Meschede. Die außergewöhnliche Geschichte von Jacky: Die Meschederin Jaqueline Heckmann ist Influencerin bei TikTok, Instagram und YouTube.

Jacky sticht heraus aus der Menge in Meschede. Ihr Pullover und ihre Haare passen perfekt zueinander. Sie strahlen in hellem Orange miteinander um die Wette, ihr Septum, das Nasen-Piercing und lange Nägel mit Frühlingsdesign machen den Look perfekt.

Eine Ehe mit Höhen und Tiefen

Man könnte sagen, sie sieht aus wie viele junge Frauen mit 25. Doch ihre Geschichte ist eine andere, außergewöhnliche. Mit 17 Jahren wurde sie das erste Mal schwanger, von einem damals 47-Jährigen. Auf das erste Kind folgten weitere, Jacky heiratete, erlebte eine Ehe mit Höhen und Tiefen, fing an YouTube-Videos zu drehen und verliebte sich neu. Manches bereut sie, für vieles ist sie dankbar. Jetzt möchte Jacky den Fokus wieder mehr auf sich selbst legen. Auch in dem, was sie online postet.

179.600 Menschen folgen Jacky, deren eigentlicher Name Jaqueline Heckmann lautet, auf TikTok. @jackyy9797 heißt sie dort. „Mama8“ steht in ihrer Biografie der erfolgreichen Kurzvideo-App. Acht? „Ich hatte Zwillinge, die gestorben sind… Und eine Fehlgeburt.“

Sie leben weiter in ihrem Herzen, und aus ihrer Story macht Jacky kein Geheimnis. „Der Grund dafür, dass ich mir noch immer Kinder wünschte, war irgendwo auch der Verlust“, erklärt sie. Sie kann nicht wirklich in Worte fassen, was sie meint, und es ist auch schwierig. „Natürlich sind meine Kinder kein Ersatz. Ich hatte damals aber das Gefühl, ich brauche sie. Jetzt lerne ich, besser mit dem Verlust klarzukommen“, erklärt sie.

Offen spricht sie über Erlebnisse als junge Mutter

Heute wünscht sie sich keine weiteren Kinder mehr. Fünf hat sie, ein Mädchen und vier Jungen. Über ihre Erlebnisse als junge Mutter redet sie in den Sozialen Medien ganz offen. „Angefangen habe ich mit YouTube“, erklärt sie. 21 Jahre alt war sie damals, heute hat ihr Account Jackys Life 161 Videos und 10.500 Abonnenten. „Ich wollte schon immer berühmt sein, am liebsten als Sängerin“, erzählt sie von ihrem Kindheitstraum. Dafür reichte es nicht ganz, aber mit ihrem YouTube-Kanal erfüllte sie sich ihren Wunsch dennoch in gewisser Weise. „Es macht mir einfach richtig viel Spaß“, erklärt sie.

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Content produziert sie eigentlich zu allem, was ihr über den Weg läuft – Videos aus dem ganz normalen Leben. „Festlegen konnte ich mich noch nie gut“, sagt sie und lacht, „so richtig kann man mich in keine Kategorie einordnen.“ Schminken, Nägel machen, jede Menge Vlogs. Videos, in denen sie ihre Shopping-Ausbeute zeigt, Geburtstagsgeschenkideen, Selbstgenähtes. Plus, natürlich: Geschichten aus ihrem Leben als Mama und Ehefrau. „Früher habe ich auch meine Kinder gezeigt in den Videos“, erklärt sie. Das bereut sie heute, und was geht, hat sie gelöscht.

Derzeit: Hausfrau und Mutter

Ihren Lebensunterhalt finanzieren, kann sie mit dem Content nicht, „aber es ist ein nettes Taschengeld“, erklärt sie. Vielleicht werde es noch mehr, jetzt, wo sie auch ihre Inhalte ändern möchte. „Der Traum wäre natürlich, das hauptberuflich zu machen.“ Ihr Job zurzeit: Hausfrau und Mama. Wie sie das alles geschaukelt bekommt? „Das weiß ich selbst auch manchmal nicht“, sagt sie und lacht etwas. Demnächst möchte die 25-Jährige ihr Fachabitur nachholen, und dann ihren Bachelor in Pädagogik machen.

