Ostwig. Der naturnahe Garten von Vera Janßen in Ostwig ist nicht nur wunderschön. Er macht auch kaum Arbeit und ist ein Paradies für die Tierwelt.
Ein naturnaher Garten muss nicht zwangsläufig ein Giersch-Dschungel sein. Dafür ist das Grundstück von Vera Janßen und Jochen Marka aus Ostwig der beste Beweis. Die 250 Quadratmeter hinter und neben ihrem Haus an der Hangelswiese sind nicht nur eine pure und liebevoll gestaltete Idylle, in der es sich wunderbar entspannen lässt. Sie sind gleichzeitig ein Paradies für Insekten und viele andere Tiere. Der Garten von Vera Janßen und Jochen Marka steckt voller Ideen zur Förderung der Artenvielfalt - ohne dabei den Anspruch an eine ästhetische Gestaltung zu verlieren.
Es blüht und summt
Das Summen der Bienen, die sich an diesem sonnigen Vormittag an der prachtvoll blühenden Lykkefund-Rose laben, ist auch aus einiger Entfernung unschwer zu überhören. Im Hintergrund plätschert das Wasser in einen kleinen Miniteich. Es blüht und summt an allen Ecken und Enden des Gartens.
Doch das war keineswegs immer so. „Als wir das Haus 2011 gekauft haben, bestand der Garten noch aus einer großen Thuja-Hecke und Rasen. Das war’s“, erinnert sich Vera Janßen. Damals habe der Garten viel kleiner gewirkt als heute. „Jetzt bleibt das Auge an vielen Stellen hängen. Dadurch wirkt die Fläche größer“. Bis dahin war es zwar ein weiter Weg, doch der hat sich gelohnt. Für Tier und Mensch!
Die fertigen Pflanzflächen machen mittlerweile kaum noch Arbeit. So sitzt Vera Janßen mit einem Gartenbuch inmitten ihrer Pracht und genießt die Sonne. Ein Kräuterrasen braucht nicht vertikutiert und naturnah geplante Staudenbeete nicht gehackt werden.
Hortus-Netzwerk als Ideengeber
Nach dem Hauskauf hat Vera Janßen ihren heutigen Prachtgarten im Jahr 2012 in seiner Grundstruktur angelegt. Biologisch geführt hat sie ihn von Anfang an. Damals lag ihr Fokus allerdings noch auf historischen Rosen und Zierstauden. 2020 entschließt sich die aus einer GaLaBauer-Familie stammende, gelernte Floristin dann, den Garten zur Förderung einer größeren Artenvielfalt umzugestalten. Ideengeber für viele Projekte war dabei das Hortus-Netzwerk, das sich für die biologische Vielfalt im eigenen Garten einsetzt. „Im Prinzip ist das hauptsächlich ein Forum mit Menschen, die ihren Garten naturnah gestalten wollen oder gestaltet haben“, erklärt Janßen.
Heute besteht die Pufferzone - der Bereich, der den Garten nach Außen abgrenzt - des kleinen Ostwiger Grundstücks zum einen aus einer Schnitthecke aus Hainbuchen und Eiben und zum anderen aus Sträuchern wie dem Pfaffenhütchen, dem Gemeinen Schneeball, dem Faulbaum, Obstgehölzen, Liguster, Weißdorn, Efeu, Clematis, Waldgeißblatt, aus dem Altbestand von Historischen Rosen und Ramblern sowie nektar-und pollenreichen Bauerngarten- und Wildstauden.
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Im sonnigsten Gartenteil hat Vera Janßen die Hotspotzone angelegt - jenen Bereich des Gartens, der abgemagert wird, ist und bleibt, um dort die Artenvielfalt der Pflanzen weiter zu fördern. Hier sind Natursteine zu einer kleinen Eidechsenburg aufgeschichtet und es gibt ein kleines Sickerbecken für das Regenwasser des Terrassendaches, über das sich Vögel und Insekten gleichermaßen freuen. Zahlreiche heimische Wiesenstauden wie Natternkopf, Wegwarte, verschiedene Flockenblumen-, Glockenblumen-und Nelkenarten, Hauhechel und Labkraut sind Nahrungsquelle für Insekten und deren Larven.
Und wie in jedem Hortus gibt es auch bei Vera Janßen eine Ertragszone. Wegen nicht ausreichender Lichtverhältnisse beschränkt sie sich zwar auf den Anbau in Kübeln im Bereich der Terrasse. „Wir haben jedoch das Glück in einem angrenzenden Garten ein Hochbeet aufstellen zu dürfen und ein kleines Gemüsebeet zu bepflanzen“, freut sich Vera Janßen.
Sogar das Totholz sieht toll aus
Mit dem richtigen Händchen für die Gestaltung hat die Ostwigerin es sogar geschafft, dass das Totholz in ihrem Garten toll aussieht. Mal stehend, mal liegend, gestapelt oder als Käferkeller bis in den Boden eingearbeitet. Über eine größere Aufschichtung Totholz, die inzwischen kaum sichtbar hinter den hohen Stauden liegt, hat sich erst im vergangen Jahr eine nistende Amsel gefreut. Und auch die Heckenbraunelle und das Rotkehlchen nehmen das Angebot an.
Um die Gartenwege anzulegen, hat Vera Janßen ausschließlich gebrauchte Materialien und gesammelte Natursteine verwendet. Und auch bei allem anderen legt sie großen Wert auf Nachhaltigkeit. Die Gartenmöbel hat sie gebraucht erstanden und einen ihrer Tische hat sie aus einer alten Obstkiste selbst zusammengebaut. Die Wildstaudensamen für ihren Garten bestellt Vera Janßen übers Internet - bei zertifizierten Händlern, die sich auf die Vermehrung von Wildpflanzen spezialisiert haben.
Ein kleiner Zoo
Die Tiere danken es ihr! „Man kann den Garten auch als kleinen Zoo betrachten, denn die Pflanzen dienen hier vorrangig als Futter und Versteck für darin lebende Tiere“, sagt Vera Janßen und zählt auf: Schmetterlinge und deren Raupen, Wildbienen, Käfer, Amphibien und und und. Sogar Honigbienen haben in diesem Jahr ein Zuhause an der Hangelswiese 5 in Ostwig gefunden. Das wiederum war so nicht geplant: Hinter einer losen Schieferplatte der Fassade haben sich die Tiere ein Nest gebaut. Nach dem Besuch einer Imkerin stand fest: Sie dürfen bleiben!
- Der Garten von Vera Janßen ist von „Natur im Garten NRW“ bereits für naturfreundliches Gärtnern ausgezeichnet worden.
- Beim Tag der „Gartenlust im Sauerland“ präsentiert Familie Janßen-Marka ihre besonderen 250 Quadratmeter der Öffentlichkeit. Am Sonntag, 25. Juni, ist das Gartentor von 11 bis 18 Uhr für jedermann geöffnet. Vera Janßen weist darauf hin, dass der Garten nicht barrierefrei ist und in der Hangelswiese keine Parkplätze und Wendemöglichkeit vorhanden sind.