Meschede. Davina Sauer-Wunding ist eine der wenigen Poetry-Slammerinnen in der Region. Sie tritt regelmäßig in der Tröte in Meschede auf.
Um 500 bis 600 vor Christi Geburt gab es in Griechenland schon Dichterwettbewerbe, die sowohl die Römerzeit als auch unser Mittelalter überlebten. Wenn wir das Wort Dichterwettstreit ins Englische übersetzen, ergibt das Poetry Slam. Die Vertreter und Vertreterinnen des Poetry Slam verstehen sich in der Tradition dieser uralten Wettkämpfe. Sie haben feste Zeitbegrenzungen, freie Themenwahl und vereinbarte Bewertungen einer Jury oder des Publikums.
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Poetry Slam als Veranstaltung entstand 1986 in Chicago und verbreitete sich schnell global. Die deutsche Poetry Slam-Szene gilt als eine der größten weltweit. 2016 wurden deutschsprachige Poetry Slam in das Bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen. Besonders hoch im Kurs stehen in Deutschland satirische und humoristische Beiträge, sie kommen einfach beim Publikum besonders gut an. Eine hiesige Poetry Slammerin erklärt uns mehr zum Thema.
Sie heißt Davina Sauer-Wundling, geboren 1977 und ist Inhaberin der Tanzwerkstatt Olsberg. Sie ist begeisterte Poetry Slammerin und gleichzeitig auch in der Comedy-Szene unter anderem in Meschede unterwegs.
Poetry-Slam und Comedy, ist das nun Beruf oder Hobby für Sie?
Sagen wir es so: Poetry Slam hat sich für mich irgendwie aus meinen Beruf ergeben: Nach meinem Abitur absolvierte ich in an der Kunsthochschule Amsterdam ein vierjähriges Studium zur Bühnentanzpädagogin. Ich sammelte Erfahrungen als Tänzerin, Choreographin und Pädagogin im Amateur- und Profibereich. 2002 eröffnete ich mein eigenes Tanzstudio in Olsberg: die Tanzwerkstatt Olsberg. Für mich bedeutet Tanz sowohl Tanzkunst als auch Tanzfreude, eine universelle Sprache und Kommunikation. Tanz kann Geschichten erzählen, Gefühle darstellen. Ähnlich verhält es sich mit dem geschriebenen Wort beim Poetry Slam. Hier werden Texte geschrieben und vorgetragen. Scheitern muss ich immer miteinkalkulieren, da ich nie weiß, wie der Text beim Publikum ankommt. Statt „Geschichten” zu tanzen, lese ich sie nun vor.
Wie passt Poetry Slam zum Programm Ihrer Tanzschule?
Ich denke, die Gemeinsamkeit ist die Freude an Darstellung, am Erzählen und an Kommunikation. Neben den körperlichen Fähigkeiten beinhaltet Tanz auch dies alles für mich, und das vermittele ich in meinen Tanzkursen. Ähnlich dürfte außerdem das Lampenfieber sein, das sowohl vor einem Tanzauftritt als auch beim Vortragen eines selbstgeschriebenen Textes überwunden werden möchte. Man verlässt seine Komfortzone und wächst möglicherweise sogar daran. Es macht mir Spaß, meine Schülerinnen und Schüler dazu zu motivieren, einfach mal den einen Schritt mehr zu wagen.
Wie reagiert Ihr Umfeld auf Ihre vielen Talente?
Naja, gelegentlich höre ich schon mal „das ist die Frau, die Tanzen unterrichtet, warum spricht sie denn jetzt?“ Inzwischen hat sich mein Umfeld aber daran gewöhnt. Das Spannende ist auch, dass die Mehrheit derer, die mich erst aus dem Comedy und Poetry Kontext kennen gar nichts über meinen Hintergrund als Tanzpädagogin wissen. Mit meinen 45 Jahren gehöre ich ganz klar zu den etwas geringer vertretenen älteren Teilnehmerinnen bei den Poetry Slams und Comedy-Bühnen. Viele der jüngeren Poetinnen und Poeten haben trotz ihres jungen Alters schon deutlich mehr Slam-Erfahrung als ich. Das finde ich superinteressant und echt bewundernswert.
Grundsätzlich ist das Publikum aber häufig sehr gemischt, was das Alter angeht. Auch das ist etwas, das mir an diesem Format gefällt. Vielleicht gelingt es mir ja, auch die gesetzteren und erfahreneren Mitbürger und Mitbürgerinnen im Sauerland für die Idee des Poetry Slam zu erwärmen, sei es als Zuschauer oder als Poet oder Poetin. Darüber würde ich mich sehr freuen, zumal ich inzwischen auch immer mehr im Sauerland mit meinen Texten unterwegs bin, unter anderem im Mai wieder bei der offenen Bühne in der Tröte in Meschede.