Meschede. Krankenfahrten sind für die Betriebe ein wichtiges Geschäft. Warum es im HSK trotzdem schwer ist, ein Taxi zu finden, das diese übernimmt.
Steigende Benzin- und Werkstattpreise - und dann auch noch der Mindestlohn, dazu der ständige Personalmangel. Kein Wunder, dass es in Meschede schon hieß, Taxi Hoffmann übernähme keine Krankenhausfahrten mehr.
Krankenfahrten und Touren in der Nacht
Das stimmt so nicht, betont Maik Hoffmann. „Wir machen natürlich weiter Krankenfahrten, wie wir auch weiterhin als einziges Unternehmen in Meschede noch in der Woche nachts fahren!“ Der Geschäftsführer des gleichnamigen Taxi-Unternehmens erlebt aber täglich, wie sich Krankenhäuser aus dem ganzen HSK an die Taxi-Zentrale wenden, die er gemeinsam mit des Bestwiger Kollegen Thomas Hegener betreibt. Sie sind auf der Suche nach Unternehmen, die Krankenfahrten übernehmen können. Und auch Hegener und Hoffmann könnten da nicht immer helfen. „Schwierig wird es vor allem, wenn jemand kurzfristig ein Auto für eine Krankenfahrt braucht.“
Zu 90 Prozent geplante Touren
Krankenfahrten mit dem Taxi sind zu 90 Prozent geplante Touren. Da werden Patienten regelmäßig zur Dialyse oder zur Chemotherapie gefahren oder Fahrgäste müssen zu einer geplanten Behandlung ins Krankenhaus. Oftmals haben sie körperliche oder geistige Einschränkungen. Deshalb verschreibt der Arzt die Tour, die Krankenkasse übernimmt die Rechnung.
Wer kurzfristig eine solche Beförderung braucht, die restlichen zehn Prozent also, die haben es schwer. Dafür gibt es zum einen kaum Kapazitäten. „Zum anderen werden sich die Unternehmen angesichts der steigenden Kosten und des fehlenden Personals sehr genau durchrechnen, ob sich eine Fahrt wirtschaftlich lohnt“, erklärt Maik Hoffmann.
Mindestlohn und erhöhte Lebenshaltungskosten
Besonders hart sei das Taxigewerbe seit dem vergangenen Herbst getroffen, als zum 1. Juli der Mindestlohn von 12 Euro auch für die Aushilfsfahrer in der Taxibranche verpflichtend wurde. „Und dann zahlt man natürlich den festangestellten Fahrern nicht nur den Mindestlohn, sondern auch mehr“, sagt er. Gleichzeitig erhöhten sich die allgemeinen Lebenshaltungskosten sowie Sprit- und Werkstattpreise. Die Erstattung durch die Krankenkassen stieg aber nicht mit an, denn deren Haushaltspläne waren geschrieben, die Verhandlungen dazu bereits anderthalb Jahre her.
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Die Erstattung wird vom Verband des privaten gewerblichen Straßenpersonenverkehrs (VSPV) mit den Krankenkassen ausgehandelt. Im letzten halben Jahr hatte dieser Betrag - angesichts der allgemeinen Teuerung - deutlich unter den bestehenden Kosten gelegen. „Das war für uns Betriebe ein Zuschussgeschäft“, erklärt Hoffmann. 11,93 Euro gibt es aktuell im ländlichen Raum als Pauschale für eine Krankenfahrt. Damit lagen die Unternehmen laut Hoffmann 25 bis 30 Prozent unter dem Taxitarif. „Dabei ist eine Krankenfahrt oftmals mit erhöhtem Aufwand verbunden, weil man beispielsweise auf die Patienten am Übergabepunkt warten muss.“
Positive Nachricht vom Verband
Krankenhausfahrten machen mehr als die Hälfte der Beförderungen in der Region aus. Sascha Waltemate, Geschäftsführer des VSPV Nordrhein-Westfalen, schätzt, dass die Taxis im ländlichen Raum im Schnitt 40 bis 50 Prozent ihres Umsatzes darüber erwirtschaften. Auch ihm ist klar, dass die Krankenkassen-Pauschalen zuletzt viel zu niedrig angesetzt waren. „Die Verhandlungen waren schwierig. Wir hatten mit der Berechnung extra einen Gutachter betreut, der hatte mindestens 13,11 Euro pro Fahrt ermittelt.“
Er ist nun froh, dass er den Unternehmen eine positive Nachricht überbringen kann. Die Verhandlungen sind beendet. Vorbehaltlich der Zustimmung der Gremien, von denen er aber ausgeht, werde die Pauschale ab September deutlich ansteigen. „Sie erreicht die Berechnung des Gutachters und geht in einem weiteren Schritt noch deutlich darüber hinaus“, verspricht Waltemate. Die genauen Zahlen werde er beim Delegiertentag Anfang Juni mitteilen.