Meschede. Es ist schon viel Geld dafür ausgegeben worden. Jetzt aber gibt es massive Probleme für ein neues geplantes Gewerbegebiet der Stadt Meschede.

Zwischen Wennemen und Freienohl will die Stadt Meschede ein neues Gewerbegebiet bauen. Eine halbe Million Euro ist dafür schon ausgegeben worden. Jetzt gibt es massive Probleme durch den Naturschutz.

Nasswiese einfach verlegen?

Seit fast 30 Jahren steht die Idee bereits im Raum, im Süden von Bockum, zwischen der Landstraße bis zur Bahnlinie, ein neues Gewerbegebiet zu verwirklichen. Seit 2021 ist das Vorhaben forciert worden, wegen der starken Nachfrage nach Grundstücken für die Wirtschaft. Bockum hätte dabei auch den deutlichen Standortvorteil einer Autobahnanbindung mit der Auffahrt zur A46 in Wennemen. Ein Grundstück hat die Stadt bereits gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung des Kreises gekauft, das Gebäude darauf wurde abgerissen – im künftigen Zufahrtsbereich gegenüber von Lidl in Freienohl. Die Kreis-Wirtschaftsförderung ist, wie in Enste, Partner der Stadt bei der Entwicklung von Gewerbegebieten.

Auf diesem Grünland zwischen Wennemen und Freienohl will die Stadt Meschede hier in Bockum ihr neues Gewerbegebiet entwickeln. Jetzt zeichnen sich große Probleme ab.
Auf diesem Grünland zwischen Wennemen und Freienohl will die Stadt Meschede hier in Bockum ihr neues Gewerbegebiet entwickeln. Jetzt zeichnen sich große Probleme ab. © Jürgen Kortmann

Jetzt aber wird deutlich: Möglicherweise steht Bockum-Süd sogar völlig vor dem Aus. Das wurde in den jüngsten Sitzungen der politischen Gremien deutlich. Denn zuletzt war auf der geplanten Fläche eine ein Hektar große Nasswiese entdeckt worden – mit ihren Binsen, Seggen und anderen Pflanzen wie der Kratzdistel ist sie besonders schützenswert. Obendrein ist darauf nun auch noch ein Schwarzkehlchen beobachtet worden – wohlgemerkt, eines. Das zwölf Zentimeter kleine Schwarzkehlchen gilt zwar nicht mehr als gefährdet, dieses aber hat ausgerechnet diese Nasswiese eben als seinen Lebensraum ausgewählt.

Hohe Ausgleichsmaßnahmen lassen Verkaufspreise steigen

Zusammengenommen sorgt das jetzt für die Probleme der Stadt. Ihre Lösung: Warum nicht eine Nasswiese einfach verlegen? Die Stadt wollte sie als Ersatz an der Mündung der Wenne neu anlegen - der Fluss soll dort ohnehin renaturiert werden. Diesen Plan allerdings macht die Bezirksregierung Arnsberg als höhere Naturschutzbehörde nicht mit – denn die Idee der Stadt sei unter anderem nicht fürs Schwarzkehlchen geeignet.

>>> Lesen Sie hier: Meschede: So sind die Pläne für ein Hochregallager im Gewerbegebiet Enste <<<

Fachbereichsleiter Klaus Wahle machte im Bezirksausschuss Freienohl darauf aufmerksam, dass das Gewerbegebiet scheitern könnte: Denn durch zu hohe Ausgleichsmaßnahmen könnten so hohe Kosten entstehen, die durch die späteren Verkaufspreise nicht zu decken seien. Auch Bürgermeister Christoph Weber sieht voraus, dass das Gewerbegebiet immer teurer werde: Die steigenden Anforderungen ließen die Baulandpreise steigen.

Alternative: Gewerbeflächen nördlich von Bockum?

Ungewöhnlich allerdings: Die Bezirksregierung Arnsberg selbst hat der Stadt Meschede andere Flächen als Alternative vorgeschlagen – anstatt wie bisher im Süden von Bockum, schlägt sie nun überraschend Flächen nördlich der Landstraße vor, ebenfalls zwischen Freienohl und Bockum gelegen. Diese Flächen hatte die Stadt bisher überhaupt nicht auf ihrem Schirm, sie sind auch noch nicht auf ihre Tauglichkeit als mögliche Gewerbeflächen hin untersucht worden.

Die Stadt hat rasch reagiert: Sie hat gegenüber der Bezirksregierung vorsorglich erklärt, auf diese möglichen Gewerbeflächen im Norden zurückgreifen zu wollen, falls sie im Süden von Bockum scheitern sollten – quasi als Backup-Lösung.

Gewerbegebiet Enste wird nach Westen erweitert

Gewerbeflächen müssen im Regionalplan ausgewiesen werden. Die Stadt Meschede hat dabei noch ein Defizit, sie hat zu wenige. Bei der nächsten Änderung soll das kompensiert werden – dort müsste dann auch der Fall Bockum entschieden werden. Die Änderung des Regionalplanes ist für die Stadt von enormer Bedeutung: „Das ist der allerletzte Aufschlag für Gewerbegebiete, den es für uns gibt“, sagt Klaus Wahle auf Anfrage. Wegen einer nachhaltigen Entwicklung der Städte wird es danach keine weiteren neuen Gewerbegebiete mehr geben.

Es wird zwei weitere Ausweitungen geben, um insgesamt 26 Hektar. Umgesetzt werden sie zum einen in der Erweiterung des Gewerbegebietes in Enste nach Westen hin, in Richtung Stockhausen. Hier sei bereits Grunderwerb erfolgt, so Wahle.

Neues interkommunales Gewerbegebiet mit Arnsberg

Kommen wird auch ein interkommunales Gewerbegebiet der Städte Meschede und Arnsberg zur Erweiterung der Gewerbegebiet Brumlingsen/Wildshausen – dauern wird die Umsetzung aber Jahre. Brumlingsen liegt auf Mescheder, Wildshausen auf Arnsberger Stadtgebiet. Beide Bürgermeister haben bereits im Januar eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichnet, das Gebiet gemeinsam entwickeln zu wollen. Es ist umfangreicher Grunderwerb zu tätigen, eine Straßenplanung liegt schon vor. Der Vorteil dort ist wie in Bockum oder Enste die Nähe zur Autobahn.