Meschede. Melda K. hat über Wochen starke Schmerzen und hohes Fieber. Nach etlichen Untersuchungen steht die Horror-Diagnose. Wie es ihr heute geht.

Sie dachte, es sei ein Leistenbruch. Der kleine Knubbel in der Leistengegend, der Melda K. (Name von der Redaktion auf Wunsch der Betroffenen gekürzt) aus Meschede immer wieder Schmerzen bereitete, fiel ihr meistens gar nicht auf. Sie ignorierte die Beschwerden lange. Zu lange, wie sich im Herbst 2021 herausstellen sollte. Die damals 40-Jährige bekam über Nacht hohes Fieber, konnte sich kaum noch bewegen. Ihr Hausarzt sagte, es sei wohl nur eine Grippe. Alle Medikamente brachten aber keine Besserung. Im Gegenteil: Der Meschederin ging es im Laufe der Zeit immer schlechter.

40 Grad Fieber

Über vier Wochen zog sich das Martyrium. Stets hatte sie an die 40 Grad Körpertemperatur – bis sie zu ihrem Arzt ging und sagte: „Es kann irgendetwas nicht stimmen, ich kann nicht mehr“, erinnert sie sich. Und das soll schon etwas heißen. Normalerweise ist Melda K. keine zimperliche Frau, sondern macht einen starken, selbstbewussten Eindruck. Ein kleiner Husten hält sie nicht von der Arbeit ab, sagt sie.

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Nach dem Hilferuf beim Hausarzt schickt der sie in ein MRT. Bis dort ein Termin frei wird, gehen wieder zwei Wochen ins Land. „Und dabei ständig hohes Fieber und Schüttelfrost. Ich war körperlich total am Ende“, blickt sie auf die Zeit zurück. Das MRT zeigt Tumore an der Lymphdrüse in der Leiste sowie an der Wirbelsäule.

Operation und Gewebeprobe

Sofort wird Melda K. operiert, es wird eine Gewebeprobe entnommen. Das Ergebnis kommt kurz vor dem Jahreswechsel 2021/2022: Lymphdrüsenkrebs im Endstadium. „Der Tumor hatte bereits bis zum Rückenmark gestreut. Im Prinzip hatte ich also auch noch Leukämie“, sagt die selbstbewusste Frau.

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Als der Arzt ihr die Schock-Diagnose übermittelte, ging K. aber nicht in Trauer über. „Klar war ich geschockt, ich habe aber nicht ein mal in der ganzen Zeit geweint. Mir war sofort klar, dass ich das schaffen muss und nach vorne blicken muss“, erinnert sie sich. Obwohl sich der Krebs bereits im Endstadium befindet, taxiert der Arzt im Krankenhaus Meschede die Heilungschancen auf 70 Prozent. „Das hat mir natürlich Zuversicht gegeben, dass ich das überstehe“, sagt sie.

Therapie kurz nach Diagnose

Aufgrund der Schwere der Erkrankung begann wenige Tage nach der Diagnose schon die Chemo-Therapie. „Montags kam die Diagnose, donnerstags sollte ich im Krankenhaus sein für die Chemo-Therapie. Es ging alles sehr schnell“, erinnert sich die Meschederin.

Die erste Therapie dauerte mehrere Tage, an denen die Meschederin intravenös Medikamente bekam. „Die Tage, an denen ich die Therapien bekommen habe, waren gar nicht so schlimm. Richtig schlecht wurde es erst an den Tagen danach“, sagt sie. Schlimme Kopfschmerzen, Übelkeit und die Schleimhäute in Mund und Rachen fühlten sich wie ausgetrocknet an. „Das war wirklich die schlimmste Zeit. Die ersten beiden Chemo-Therapien waren nicht schön“, erinnert sie sich. Nach der ersten Therapie kam K. kurz nach Hause, musste am nächsten Tag aber schon wieder mit dem Krankenwagen abgeholt werden, weil es ihr so schlecht ging.

