadellen und Schnitzel als Dauerbrenner fehlen natürlich auch nicht. Im Sommer gehen dann vor allem die Rost-Bratwürstchen. „Und Schnitzel läuft das ganze Jahr über.“ Was man allerdings merke, sei, dass der Bedarf an Geflügel gegenüber Schweinefleisch steigt.
Vegetarisches Buffet bestellt
Und wie geht die Fleischerei mit der Nachfrage aus den Reihen der Vegetarier und Veganer um? „Wir hatten auch schon mal Bestellungen für ein komplett vegetarisches Buffet“, erklärt Brüggemann. Das sei aber eher die Ausnahme als die Regel. Warum die Kunden bei einer Fleischerei alles außer Fleisch bestellen? „Eher ungewöhnlich“, sagt Anna Brüggemann lachend. „Aber sie sind wohl auf den Trichter gekommen.“ Schließlich gebe es zum Mittagstisch bei der Fleischerei auch immer mindestens ein vegetarisches Gericht. Und das überzeugte wohl.
Allgemein laufe Fleisch wie Vegetarisches. „Es gibt da keinen Favoriten, alles geht gut weg.“ Von Schnitzel-Fakes, also vegetarischem Schnitzel, sieht die Fleischerei ab. „Auch vegane und vegetarische Produkte sollen bei uns aus natürlichen Komponenten ohne Zusätze bestehen“, erklärt sie. Daher gibt’s einen Gemüsebratling statt Ersatz-Fleisch.
Regionale Waren
Generell merke die Fleischerei auch, dass Veggie allgemein im Trend läge. „Die Kunden orientieren sich zunehmend Richtung flexitarischer und vegetarischer Ernährung. Die Klimadiskussion hat dem noch einmal einen gewissen Schub gegeben“, erklärt Brüggemann. Dabei, so betont sie, heiße Klimaschutz ja nicht direkt Fleischverzicht. „Wer regionale Ware und Lebensmitteln zudem saisonal einkauft, kann schon viel für das Klima tun.“
Trends wie Low-Fat habe es auch mal gegeben, „damals durfte kein Zipfel Fett am Fleisch sein.“ Man habe dann schnell gemerkt, dass Fett auch wichtig ist,dann kam Low-Carb. Ob die Kehrtwende beim Vegetarismus auch so kommt, kann Anna Brüggemann nicht einschätzen.
Traditionell und bodenständig
Hier im Sauerland aber ernähren sich die allermeisten noch traditionell, auch wenn das Veggie-Angebot gern in Anspruch genommen werde. „Unsere Kunden sind hier noch recht bodenständig, wenn ich das mit Kollegen aus der Großstadt vergleiche.“
Es empfehle sich einfach die ausgewogene, maßvolle Ernährung. „Vegetarier und vor allem Veganer müssen sich halt noch bewusster ernähren, um wichtige Vitamine und Nährstoffe, die in Fleisch vorhanden sind, auszugleichen. Und dass sich auch hier im Sauerland die Wahrnehmung dieses Lebensmittels stückweise verändert (hat), wissen sowohl die Fleischerei Brüggemann als auch die Fleischerei Lehnhäuser.