Meschede. Der Hochsauerlandkreis bereitet sich auf Katastrophen vor. Es werden Feldbetten, Aggregate und Spezialfahrzeuge gekauft - für den Fall der Fälle.

Jahrzehntelang ist der Katastrophenschutz auch im Hochsauerlandkreis vernachlässigt werden. Die Flutkatastrophe, aber auch der Ukraine-Krieg zeigen jetzt den Nachholbedarf auf. Martin Reuther, Sprecher des Hochsauerlandkreises, spricht von einer „Gemengelage“: Der HSK muss jetzt viel Geld ausgeben, um im Ernstfall reagieren zu können.

Evakuierungsplan seit 2018

Martin Reuther Pressesprecher des Hochsauerlandkreises.
Martin Reuther Pressesprecher des Hochsauerlandkreises. © Unbekannt | Archiv

Für viele der Kosten gibt es Zuschüsse von Land und Bund. 400.000 Euro sind noch im letzten Jahr außerplanmäßig bereitgestellt worden, weil das Land NRW schon seit 2018 eine Evakuierungsplanung von den Kreisen verlangt – notwendige Käufe wurden aber nicht getätigt, weil am Zentrum für Feuerschutz und Rettungswesen des HSK in Meschede-Enste für den Notfall ein Container mit Feldbetten bereitgestanden hätte. Den hat das Land inzwischen aber abgezogen.

Jetzt muss der Kreis selbst aktiv werden – auch angesichts des durch den Ukraine-Krieg neu hinzugekommenen denkbaren Gas-Mangels oder eines längerfristigen Stromausfalls. Der HSK will jetzt Unterbringungsmöglichkeiten für mindestens ein Prozent der eigenen Bevölkerung schaffen – also für etwa 2500 Menschen. Dafür arbeitet der Kreis mit den Städten und Gemeinden zusammen.

Schützenhallen oder Sporthallen

Solche kurzfristigen Unterkünfte könnten, etwa bei Großbränden oder Hochwasser, zum Beispiel Schützenhallen oder Sporthallen sein. Dafür aber ist jetzt der Ankauf etwa von Feldbetten, Einwegdecken und Hygiene-Paketen nötig. Dazu muss dann wiederum auch ein Katastrophenschutzlager angemietet werden – die Mengen sind zu groß, um sie in Enste lagern zu können. Dafür laufen derzeit die Planungen.

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Um auf die „wahrscheinlichsten Szenarien vorbereitet zu sein“, so die Kreisverwaltung, hat der Kreistag allein rund 1,5 Millionen Euro für 2023 für Material, Geräte und Fahrzeuge genehmigt. 250.000 Euro daraus fließen in die Vorplanungen für Notunterkünfte. Für 150.000 Euro sollen Notstromaggregate angeschafft werden. Für 55.000 Euro werden Satellitentelefone gekauft, die den HSK-Krisenstab dann auch mit den zwölf Kommunen verbinden. Für 54.000 Euro wird es ein Warnsystem mit mobilen Sirenen und für Durchsagemöglichkeiten geben

Bei Stromausfall

Zu diesen Summen kommen 795.000 Euro für neue Spezialfahrzeuge hinzu, die auf die Zwecke des Katastrophenschutzes zugeschnitten sind – vor allem, wenn der Strom flächendeckend ausfallen sollte. 320.000 Euro wird ein Abrollcontainer für Notstromgeräte kosten.

Darin sind verschiedene Aggregate samt Zubehör für Anschlüsse und Verteiler gelagert. Ein weiterer Notstromerzeuger mit 100 Kilovoltampere Leistung wird 100.000 Euro kosten – auf einem Anhänger angebracht, soll er die geplanten Notunterkünfte versorgen oder sonst bei einem Ausfall des Stroms in kritischer Infrastruktur eingesetzt werden. Die Kreisverwaltung hat bereits einen ähnlichen Anhänger, um die Versorgung des Kreishauses in Meschede sicherzustellen. Gekauft wird für 375.000 Euro auch ein geländegängiger Krankentransportwagen, damit der Rettungsdienst auch in ansonsten unerreichbaren Gebieten kommen kann – etwa bei Hochwasser.

Notbetrieb an Tankstellen

Hinzu kommen weitere 1,8 Millionen Euro an so genannten Verpflichtungsermächtigungen – also für Ausgaben, die erst in den nächsten Jahren anfallen werden. Denn für Spezialfahrzeuge gibt es lange Lieferzeiten: 2023 sollen die Aufträge für den Bau erteilt werden. Für 200.000 Euro werden zwei weitere Notstromerzeuger auf einem Anhänger bestellt. 750.000 Euro kosten fünf Mehrzweckfahrzeuge für den Katastrophenschutz, geeignet unter anderem für den Notbetrieb von Tankstellen. 560.000 Euro sollen zwei geländegängige Logistikfahrzeuge kosten, um im Katastrophenfall etwa bei Waldbränden eingesetzt werden oder um Evakuierungen bei Unwetter durchführen zu können.

Auch auf ein anderes Szenario stellt sich der Kreis ein: Um auf Gefahrgutunfälle vorbereitet zu sein, soll für 290.000 Euro eine eigene, mobile Übungsanlage gekauft werden. Derzeit wird sie noch ausgeliehen – anderswo werden diese Anlagen aber ausgemustert, die Ausleihe neuer Anlagen würde teurer. Die HSK-Anlage soll dann ihrerseits auch verliehen werden können, um sie teilweise zu refinanzieren.