Velmede. Helmut und Gundel Bolz aus Velmede haben in Velmede ein Gartenparadies mit 220 Rosen. Jetzt öffnen sie ihre Gartenpforte für die Öffentlichkeit.
Vorsichtig setzt der vierjährige Leandro die Rosenschere an. Er hat von Oma und Opa schon eine ganze Menge gelernt und hilft ihnen gern im Garten. Oma und Opa, das sind Gundel und Helmut Bolz. Die beiden haben vor, hinter und neben ihrem Haus in der Velmeder Schlesier Straße das, was man wohl ohne Übertreibung als Paradies bezeichnen kann. Ein Blütenparadies!
Sage und schreibe 220 Rosen hegen und pflegen Helmut und Gundel Bolz auf ihrem 820 Quadratmeter großen Grundstück - 170 verschiedene Sorten. Der 69-jährige Helmut Bolz kennt sie nicht nur alle mit Namen. Beim Rundgang durch den Garten hat er bei jeder seiner Rosen die Klasse und Art parat und auch etwas zur Geschichte der Pflanze zu berichten.
Jetzt geht die Pracht erst richtig los
Hugonis und Marguerite Hilling vorm Haus haben den Höhepunkt ihrer Blütenpracht für dieses Jahr zwar schon weit überschritten, dafür geht die Pracht im eigentlichen Garten von Gundel und Helmut Bolz jetzt erst richtig los. Das fängt bei der Rosa Alba am Gartentor an und setzt sich bei Madame Isaac Pereire und und Madame Alfred Carriere tief im Herzen des Gartens fort. Rosen, so weit das Auge reicht. Sie wachsen in Beeten, ranken an der Hauswand und an handgefertigten Dreibeinen hoch. Sogar den mächtigen Kirschbaum haben sie erklommen. „Der blüht jetzt quasi zwei Mal im Jahr“, sagt Helmut Bolz und lächelt.
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Nahezu jeden Tag verbringen er und seine Frau im Sommer im Garten. Denn eine solche Pracht bereitet viel Arbeit. So bestand erst am Morgen neben der üblichen Pflege akuter Handlungsbedarf. Ein Rosenbusch hatte sich durch Wetter und Gewicht weit nach vorn über den gepflasterten Weg geneigt, während die Nachbarpflanze weiterhin stolz daneben stand. So jedenfalls würde es der Laie ausdrücken. Bei Rosenexperte Helmut Bolz klingt das selbstverständlich deutlich lyrischer. „Man kann sagen, dass ‘Ännchen von Tharau’ die ‘Königin von Dänemark’ verdrängt hat“, sagt er und lächelt verschmitzt.
Diesen beeindruckenden Garten in Schuss zu halten und immer weiter zu entwickeln, das geht nur zu zweit. „Ja, es macht wirklich viel Arbeit“, bestätigt Helmut. „Aber wir empfinden es nicht als Arbeit“, schiebt er hinterher. Es sei vielmehr eine Freude. Und das war keineswegs immer so. Gundel Bolz hat die Gartenarbeit zwar schon immer geliebt. „Aber ich habe es als Kind gehasst“, gesteht Bolz. Erst nach und nach habe er diese Leidenschaft entwickelt. Ihren zarten Anfang nahm sie, als Helmut und Gundel Bolz 1982 das Haus in der Schlesier Straße gekauft haben.
Jugendsünden aus den 80er-Jahren
Damals bestand der Garten aus drei Obstbäumen, einer Wiese und jeder Menge Brennnesseln. „Wir mussten das Gelände erstmal nutzbar machen“, erinnert sich Bolz und drückt es damit recht vorsichtig aus. Beim Pflanzen der ersten Frühjahrsblüher, Tulpen und Kornblumen hat auch Helmut Bolz gemerkt, dass Gartenarbeit Spaß machen kann.
