Eslohe. 110 Mitarbeiter hat der Küchenwerkzeug-Spezialisten Gefu in Eslohe inzwischen. Wie geht es bei dem Unternehmen künftig weiter?

Nein, einen Bonus als Sohn des Chefs gibt es hier nicht. Der 35-jährige Daniel Schillheim aus Wenholthausen ist Prokurist und Verkaufsleiter für Projekte im Vertrieb beim Küchenwerkzeug-Spezialisten Gefu in Eslohe. Im Interview spricht er über seine Erfahrungen, im Betrieb seines Vaters Rudolf Schillheim zu arbeiten, über Küchen-Trends und seine eigene Erfindung. Irgendwann wird er einmal die Nachfolge seines Vaters in der Geschäftsführung antreten.

„Ich habe keine Extrawurst bekommen“

Ist der Weg als Sohn des Geschäftsführers für Sie vorgezeichnet gewesen, einmal bei Gefu zu arbeiten?

Nein, ganz ehrlich, mein älterer Bruder René und ich konnten uns unsere Wege frei aussuchen. Wir haben auch nicht unsere Ausbildung bei Gefu gemacht.

Ich habe erst Industriekaufmann gelernt und bin dann ein halbes Jahr in England auf die Sprachschule gegangen. Bei unserem Partner-Designbüro Invivo in Berlin habe ich danach gelernt, ein Gefühl für Design und Konstruktion zu bekommen. Vor zwölf Jahren fing ich dann hier bei Gefu an – aber vorgezeichnet war das nicht, ich hätte auch etwas anderes machen können. Aber mir gefiel es hier: Die Arbeit ist vielseitig, jeder Tag ist eine Überraschung.

Und, wird es dem Sohn des Chefs einfacher gemacht?

Ich habe keine Extrawurst bekommen. Ich habe in fast jeder Abteilung gearbeitet, um die Strukturen und Arbeitsabläufe kennen zu lernen. Bei mir war es etwas intensiver als bei neuen Kollegen, aber auch die werden in der Einarbeitung mit jeder Abteilung vertraut gemacht, um das Unternehmen kennenzulernen. Das ist ja auch sinnvoll, um die Abläufe zu erfahren.

Selbst schon Ideen in Produkte umgesetzt

Wie ist Ihr eigener Werdegang im Unternehmen?

Ich habe auch die meisten Abteilungen durchlaufen, angefangen im Marketing über den Einkauf, dann im Produkt- und Projektmanagement, wo ich eigene Produkte mit unseren Designern mitentwickeln konnte. Anschließend habe ich das Asien-Geschäft von Gefu mitgemacht, ich bin zweimal im Jahr rüber geflogen, habe Messen besucht, Artikel, Werkzeuge und Verpackungen dort abgenommen. Ich war acht Jahre im Einkauf und Projektmanagement, dann habe ich drei Jahre den Vertriebs-Innendienst geleitet, seit Januar 2023 bin ich für Projekte im Vertrieb als Verkaufsleiter zuständig.

Das Unternehmen Gefu in Eslohe. Nachhaltigkeit bei den Produkten ist inzwischen deutlicher nachgefragt, merken die Spezialisten für Küchenhelfer.
Das Unternehmen Gefu in Eslohe. Nachhaltigkeit bei den Produkten ist inzwischen deutlicher nachgefragt, merken die Spezialisten für Küchenhelfer. © Gefu

Sie haben auch schon eine eigene Idee zum Sortiment beigetragen?

Ja, während meines Praktikums bei unseren Designern habe ich einen Pasta- und Salatgreifer entwickelt, außerdem ein Salatbesteck. Das macht schon stolz, wenn solche Ideen dann auch verwirklicht werden und im Handel liegen.

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Die Ideen kommen tatsächlich aus der Familie?

Die Ideen zu unseren Eigenentwicklungen kommen meistens von meinem Vater. Er bespricht das dann mit unserem Partner-Designbüro, die entwickeln das dann weiter und bereiten die Konstruktion vor.

Es ist ja nicht immer etwas komplett neu: Es kann auch eine Anpassung oder Überarbeitung von bekannten Artikeln sein. Zum Beispiel unsere neue Vierkantreibe V-Cut. Normalerweise hat eine Reibe nur Reibflächen und einen festen Hobel. Wir sind die allerersten, die auch einen verstellbaren Hobel für drei Schnittstärken an unserer Reibe haben. Man muss sich also keinen weiteren verstellbaren Hobel kaufen, das ist praktisch und platzsparend.

