Eslohe. Klimaaktivist Dr. Jörg Alt reist zu einem Vortrag in Eslohe an und steigt aus einem Auto aus, statt den ÖPNV zu nutzen. Was er dazu zu sagen hat.

Im Oktober des vergangenen Jahres klebt er sich gemeinsam mit weiteren radikalen Klima-Aktivisten am Stachus in München auf der Straße fest und sorgt für ein Verkehrs-Chaos in der Stadt. Anfang dieser Woche steigt er in Eslohe aus dem Auto aus, um im Dampf-Land-Leute-Museum einen Vortrag zu halten. Mit seinem Verhalten hat Jesuitenpater und Klima-Aktivist Dr. Jörg Alt in Eslohe für Irritationen gesorgt. Ein Klimaaktivist aus Nürnberg, der mit dem Auto anreist. Wie kann das zusammenpassen?

Genau das wollte unsere Zeitung von Dr. Jörg Alt wissen. Auf die schriftliche Nachfrage reagiert er prompt, aber grußlos. „Man sollte die Hintergründe kennen, bevor man überhaupt Vorwürfe erhebt“, antwortet er. Die 400 Kilometer aus Nürnberg war der Klima-Aktivist zwar mit dem Zug angereist. Von Meschede aus hatte er sich allerdings die restlichen rund 20 Kilometer mit dem Auto bis nach Eslohe fahren lassen, statt den deutlich klimafreundlicheren öffentlichen Personennahverkehr zu nutzen.

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Und das wäre eigentlich recht problemlos möglich gewesen: mit der Buslinie S70. Sie fährt direkt ab dem Mescheder Bahnhof zum Esloher Busbahnhof. Von dort aus wäre das Museum fußläufig und klimafreundlich zu erreichen gewesen. Warum er das als Aktivist nicht genau so gemacht hat? „Nach 8 Stunden Zugfahrt und 90 Minuten Verspätung war ich über die Abholung froh, zumal der Abholer aus Meschede stammte und Dinge nach Eslohe transportiert hat. Es fand also keine Extra-Fahrt statt“, rechtfertigt Dr. Jörg Alt die Fahrt mit dem Privatwagen auf unsere Nachfrage.

Mit dem Auto weiter bis nach Paderborn

Dr. Jörg Alt bei seine Vortrag im Museum Eslohe.
Dr. Jörg Alt bei seine Vortrag im Museum Eslohe. © Gudrun Schulte

Für Verwunderung hatte allerdings ebenfalls gesorgt, dass sich Alt nicht nur hat bringen lassen, sondern nach Ende des Vortrags gegen 21.30 Uhr erneut einen Privat-Pkw nutzte, um noch am Abend ins 70 Kilometer entfernte Paderborn weiterzureisen.

Auch hierfür hat Alt eine Erklärung: „Es stimmt, dass Personen aus Paderborn an dem Vortrag in Eslohe teilnahmen und mich anschließend nach Paderborn mitgenommen haben, wo ich übernachtet habe“, schreibt er und ergänzt erneut: „Es fand also keine Extra-Fahrt statt.“ Zur Übernachtung in Paderborn habe keine Alternative bestanden, da er dort ab 8.30 Uhr morgens beim nächsten Einsatz gewesen sei - dem akademischen Tag der Theologischen Fakultät. „Von Paderborn aus geht es im Übrigen wieder mit dem ÖPNV zurück nach Nürnberg“, erklärt Alt.

Ein Appell, die Zukunft zu retten

Nichtsdestotrotz bleibt für die Kritiker aus Eslohe festzuhalten, dass Dr. Jörg Alt als Klima-Aktivist und verurteilter Klimakleber „doch recht viele Kilometer mit dem so verhassten Auto zurücklegt.“ Nämlich fast 100 an diesem Tag. Wirklich konsequent sei das jedenfalls nicht.

Alts Vortrag mit dem Titel „Einfach anfangen“ war im Vorfeld als Appell beworben worden, die Zukunft zu retten. Eingeladen zu dem Abend hatte der Arbeitskreis Schöpfung-Natur in Zusammenarbeit mit dem Dekanat Hochsauerland Mitte und dem Museum Eslohe. Rund 60 Zuhörerinnen und Zuhörer waren der Einladung gefolgt.