Es folgten naturnahe Sträucher und es wurde viel experimentiert. Helmut Bolz streckt den Arm aus und zeigt nach vorn zum anderen Ende des Gartens. Dort wachsen ein Urwelt-Mammutbaum (China), ein Tulpenbaum und ein Ginkgo in den Himmel. Bolz bezeichnet ihre Anpflanzung aus den 80er-Jahren als eine seiner Jugendsünden. Inzwischen seien die Bäume mit 20 Metern eigentlich viel zu hoch. Aber er habe sehr nette Nachbarn, die sich daran glücklicherweise nicht stören.
Ende der 80er-Jahre kamen dann die ersten Rosen ins Spiel. Neben der Rosenpracht selbst wuchs mit jeder neuen Pflanze auch die Erfahrung. Wie pflanzt man? Wie düngt man? Wie schneidet man? Inzwischen sitzt bei dem Gartenarbeits-Hasser von einst jeder Handgriff. Und das nicht nur, wenn es um die Rosen geht.
Duftsenke mit drei Sitzplätzen
Denn der Garten von Helmut und Gundel Bolz hat noch deutlich mehr zu bieten: Ein paar Stufen führen herab in eine Duftsenke mit Sitzplätzen für bis zu drei Personen. Dort wachsen Rosmarin, verschiedene Sorten Minze, Salbei, Thymian, Walliser Wermut, Lavendel, Duftveilchen und Duftnelken - und das ist gerade einmal ein kleiner Auszug der Aufzählung von Helmut Bolz. Dieses Eckchen des Gartens entwickelt seinen ganz besonderen Charme vor allem dann, wenn die wärmende Sonne dafür sorgt, dass all diese Pflanzen ganz besonders duften. Helmut Bolz vergleicht es gern mit einem Rotweinkelch, aus dem von unten der Duft aufsteigt. Die Senke ist einer seiner zahlreichen Lieblingsplätze im Garten.
Bachlauf unterquert Bahngleise
Im aus Kanalklinker bestehenden Hochbett, das Helmut Bolz selbst gemauert hat, wachsen Heilkräuter und im Insektenhotel ziehen nach und nach die ersten Tiere ein, während langsam das Wasser durch den kleinen Bachlauf plätschert, der sich durch den Garten schlängelt und dabei sogar Bahngleise unterquert. Denn zwischen all der Blütenpracht ist im Garten von Helmut und Gundel Bolz auch ein gutes Stück Bestwiger Bahngeschichte verewigt.
Eine originale Lampe des alten Güterbahnhofs spendet Licht in der Dunkelheit, die Terrasse ist eingefasst mit Steinen aus der alten Wasserrinne des Güterbahnhofs und die Schienen der 13 Meter langen Gleisstrecke, die den Garten von links nach rechts durchquert, stammen aus dem Bergbau. Sie sind wieder befahrbar. Ein beschädigtes Chassis aus dem Schieferbergbau ist gerade zur Restauration weg. Dann soll der Aufbau erfolgen. Auf die Jungfernfahrt freut sich Enkel Leandro schon jetzt, auch wenn es sicherlich noch eine Weile dauern wird.
Tag der offenen Gartenpforte
Erst einmal beteiligen sich Helmut und Gundel Bolz mit ihrem Prachtgarten am Tag der offenen Gartenpforte, an dem zwölf private Gärtnerinnen und Gärtner aus dem Sauerland gartenbegeisterten Besuchern einen Blick hinter ihre Hecken gewähren. Stattfinden wird der Tag am Sonntag, 25. Juni, von 11 bis 18 Uhr.
Aber auch bereits am kommenden Sonntag, 18. Juni, ist das Gartentor in der Schlesier Straße 23 von 11 bis 18 Uhr für Besucherinnen und Besucher geöffnet. „Wir freuen uns über jeden, der kommt“, sagen Helmut und Gundel Bolz. Denn zu diesem Garten ließen sich noch so viele Zeilen verlieren und noch so viele Bilder drucken - der Duft wird dabei leider immer zu kurz kommen.