20 Kilo abgenommen

20 Kilo nahm die Meschederin in den ersten Wochen nach Beginn der Therapie ab. Im heimischen Mehrfamilienhaus kam die Housekeeperin und Reinigungskraft die Treppen nicht mehr hoch, weil sie so geschwächt war. In dieser Zeit entschlossen sie und ihr Mann, die Wohnung zu wechseln. Gegenüber der vorherigen Wohnung wurde etwas im Erdgeschoss frei. „Das war ein echter Glücksfall“, sagt sie heute.

Insgesamt sechs Chemo-Therapien musste die Meschederin über sich ergehen lassen. Die Tage, die die 42-Jährige in den ersten sechs Monaten des Jahres 2022 zu Hause verbrachte, lassen sich an einer Hand abzählen. Sonst lag sie nur im Krankenhaus. Aber jammern? – das entspricht nicht ihrem Naturell. „Ich wollte für meine Mutter und meinen Mann immer fröhlich sein und habe versucht, sie trotz der Umstände zum lachen zu bringen“, sagt sie. „Ich wollte nicht, dass sie mich in schlechter Erinnerung behalten, wenn die Therapie nicht angeschlagen wäre.“

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Ihre positive Einstellung verlor sie auch nicht, obwohl zu Anfang des Jahres 2022 in Krankenhäusern noch Corona-Schutzmaßnahmen ergriffen wurden. Eine Stunde durften Angehörige die 42-Jährige maximal pro Tag besuchen. „Das war nicht so einfach für mich und meine Familie, weil ja jeweils auch nur eine Person kommen durfte“, blickt sie zurück. „Aber trotzdem habe ich mich da durchgekämpft und war froh, als die Maßnahmen dann aufgehoben wurden.“

Sechste Chemo im vergangenen Sommer

Die sechste Chemo-Therapie fand im Sommer des vergangenen Jahres statt. Seither ist Melda K. frei von der Krebserkrankung. Mit den Nachwirkungen der harten Chemo-Therapie hat sie aber bis heute zu kämpfen. „Ich spüre in meinen Fingern und Füßen teilweise nichts mehr. Ich weiß auch nicht, ob das Gefühl in den Extremitäten noch mal zurück kommt.“

Obwohl sie sich weiter hätte schonen sollen, fing sie im vergangenen Oktober bereits wieder an zu arbeiten. In Winterberg ist sie Reinigungskraft in mehreren Ferienwohnungen. Mit der Arbeit musste sie auch wieder beginnen, weil das Geld ausging. „Ich hätte mich lieber noch etwas erholt, aber nach den vielen Monaten ohne volles Einkommen ging es nicht mehr“, sagt sie.

Eine Bekannte machte sie auf das Portal „gofundme“ aufmerksam. Dort wirbt K. um Spenden, um sich nach den harten letzten Monaten ein neues Sofa finanzieren zu können. Das alte ist kaputt und für ein Neues reicht das Geld aktuell nicht. Als Alleinverdienerin kommt sie gerade so über die Runden, wie sie selbst sagt. Auch die Osteopathie-Behandlungen, die sie braucht, werden von der Krankenkasse nach den ersten drei Behandlungen nicht mehr gezahlt. „Es wäre schön, wenn es ein paar liebe Menschen gäbe, die mich ein bisschen unterstützen würden“, sagt sie.

Infobox:

Melda Deniz K. ist 42 Jahre alt und wohnt in der Mescheder Innenstadt. Im Dezember 2021 bekam sie die Diagnose Lymphdrüsenkrebs.

Seit dem vergangenen Sommer gilt sie als geheilt, häufig kehrt die Krankheit aber nach einigen Monaten zurück.

Auf der Internetseite https://www.gofundme.com/f/2863y-neuer-lebensabschnitt kann man Melda K. mit einer Spende finanziell unterstützen.