Eslohe. Anwohner haben in einem Wald in der Gemeinde Eslohe am frühen Morgen mehrmals einen Wolf heulen hören. Was es damit auf sich hat.

Zwischen Bremke und Frielinghausen soll in den vergangenen Tagen ein Wolf geheult haben. Zu hören gewesen sei das Geheule einmal am vergangenen Samstagmorgen um 3.20 Uhr und ein weiteres Mal dann gegen 4 Uhr auf dem Drüpel, hat ein Leser gegenüber unserer Zeitung mitgeteilt. Gesehen hat das Tier allerdings niemand.

Christoph Bernholz ist Kreisjagdberater des Hochsauerlandkreises. Ja, so sagt er, es könne durchaus sein, dass es sich tatsächlich um Wolfsgeheul gehandelt habe. Grundsätzlich rät er bei der derlei Meldungen allerdings zur Vorsicht. „Ganz einfach, weil sie sich nicht verifizieren lassen“, erklärt Bernholz. Um zu bestätigen, dass es sich tatsächlich um das Heulen eines Wolfes gehandelt habe, bedürfe es einer Tonaufnahme. Und die liege in diesem - wie in vielen anderen Fällen - leider nicht vor.

Nicht mehr ungewöhnlich

Selbstverständlich könne es allerdings durchaus sein, dass ein Wolf in den Wäldern zwischen Bremke und Frielinghausen unterwegs gewesen sei. Ungewöhnlich sei das jedenfalls inzwischen nicht mehr. „Die Wölfe ziehen umher und kommen dabei natürlich auch durchs Sauerland“, so Bernholz. Erst kürzlich habe es eine bestätigte Wolfssichtung in Korbach und eine weitere in Wittgenstein gegeben. Einzelne Tiere seien dabei auf der Suche nach einem Revier oder einer Partnerschaft. Bei den umherziehenden Wölfen handele es sich in der Regel um männliche Tiere. „Dass sie auf Wanderschaft sind, ist nicht ungewöhnlich“, sagt der Kreisjagdbeauftragte. In der Regel geschehe das zur Paarungszeit im Frühjahr. Das sei eine normale Verhaltensweise.

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Sollte es sich im Wald zwischen Bremke und Frielinghausen also tatsächlich um einen Wolf gehandelt haben, müsse das nicht zwangsläufig bedeuten, dass er sich das Gebiet zu seinem Revier auserkoren habe. „Sonst hätte man das Heulen vermutlich schon häufiger wahrgenommen“, so Bernholz. Wahrscheinlicher ist es aus seiner Sicht, dass das Tier quasi nur auf der Durchreise war - eben bei der Suche nach einem neuen Revier. Ein einzelner Wolf werde nicht sesshaft.

20 Kilometer in einer Nacht

Locker 20 Kilometer lege ein Wolf auf Wanderschaft in einer Nacht zurück, weiß Bernholz. Auch Strecken von 40 bis 80 Kilometern seien nicht ungewöhnlich. „Wir müssen damit rechnen, künftig öfter solche Erfahrungen zu machen“, sagt Christoph Bernholz zum möglichen Wolfsgeheul in der Gemeinde Eslohe. Was aber eben immer wieder fehle, seien handfeste Beweise, mit denen sich eine Wolfssichtung verifizieren lasse. „Das könnte ein Pfotenabdruck im Matsch sein, ein Büschel Fell, eine Losung oder eben auch gerissenes Wild“, so Bernholz.

Wolfssichtungen im heimischen Raum sind zwar nicht ungewöhnlich, im Hochsauerland aber immer noch eher selten: Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen in Recklinghausen (LANUV) hält genau fest, wann und wo die Tiere in NRW nach gesicherten Informationen gesichtet wurden. Laut LANUV gab es zuletzt eine bestätigte Meldung aus dem Raum Medebach. Dort war am 6. März um 7.40 Uhr ein Wolf von Autofahrern gefilmt worden. Um 8.15 Uhr waren einem weiteren Autofahrer Fotos des Wolfes in geringer Entfernung zur ersten Beobachtung gelungen. Nach Einschätzung der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) handelt es sich vermutlich um einen Welpen, geboren im Jahr 2022.

Bestätigte Wolfssichtung

Die einzige bisher bestätigte Wolfssichtung aus dem Raum Meschede-Eslohe liegt inzwischen drei Jahre zurück. Gesehen worden war das Tier im April 2020 bei Calle. Dort hatte es an einem gerissenen Reh gefressen. Belegt ist die Sichtung zum einen durch das gerissene Reh sowie durch Abdrücke am Boden. Zeitlich passte die Entdeckung von Calle damals in eine Reihe weiterer Wolfssichtungen. Kurz zuvor hatte ein Spaziergänger berichtet, bei Sallinghausen einen Wolf gesehen zu haben. Außerdem war im Sorpetal bei Schmallenberg ein Tier von einer Wildkamera fotografiert worden, das vermutlich auch ein Wolf war. Die Aufnahme war aber zu grob, um mit Sicherheit auf einen Wolf schließen zu können.

  • Das Landesumweltamt LANUV bittet darum, Sichtungen von Wölfen bei der Behörde zu melden.
  • Es sei überaus selten, so das Amt, dass Spaziergänger einen Wolf aus der Nähe zu Gesicht bekommen. Falls es doch dazu kommen sollte, werden folgende Verhaltensregeln empfohlen: Nicht versuchen, Wölfe anzufassen oder zu füttern. Nicht weglaufen, sondern stehen bleiben. Langsam zurückziehen, wenn man den Abstand vergrößern will. Man kann einen Wolf vertreiben, indem man ihn laut anspricht, in die Hände klatscht und mit den Armen winkt.