Allgemein habe die junge Frau zuletzt festgestellt, wie wichtig doch die Zeit für sich selbst ist. „Daher möchte ich in meinen Videos auch mehr über mich reden“, erklärt sie. Auch über Themen wie die mentale Gesundheit.

„Gerne spiele ich Gespräche mit meinen Kindern nach“

Jacky ist derzeit auf der Suche nach einem Therapieplatz, bei ihr wurde vor einiger Zeit die Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) diagnostiziert. „Ich brauchte lange, um das zu akzeptieren“, erklärt die junge Frau. „Jetzt lerne ich mich selbst neu kennen.“ Sie möchte über Dinge wie diese sprechen, erklärt sie. Das tut sie auch schon: Themen wie Essstörungen, Gewalt gegen Frauen und Gedankengänge übers Leben finden sich bereits auf ihrem Account. Und auch über die Trennung von ihrem Mann spricht sie offen.

Fehlen wird der Kinder-Content aber trotzdem nicht. „Gerne spiele ich Gespräche mit meinen Kindern nach“, sagt sie. Und das ist von Zeit zu Zeit Comedy pur. Ihr jüngster Sohn ist gerade ein paar Monate alt, ihr ältester sieben Jahre – ist gerade in die Schule gekommen. Er sei auch schonmal angesprochen worden, von einem anderen Jungen. „Der erzählte, dass er und seine Mutter immer zusammen meine Videos gucken“, sagt Jacky. „Daraufhin fragte ich meinen Sohn, ob es ihn stört.“ Das tut es nicht.

Ab und zu auch Erotikshootings

„Der Kleine will sowieso auch schon YouTuber werden“, sagt sie. Darf er auch – wenn er 14 ist, so Jacky. Sie möchte ihre Kinder in jedem Fall vor den Gefahren des Internets schützen. „Wenn ich einen Livestream mache, schließe ich auch die Tür zum Zimmer ab“, erklärt sie. In der Zwischenzeit passt der Papa dann auf die Kleinen auf. Oder sie schlafen schon längst seelenruhig.

Und es gibt noch etwas, das hinter verschlossenen Türen bleibt. Von ihrem Fotografen lässt sie sich ab und zu in Erotikshootings ablichten. „Ich mache aber nur Bilder, die man auch auf Instagram posten könnte“, erklärt Jacky. Heißt, in Dessous – und nicht ganz nackt. „Es wäre praktisch, damit Geld verdienen zu können“, sagt sie.

„Hate ist normal“

Fünf Kinder und Erotikshootings? Das passt nicht zusammen, finden einige TikTok-Nutzer und geben in der Kommentarspalte von Jackys Videos ungefragt ihre Meinung zum Besten. Auch unter ihrem vorletzten Video auf YouTube, in dem sie über die Trennung von ihrem Mann spricht, kassiert die junge Frau einige böse Kommentare. „Hate ist normal“, sagt Jacky. „Aber natürlich nimmt mich das manchmal mit.“

Sie verstehe die Menschen manchmal nicht – die wissen doch gar nicht, worüber sie reden und wie Jackys Leben wirklich aussieht. „Häufig mache ich mich aber auch über die Kommentare lustig, nutze sie für übertriebene, ironische Antworten“, erklärt sie und lacht. Wenn ihr zum Beispiel jemand sagt, dass sie eine schlechte Mutter sei. „Dann filme ich mich mit einer Puppe, lasse sie fallen, und so weiter.“ Sie begegnet damit ihren Hatern und zeigt: Da stehe ich drüber. Wie könnten ein paar Kommentare Jacky auch so sehr treffen? Sie hat schon weitaus mehr durchgestanden.