Nachhaltigkeit ist nachgefragter

Hat Corona das Geschäft belebt?

Ja, was Küchenhelfer angeht, hat es die Branche beflügelt: Die Leute mussten selbst kochen, weil die Restaurants geschlossen waren. Da mussten sich viele erst einmal in der Küche neu einrichten. Durch die Corona-Zeit ist auch das ganze Thema Selbermachen und Einmachen wieder populärer geworden. Wir haben deshalb das Thema Fermentieren mit aufgenommen: Man kann selbst Kimchi oder Sauerkraut einlegen und es dann über Wochen gären lassen. Das ist der absolute Renner.

Und Nachhaltigkeit ist stärker ein Thema geworden: Es geht jetzt wieder hin zu Edelstahl und Glas, weniger zu Kunststoffdosen. Deshalb haben wir Frischhaltedosen aus Edelstahl und Vorratsdosen aus Glas neu ins Sortiment aufgenommen, in unterschiedlichen Größen und Formen. Auch da gibt es spannende Ideen: Normalerweise darf man Edelstahl ja nicht in die Mikrowelle geben, aber mit unseren Frischhaltedosen ist das kein Problem. Zusätzlich haben wir ein Deckelventil speziell für die Mikrowelle dafür entwickelt.

Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?

Alle Mitarbeiter zu halten und hier in Eslohe weiterhin Arbeitsplätze zu schaffen. Wir sind stark gewachsen in den letzten Jahren, auf inzwischen 110 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Wir haben eine neue Lagerhalle neben unserem Bürogebäude gebaut mit über 2700 Paletten-Stellplätzen und haben die Möglichkeit, diese noch zu erweitern. Es ist auf jeden Fall alles zukunftsorientiert ausgerichtet.

Schillheim: „Wir wollen die Großen schon ärgern!“

Unternehmer sprechen immer von Wachstum. Sie auch?

Klar wollen wir weiterwachsen. Wir wollen die Großen schon ärgern! In Deutschland sind wir bei Küchenhelfern ohne Strom schon auf Platz 2. Wir arbeiten im Fachhandel mit über 1000 Partnern in Deutschland zusammen und liefern in über 60 Länder. Wir unterstützen unsere Partner, wo es geht.

Produziert wird in Asien?

Ja, zum Großteil lassen wir in Asien fertigen, aber Design und Konstruktion ist Made in Germany. Wir prüfen selbst in Asien die Qualität: Wir haben zwei Mitarbeiter in Asien nur für Gefu angestellt, die fahren in die Fabriken und prüfen während der Produktion und nehmen nach der Produktion dann die Ware ab. Wenn die Ware in Deutschland ankommt, gibt es hier im Wareneingang noch einmal eine Prüfung. Also drei Qualitätsprüfungen, bevor die Ware in den Handel geht.

Trifft der Fachkräftemangel auch Gefu?

Gerade Führungspositionen sind schwierig zu besetzen, da wir keine gute Anbindung an die Autobahnen haben und Großstädte bis zu einer Fahrstunde entfernt liegen. Umso erfreulicher ist es im Moment, gut aufgestellt zu sein. Genauso schwierig ist es, Ausbildungsplätze zu besetzen. Wir suchen Auszubildende als Kaufmann oder Kauffrau für Groß- und Außenhandelsmanagement sowie eine Fachkraft für die Lagerlogistik.

>>>UNTERNEHMENSPASS - Daten und Fakten

Standorte: 1

Branche: Konsumgüter

Tarif: nein

Arbeitszeit: 40h-Woche

Weiterbildung: ja

Weitere Besonderheiten: zukunftssichere Perspektive in einem innovativen, inhabergeführten Unternehmen

Benefits: E-Bike-Leasing, Mitarbeiterrabatte, gratis Getränke, Gesundheitsmaßnamen, Firmenevents

Offene Stellen: Mitarbeiter für den Laden- und Messebau, Mitarbeiter Logistik, Ausbildung zum Kaufmann/-frau für Groß- und Außenhandelsmanagement, Ausbildung zur Fachkraft für Lagerlogistik

Kontakt: Braukweg 28 in Eslohe, www.gefu.com