Meschede. Marc Rediker aus Meschede arbeitet Vollzeit bei Hartleb-Getränke. So kam er trotz Lerneinschränkung zu diesem festen Job.
Es ist eine Geschichte von kleinen Erfolgen, es ist eine Geschichte von Gewinnern und es ist die Geschichte eines nicht ganz leichten Weges: Es ist die Geschichte von Marc Rediker. Er arbeitet Vollzeit bei Hartleb-Getränke in Meschede. Soweit, so unspektakulär, und dennoch ist es diese Geschichte wert, erzählt zu werden.
Gläser und Truhen reinigen
Seit Januar ist Marc Rediker bei Hartleb-Getränke fest angestellt. Zu seinen Aufgaben gehört es, die Gläser und die Kühltruhen zu reinigen. Er aktualisiert die Angebotsaushänge, kontrolliert die Waren auf ihr Mindesthaltbarkeitsdatum. Er fährt auch mit seinem Kollegen Rafael Blume los, liefert Getränke an Privatpersonen und für Feiern, kommissioniert Waren nach Lieferschein und ist Kunden im Getränkefachmarkt behilflich. Dann trägt er zum Beispiel Kisten ins Auto.
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Mit der Kundschaft und auch mit den Kolleginnen und Kollegen kommt Marc Rediker super zurecht: „Ab und zu machen wir auch Faxen miteinander“, sagt er und grinst. Acht Stunden hat sein Tag, Vollzeit eben. Marc Rediker hat eine Lerneinschränkung, hat Schwierigkeiten beim Lesen und beim Merken. Seinen Kollegen gehen die Tätigkeiten leichter von der Hand, und dennoch: Marc Rediker ist ein festes Mitglied im Team. „Es ist eine große Hilfe, dass er dabei ist. Er unterstützt, wo er kann und packt mit an“, berichtet sein Kollege Rafael Blume. In kleinen Schritten geht es zum Erfolg: Marc Rediker wird behutsam an neue Arbeiten herangeführt, kann sie dann in seinem Tempo üben und schließlich eigenständig umsetzen.
Stolz dabei zu sein
Er sei stolz, bei Hartleb-Getränke zum Team zu gehören, schwärmt der 22-Jährige. Das kann sein Arbeitgeber nur bestätigen: „Wir sind sehr zufrieden mit Marc Rediker und auch wir sind auch stolz darauf, dass er bei uns ist.“ Marc Rediker erledige seinen Job so gut, er kann. Auf seine Weise. „Man muss Fingerspitzengefühl haben, es gibt viel Erklärungsbedarf. Erläutern, zusammen machen, zeigen, und dann ist das in Ordnung“, sagt Inhaber René Telke. Marc Rediker wird bei all seinen Tätigkeiten von Kollegen begleitet, erledigt sie immer mit jemandem zusammen. „Außer seine Gläser spülen“, lacht René Telke, „das ist seins.“ Das dürfe auch kein anderer mehr machen, fügt er grinsend hinzu.
Marc Redikers Arbeitsplatz wird vom LWL-Inklusionsamt Arbeit über das LWL-Budget langfristig gefördert, außerdem fördert die Agentur für Arbeit mit einem Eingliederungszuschuss. Ein toller Tag war das für Marc Rediker, als er seinen Vertrag in den Händen hielt. Riesig gefreut habe er sich, „weil ich hier bleiben kann und auch ein bisschen mehr Geld verdiene.“ Begleitung erhält der junge Mann seit seiner Schulzeit vom Integrationsfachdienst (IFD) der Diakonie Ruhr-Hellweg.
Begleitung und Orientierung
Die Mitarbeiterinnen waren während seines ersten Praktikums bei Hartleb-Getränke an seiner Seite und haben ihn während seiner Schulzeit in der Berufsorientierung unterstützt, etwa durch Berufsfelderkundungen oder Potentialanalysen. „Wir begleiten die Menschen mit einer Schwerbehinderung eigentlich ihr ganzes Berufsleben hinweg und schon vor dem Eintritt ins Berufsleben“, sagt Jessica Peters vom IFD der Diakonie Ruhr-Hellweg. Dieses „an der Seite sein“ über einen so langen Zeitraum, wie es der IFD hier zur Verfügung stellt, sei für den Erfolg und letztlich die Nachhaltigkeit enorm wichtig.
Doch wie kam es dazu, dass der junge Mann, der in seiner Freizeit gerne zuschaut, wenn das Tambourkorps beim Karnevalsumzug durch sein Heimatdorf Cobbenrode marschiert, nun ausgerechnet im Getränkemarkt Im Schwarzen Bruch tätig ist? Die Geschichte beginnt schon während seiner Schulzeit in der Kardinal-von-Galen-Schule in Eslohe, einer Förderschule für geistige Entwicklung. In dieser Zeit macht der Schüler ein Praktikum bei Hartleb.
Arbeitsvertrag angeboten
Das hat ihm so gut gefallen, dass er nach der Schulzeit während einer Reha-Maßnahme der Agentur für Arbeit ein weiteres, 13-monatiges Praktikum hier gemacht hat: auf seinen ausdrücklichen Wunsch hin. In dieser Zeit hat Marc Rediker viel gelernt, zum Beispiel die Spülmaschine zu bedienen, Waren zu sortieren und vieles mehr. Das Jahr verlief so gut, dass Inhaber Telke ihm einen Arbeitsvertrag anbot: „Erfahrung“, so der Chef, „hatten wir ja zunächst gar keine. Aber wir haben gute Erfahrungen mit ihm gesammelt, Marc hat sich sehr gut entwickelt bei uns.“
Eine Win-win-Situation: „Für ihn ist es gut gelaufen, für uns auch. Marc bekommt nach und nach immer mehr Aufgaben, er wächst immer mehr in unseren Betrieb hinein. Jeden Tag, jede Woche, jeden Monat etwas mehr, so dass er das Gefühl hat, bei uns gut aufgehoben zu sein. Das Wichtigste ist allerdings: alles in seinem Tempo.“
Betriebsausflug im Juni
Im Juni fährt das ganze Team zusammen weg. Jedes Jahr gibt es den Betriebsausflug bei Hartleb-Getränke. Marc Rediker zum ersten Mal mit dabei. Drei Tage unterwegs mit der gesamten Belegschaft, er freut sich. Und das Team auch. „Win-win“ eben.
Der IFD der Diakonie Ruhr-Hellweg ist erreichbar unter der Telefonnummer 0291 2900-123.